Bochum. Fast 1000 Anzeigen hat die Stadt Bochum wegen Verstößen gegen Corona-Auflagen erstattet. Im Ruhrpark ist die Maskenpflicht im Freien aufgehoben.
Die Stadt Bochum hat seit Beginn der Pandemie insgesamt 982 Verfahren wegen Verstößen gegen die Corona-Schutzverordnung eingeleitet. „Es wurden bislang Bußgelder in Höhe von 343.000 Euro festgesetzt“, teilt Stadtsprecher Peter van Dyk auf WAZ-Anfrage mit.
Damit reagiert die Stadt auf Kritik von Bürgern, die Kontrollen in angemessenem Umfang vermissen – insbesondere im Bermudadreieck, in dem eine WAZ-Leserin am vergangenen Freitag unterwegs war und schreibt: „Mich wundert es nicht, dass die Anzahl der Corona-Erkrankten am Wochenende sich so erhöht hat! Als ich gegen 21.30 Uhr zum Parkhaus zurückkehrte, erschreckte mich die dicht gedrängte Menge von Menschen ohne Sicherheitsabstand und ohne Mundschutz. Wer kontrolliert hier?“
Kontrollen meist in der Gastronomie und im Einzelhandel
Die Stadt verweist auf die Vielzahl von Anzeigen. Ganz weit vorn: Verstöße gegen das Ansammlungsverbot und die Abstandsregeln. Bußgelder wurden vielfach auch verhängt, weil Hygienemaßnahmen nicht eingehalten wurden und ein Mund-Nasen-Schutz fehlte.
Der ist in weiten Teilen des Ruhrparks keine Pflicht mehr. Seit Mitte September gilt eine neue NRW-Verordnung. Danach müssen in den freien Bereichen von Einkaufszentren keine Masken mehr getragen werden. Probleme mit der Maskenpflicht habe es kaum gegeben, blickt Center-Manager Andreas Ulmer zurück. „Anfangs wussten viele nicht, dass die Auflage auch außerhalb der Geschäfte galt. Nach einer Eingewöhnung waren wir aber zuletzt bei 99 Prozent.“
Im Ruhrpark geht’s bergauf
Gleichwohl folge der Ruhrpark nun der Lockerung – mit einem durchaus erstaunlichen Ergebnis. Nach Beobachtung der WAZ am Montag sind zwei von drei Kunden unter freiem Himmel nach wie vor mit Mund-Nasen-Bedeckung unterwegs. „Sicher ist sicher. Und in den Geschäften muss man die Maske ja sowieso weiter tragen“, sagt Carola Demberg (29) aus Witten, die mit ihrer vierjährigen Tochter im Ruhrpark einkauft.
Nicht nur in den Shops, sondern auch im Gastro-Rondell „Via Bartolo“, auf den Toiletten, in den Cafés und Restaurants sowie in der geschlossenen Passage zwischen UCI und „Via Bartolo“ ist die Maske nach wie vor Pflicht. Quote hier am Montag: nahe 100 Prozent. „Bitte helfen Sie uns“, heißt es auf großflächigen Hinweistafeln, die über die aktuellen Hygieneregeln informieren. Die allermeisten Kunden nehmen’s ernst – und sorgen seit dem Sommer für einen Aufschwung, so Andreas Ulmer. Zwar werde man die sonst üblichen elf Millionen Besucher in diesem Jahr nicht erreichen. Die Kunden- und Umsatzzahlen seien aber „deutlich steigend. Der September sah schon sehr gut aus. Bislang musste kein einziges Geschäft wegen Corona schließen“.
Weihnachtsmarkt soll im November beginnen
Gute Voraussetzungen für das Center-Management, trotz Corona an den Plänen für einen Weihnachtsmarkt festzuhalten. „Es wird einen Markt geben, wohl auch in der Größe der Vorjahre. Die Feinabstimmung mit dem Ordnungs- und Gesundheitsamt läuft“, kündigt Andreas Ulmer an. Dabei müsse es in Corona-Zeiten aber zu Einschränkungen kommen. So werden an allen Hütten ein Sputzschutz sowie Bodenmarkierungen angebracht. Zudem greifen weitere Hygienemaßnahmen.
Stadt stockt Ordnungsdienst auf
Die Stadt kündigt an, ihren Ordnungsdienst aufzustocken. Der Stellenplan sieht 24 Mitarbeiter vor. Noch in diesem Jahr sollen 20 „Unterstützungskräfte“ eingestellt werden.
Die Außendienstler haben in Corona-Zeiten alle Hände voll zu tun. Ins Visier rücken dabei auch die Einkaufsmärkte in Bochum, in denen – so die Beobachtung von WAZ-Lesern – die Vorgaben vielfach nicht mehr eingehalten werden.
Auf WAZ-Anfrage nennt die Stadt Zahlen. Danach wurden im September mehr als 70 Kontrollen im Einzelhandel (auch Supermärkte) vorgenommen. Dabei gab es 27 Verstöße: wegen fehlender Beschilderung, Händedesinfektion, Zutrittssteuerung, Mindestabstand, Spuckschutz und Einkaufswagen.
„Alle Verstöße werden mit Ordnungswidrigkeitsanzeigen geahndet“, teilt die Verwaltung mit.
Am 20. November, so der Plan, soll der Weihnachtsmarkt im Ruhrpark beginnen. Ein Verkaufsstand, der derzeit gute Geschäfte macht, könnte auch im Advent stehen bleiben – mit einem Sortiment, das es in den Vorjahren nicht gegeben hat: Alltagsmasken in allen Farben und Formen.