Bochum-Riemke. Die Politik reagiert auf die Bilanz der Stadt zu Tempo 30 auf der Herner Straße. Die Grünen sind zufrieden, die CDU Riemke bezweifelt den Erfolg.
Die Stadt zieht eine positive Bilanz des Verkehrsversuchs Tempo 30 auf der Herner Straße, der eingeführt wurde, um die Schadstoffbelastung zu senken. Die Politik reagiert jetzt kontrovers auf die Ergebnisse. Während die Grünen im Bezirk Mitte sich zufrieden zeigen, kann die CDU Riemke die positive Einschätzung nicht teilen.
Grüne: Gesundheit der Menschen ist entscheidend
Moritz Oberberg, Sprecher des Grünen-Ortsverbands Mitte: „Es zeigt sich, dass sich der Mut der Stadtverwaltung ausgezahlt hat und so richterliche Zwangsmaßnahmen vermieden werden konnten. Die Einhaltung von Grenzwerten ist für die Gesundheit der Menschen entscheidend und geht immer vor.“
Raphael Dittert, Fraktionschef der Grünen im Bezirk Mitte, ergänzt: „Tempo 30 hat dazu geführt, dass die Herner Straße kein Schleichweg zwischen zwei Autobahnen mehr ist. Auch können die Behauptungen, dass Radwege und Tempo 30 zu einem Verkehrskollaps führen, spätestens jetzt in die Märchenwelt überführt werden.“
CDU: Keiner hat eine Entspannung wahrgenommen
Die CDU indes bezweifelt die Erfolgsgeschichte der Geschwindigkeitsreduzierung. Lothar Gräfingholt, Vorsitzender des Ortsverbands Riemke: „Wir treffen nahezu täglich Anwohner der Herner Straße vor Ort und haben bisher praktisch niemanden getroffen, der eine Entspannung auf der Herner Straße wahrgenommen hat.“
Vielmehr seien die Zeiten der zum Teil zweifachen Umleitung über die Herner Straße durch die über viele Monate gleichzeitige Sperrung von Tenthoffstraße und Poststraße eher als Stop-and-Go-Situationen wahrgenommen worden.
Vom Radarwagen zum Kombi-Blitzer
Die Tempo-30-Zone auf der Herner Straße zwischen den Autobahnanschlüssen A 40 und A 43 wurde am 24. Oktober 2018 wegen der Stickoxydbelastung eingeführt.
Zunächst stellte die Stadt Radarwagen auf, um Temposünder zu kontrollieren. Inzwischen hat sie sogenannte Kombi-Blitzer an mehreren Stellen auf der Herner Straße, die sowohl Tempo- als auch Rotlichtverstöße aufzeichnen.
Nach wie vor sehe die CDU Riemke hier Optimierungsbedarf, insbesondere bei der Ampelschaltung. Diese Ansicht teilten auch Anwohner im WAZ-Stadttteil-Check. Stefanie Krüger: „Das nervt wohl jeden Riemker. Ich fahre mit dem Auto zur Arbeit. Wenn wenigstens die Ampeln entsprechend eingestellt worden wären. So aber fahren alle, die sich auskennen, durch die Wohnstraßen und belasten dort die Bewohner.“
Lothar Gräfingholt versichert: „Wer die Herner Straße, wie viele Riemkerinnen und Riemker, nahezu täglich fährt, kann die Erklärungen der Verwaltung, die Ampeln seien so optimal wie möglich geschaltet und koordiniert, nicht wirklich nachvollziehen.“
Seitenstraßen mehr belastet
Den Seitenstraßen werde zu wenig Beachtung geschenkt. Die Stadtverwaltung hatte nach den Zählungen festgestellt: Der Verkehr auf der Herner Straße habe abgenommen, in einigen Nebenstraßen aber teils erheblich zugenommen. Gräfingholt: „Dies gilt insbesondere für die Tippelsberger Straße, die wie bisher als Umgehungsstrecke von den Autofahrern genutzt wird, die den nach wie vor entstehenden Staus auf der Herner Straße entgehen wollen. Der Anreiz, hier mit Tempo 50 schneller und stauminimiert fahren zu können, wird offenbar weiterhin von der Verwaltung ignoriert.“
Inzwischen liege, wie die Orts-CDU erfahren hat, im Rathaus eine Bürgeranregung von Anwohnern der Tippelsberger Straße auf Einführung von Tempo 30 vor, die später wohl in der Bezirksvertretung auf die Tagesordnung kommt. Die CDU unterstützt das Begehren: „Die Klimabeeinträchtigung endet nicht an der Herner Straße“, so Gräfingholt.