Bochum. Der Weihnachtsmarkt in Bochum steht weiter auf der Kippe. Inzwischen deuten sich aber Lösungen für einen Budenzauber in Corona-Zeiten an.

In zwei Monaten, am 19. November, soll der Weihnachtsmarkt in der Bochumer Innenstadt beginnen. Doch ob und wie der Festmarkt stattfinden darf, ist nach wie vor ungewiss. Während die Bochum Marketing GmbH als Veranstalter auf eine Verordnung des Landes wartet, bangt der Schaustellerverein vor einer Absage. „Der Weihnachtsmarkt ist unser letzter Strohhalm. Sonst stehen viele unserer elf Mitgliedsbetriebe in Bochum vor dem Aus“, appelliert Vorsitzender Andreas Petter (55).


Mit 1,5 Millionen Besuchern ist der Weihnachtsmarkt die mit Abstand größte Veranstaltung in Bochum. Zweistellig sind die Millionen-Umsätze, die auf dem Markt, im Handel, in der Gastronomie und Hotellerie generiert werden. Als „Katastrophe“ wertet Marc Mauer, Chef der Interessen- und Werbegemeinschaft IBO, die Folgen einer Ausfalls für die von der Coronakrise schwer gebeutelte Bochumer City.

Weihnachtsmarkt in Bochum: Schausteller bangen vor Absage

„Die Verantwortlichen müssen alles unternehmen, um den Markt möglich zu machen“, fordert Andreas Petter. Mit ihren bunten Verkaufswagen stehen die Schausteller derzeit wieder auf dem Boulevard. Eine Notlösung in einem existenzbedrohenden Jahr ohne Kirmessen und Volksfeste. Letztmals klingelten die Kassen beim Weihnachtsmarkt 2019.

Die Märkte müssten „als letzter Rettungsanker unbedingt laufen, um das Gewerbe zu retten“, bekräftigt Albert Ritter, Präsident des Deutschen Schaustellerbundes. Fertige Hygiene- und Sicherheitskonzepte lägen in der Schublade.

Erste Pläne: Mehr Platz, keine Bühne und Einbahnverkehr

Als Blaupause für Bochum könnte Essen dienen. In der Nachbarstadt wurden jüngst die ersten Pläne der Essen Marketing Gesellschaft für den Weihnachtsmarkt vorgestellt. Einige Anhaltspunkte:

– Es müsste mehr Raum zwischen den Hütten und Ständen (in Bochum sind es 200) geben, um ein Gedränge zu vermeiden. Das würde heißen: Der Markt wird entweder verkleinert oder auf umliegende Straßen ausgeweitet.

– Auf eine zentrale Bühne (in Bochum auf dem Dr.-Ruer-Platz) wird verzichtet.

– An den Imbiss- und Glühweinständen (möglicherweise ohne Alkohol) soll es ein Einbahnverkehr für die Besucher geben. Die Theken sind mit Plexiglasscheiben versehen.

1,5 Millionen Besucher lockt der Weihnachtsmarkt Jahr für Jahr in die Bochumer Innenstadt. Ein Höhepunkt seit elf Jahren: der fliegende Weihnachtsmann auf dem Dr.-Ruer-Platz.
1,5 Millionen Besucher lockt der Weihnachtsmarkt Jahr für Jahr in die Bochumer Innenstadt. Ein Höhepunkt seit elf Jahren: der fliegende Weihnachtsmann auf dem Dr.-Ruer-Platz. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

– As gäbe deutlich mehr Sitzplätze. An den Tischen würde wie in der Gastronomie eine Registrierungspflicht gelten. „Alles“, konstatiert Albert Ritter, „liefe geordneter ab.“

Zäune in der City sind wohl keine Option

Offenbar keine Option ist es, Zäune rund um die City aufzubauen und Einlasskontrollen einzurichten. 30.000 Quadratmeter umfasst der Bochumer Weihnachtsmarkt. Ein System mit Besucher-Obergrenzen und vorheriger Online-Registrierung erscheint logistisch kaum praktikabel – ebenso wie Einlasskontrollen ohne Anmeldung, die vor allem an den Wochenenden mit 1,50 Meter Abstandsgebot kaum durchzuführen wären.

Was bleibt? Weiter warten, auch wenn die Zeit immer knapper wird. BO-Marketing hat schon vor Monaten sämtliche Verträge mit den Schaustellern und Zulieferern unterzeichnet – wenn auch mit Corona-Ausstiegsklausel. Mit den Behörden sei ein umfassendes Hygienekonzept abgestimmt und mögliche Einschränkungen und Alternativen aufgezeigt worden, erklärt BO-Marketing Sprecher Christian Gerlig. Derzeit gebe es nichts Neues zu vermelden. Man warte auf eine Entscheidung der Landesregierung, welche Regeln für die Weihnachtsmärkte 2020 gelten.

Konkurrenz plant private Märkte

Derweil steht die mögliche Konkurrenz bereits in den Startlöchern. Wie es heißt, planen private Veranstalter, bei einer Absage in der City Weihnachtsmärkte außerhalb des Stadtzentrums aufzuziehen, etwa auf eingezäunten Großparkplätzen. Als Vorbild dient der „Weihnachtszirkus“ auf dem Cranger Kirmesplatz, wo diesmal ein E-Ticket-System im Gespräch ist, um die Besucherzahl (Vorjahr 200.000) einzuschränken.