Bochum. Szenekenner sagen, dass illegale Partys wie die in Bochum kein Einzelfall sind. Clubbetreiber finden, dass die Kontrolle schwer umsetzbar ist.
Die illegale Party in einem Club in der Innenstadt ist in Bochum offenbar kein Einzelfall. Nach WAZ-Informationen wird auch andernorts regelmäßig gefeiert – stets als „geschlossene Gesellschaft“ mit mitunter obskuren Anlässen, um die Corona-Bestimmungen zu umgehen.
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136 Gäste hatten sich am Wochenende in einem Club in der City eingefunden. Der ist wegen Corona zwar seit März geschlossen, kann für besondere Anlässe aber angemietet werden – hier offiziell zu einem 20. Geburtstag. Dabei, so dokumentieren Bilder und Videos, wurde eng an eng und ohne Masken getanzt. Weil Karten zuvor verkauft worden sein sollen, gilt die Party als öffentlich und damit verboten. Dem Veranstalter droht ein Bußgeld. Die Stadt prüft derzeit weiter, wie und ob man den Veranstalter für seine Party belangen kann.
In Bochum gab es trotz Corona 79 Veranstaltungen aus „herausragendem Anlass“
Privatveranstaltungen aus „herausragendem Anlass“ sind nach der aktuellen Coronaschutzverordnung mit bis zu 150 Gästen erlaubt, müssen aber bei der Stadt gemeldet werden. 79 dieser Veranstaltungen sind bis Dienstagmittag bei der Stadt angemeldet worden, so heißt es auf Nachfrage. Nur 19 Anzeigen seien ohne weitere Nachfragen plausibel und nachvollziehbar zu klären gewesen. „Für die restlichen 60 Anzeigen fehlten Daten, um eine korrekte rechtliche Einschätzung vornehmen zu können.“
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Als privat getarnte Techno-Raves steigen in Bochum an nahezu jedem Wochenende, berichten Szene-Kenner. Das Vorgehen sei immer gleich. Man nehme einen vermeintlichen Anlass. Dazu dient nicht nur ein Geburtstag, sondern – so wird erzählt – auch der Abschluss eines Ausbildungsvertrages oder „die Nachfeier einer Taufe“.
„In Corona-Zeiten müssten sich alle in die Regeln halten“
Ein Club wird angemietet. In den sozialen Medien, meist auf Instagram, wird die Party beworben. Bezahlt wird per PayPal: in der Regel 15 Euro, inklusive Getränken 30 Euro. Vorteil für den Club: Er ist als Vermieter außen vor. Die Verantwortung trägt der Ausrichter.
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Ob der gerade zu vorgerückter Stunde auf die Einhaltung von Abständen oder das Tragen einer Maske drängt, erscheint zweifelhaft. Christian Bickelbacher, Vorstandsmitglied der Immobilien- und Standortgemeinschaft Bermudadreieck, schüttelt den Kopf. „Ich war auch mal jung und kann verstehen, dass die jungen Leute Bock aufs Feiern haben“, sagt der Gastronom. Doch in Corona-Zeiten müssten sich alle in die Regeln halten.
Illegale Partys setzen viel aufs Spiel
„Wir im Dreieck setzen alles daran, die Corona-Auflagen penibel einzuhalten. Clubs wie die ,Trompete’ und das ,Riff’ sind weiter geschlossen und halten die Füße still. Andere hingegen setzen mit illegalen Partys alles aufs Spiel“, so Bickelbacher und warnt: „Mit einem solchen Verhalten schneidet man sich ins eigene Fleisch. So werden die Clubs noch länger verboten bleiben.“
Auch der Bochumer Club „Sachs“ vermietet seine Räume für private Feiern, die Betreiber Lars Bremkens und Christopher Marrek sagen jedoch: „Wir wollen, dass es irgendwann weiter geht und machen alles erdenklich Mögliche“, sagt Marrek. Das heißt, sie halten sich strikt an die Corona-Vorgaben, vermieten vor allem an Stammgäste. Wer zum Beispiel zu einer privaten Geburtstagsparty im Sachs einladen will, müsse unterschreiben, dass es sich nicht um eine kommerzielle Veranstaltung handelt. Sie seien bei den Partys vor Ort, achten darauf, dass nur die reinkommen, die auf der Gästeliste stehen und sich alle die Hände desinfizieren.
IGS fordert: Mehr Kontrollen in der Nacht und am frühen Morgen
Bremkens und Marrek ist klar: „Die Leute hören nicht auf zu feiern. Und dann doch lieber in einem geschützten Raum mit Lüftung und Hygienekonzept als irgendwo privat“, so Bremkens. Schwarze Schafe gebe es immer, die Sachs-Betreibe fragen sich allerdings, wie Club-Inhaber, die die Corona-Vorschriften umsetzen, auch noch die etwaigen Verwandtschafts- und Bekanntschaftsgrade ihrer Gäste überprüfen sollen.
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Ein Vorschlag,der in der Branche häufig zu hören ist: Die Kontrollen der Ordnungsbehörden müssten auch nachts, besser noch am frühen Morgen stattfinden. Dabei könnten nicht nur die angestammten Clubs ins Visier geraten. An einem Sonntagmorgen im Juni sprengte die Bahnpolizei eine Techno-Party im Ehrenfeld. Gefeiert wurde im Keller eines leerstehenden Bahn-Gebäudes – schon seit Freitag, wie die 38 angetroffenen Gäste berichteten. Aufgeflogen war die Party, weil mehrere Raver an der Zugstrecke uriniert und so die Polizei auf den Plan gerufen hatten.
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