Bochum. Fünf Sekunden – und weg ist der Fleck: Der USB in Bochum hat eine neue Kaugummi-Entfernungs-Maschine in Betrieb genommen. Eine zähe Aufgabe...
Es dampft und zischt. Fünf, maximal zehn Sekunden dauert der Überlebenskampf. Dann hat die schwarze Masse verloren. Immer. Triumphgefühle mögen bei Admir Besirevic und Horst Giesler dennoch nicht aufkommen. Ihre Arbeit gleicht einer Sisyphusaufgabe. Täglich sind die USB-Beschäftigten mit der Kaugummi-Entfernungs-Maschine in der Bochumer Innenstadt im Einsatz. Jedes Ende ist zugleich ein Anfang.
Kaugummis sind in aller Munde. Doch wenn sie ihren Geschmack verlieren, landen sie vielfach auf der Straße. Achtlos ausgespuckt. Platt getreten. Verhärtet zu schwarzen Flecken, die das City-Pflaster verschandeln.
Kaugummi-Entsorgung in Bochum: Neue Maschine kostet 130.000 Euro
Ihre Beseitigung ist ein ebenso zähes wie teures Geschäft. Mit Besen oder Kehrmaschine ist den klebrigen Hinterlassenschaft kaum beizukommen. 2007 schaffte sich der Umweltbetrieb USB deshalb die erste Fleck-weg-Maschine an, um die schäbigen Überreste in der Fußgängerzone zu beseitigen. Das gelingt seither mit überschaubarem Erfolg. Siehe oben: Kaum ist eine Fläche sauber, sind die Pflastersteine bald wieder schwarz gesprenkelt.
Nun hat der USB aufgerüstet. Die alte Maschine wurde ausgemustert. Seit dem Sommer sind die USB-Trupps mit einem neuen, 130.000 Euro teuren Kaugummi-Entfernungs-Fahrzeug unterwegs. Zwar muss weiterhin jeder Klumpen einzeln bearbeitet werden. Ein 2000-Liter-Wassertank macht den früher notwendigen Hydranten aber überflüssig. Und: Während beim Vorgänger Reinigungsmittel beigemischt wurden, kommt das neue Modell ganz ohne chemische Zusätze aus. Wasser, Druck, Hitze: reicht.
Wasserdampf ist 90 Grad heiß
Eine Lanze, aus der 90 Grad heiße Wasserdampf-Strahlen mit bis zu 200 bar gepresst werden, bereitet jedem Kaugummi nach drei bis vier Zisch-Attacken ein rückstandsloses Ende. Was bleibt, sind helle Flecken. Deshalb folgt Arbeitsschritt Nummer 2. Wie beim Hochdruckreiniger daheim auf der Terrasse wird mit einem Flächenreiniger nachgearbeitet. Am Schluss glänzt das Trottoir wie neu. Wenn auch leider nicht lange.
Montags bis freitags von 6 bis 14 Uhr sind die USB-Putzdoppel mit ihrer Dampfmaschine im Einsatz. Mehr als 1000 Flecken verschwinden pro Schicht. Allerdings nur bei Außentemperaturen über null Grad. Herrscht Frost, muss auch die leistungsstärkste Kaugummi-Maschine kapitulieren und im Fuhrpark bleiben. Das hat Folgen: Spätestens zum Neustart ist der Fleckenteppich wieder neu bestückt.
Sisyphus lässt grüßen
Wenig abschreckend wirkt offenbar das Bußgeld für Umweltsünder. Es wurde für Kaugummis im vergangenen Jahr auf 40 Euro aufgestockt. Doch ob Spucker tatsächlich zur Kasse gebeten werden? Es gebe durchaus Kontrollen, versichert Stadtdirektor Sebastian Kopietz und betont: „Den allermeisten Bürgerinnen und Bürgern ist die Sauberkeit und das ansprechende Erscheinungsbild ihrer Stadt wichtig.“ Aber es gebe „leider eben auch die anderen“. Die, weiß Kopietz, muss man für ein Verwarngeld auf frischer Tat ertappen. „Sonst ist die Beweisführung schwierig.“
Strafen für Umweltsünder wurden angehoben
Die Stadt Bochum hat die Strafen für Umweltverschmutzer im vergangenen Jahr deutlich angehoben.
25 Euro drohen für das Wegwerfen von Zigarettenschachteln und -kippen, Pappbechern und -tellern, Taschentüchern sowie Obst- und Lebensmittelresten wie zum Beispiel Bananenschalen und Apfelkerngehäusen.
Mit 40 Euro wird die Ex-und-hopp-Entsorgung von Kaugummis, Blechdosen, Plastikflaschen, Zeitungen und Illustrierten, Plastikbeuteln und Kleidungsstücken bestraft.
55 Euro werden beim Liegenlassen von Hundekot oder Urinieren in der Öffentlichkeit fällig.
Admir Besirevic und Horst Giesler ziehen mit ihrem High-Tech-Wagen auf dem Boulevard einige Meter weiter. Schwarze Flecken übersäen auch hier die Pflastersteine. „Sieht schlimm aus. Viel Erfolg!“, sagt ein Passant und grüßt. Sisyphus auch.
Weitere Berichte aus Bochum lesen Sie hier.