Bochum-Riemke. In Riemke machen aufgebrachte Bürger ihrem Ärger Luft. Doch der Stadtbaurat macht wenig Hoffnung auf ein Ende von Tempo 30 auf der Herner Straße.

„Wir hatten als Stadtverwaltung die Wahl zwischen Pest und Cholera, als wir Tempo 30 auf der Herner Straße einrichteten“, betont Stadtbaurat Markus Bradtke. Zu Gast ist er bei der Riemker Runde des CDU-Ortsvereins im katholischen Gemeindehaus von St. Franziskus Riemke. 90 Besucher sind gekommen, um am liebsten das sofortige Ende dieses Gebots zu erreichen, wie die vielen Unmutsäußerungen zeigen. Das Thema beschäftigt vor Ort. „So viele Leute waren schon lange nicht mehr da“, stellt der CDU-Ortsvereinsvorsitzender Lothar Gräfingholt dazu passend fest.

Stadt setzt mit Tempolimit ein Zeichen

Rund 90 Bürger sind zur Riemker Runde der CDU erschienen, um mit Stadtbaurat Bradtke über die Verkehrssituation vor Ort zu diskutieren.
Rund 90 Bürger sind zur Riemker Runde der CDU erschienen, um mit Stadtbaurat Bradtke über die Verkehrssituation vor Ort zu diskutieren. © Gero Helm

Seit 24. Oktober 2018 gilt Tempo 30 auf der Herner Straße. Und Markus Bradtke macht im Verlauf des Abends keine Hoffnung, dass es demnächst aufgehoben wird. Im Gegenteil. „Nichts zu tun, barg die Gefahr in sich, dass die Straße durch das dauerhafte Überschreiten der europaweit geltenden Grenzwerte für die Luftreinhaltung per Gerichtsbeschluss gesperrt wird und überhaupt nichts mehr geht“, so Bradtke weiter mit Blick auf eine beim Verwaltungsgericht Gelsenkirchen vorliegende Klageschrift der Deutschen Umwelthilfe. Mit der Beschränkung auf Tempo 30 habe man zwar den Bürgerwillen gegen sich, setze aber ein Zeichen, dass die Stadt dauerhaft etwas gegen die Grenzwertüberschreitung bei der Stickoxid-Belastung von 51 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft tun wolle. Erlaubt seien laut EU höchstens 40 Mikrogramm. „Die Stadt handelte hier im Auftrag der Bezirksregierung Arnsberg, die für die Luftreinhaltung zuständig ist. Wenn es uns mit Tempo 30 gelingt, das Fahrverbot abzuwenden, hat es sich gelohnt“, erklärt der Stadtbaurat.

Versammlung zu Bau des Nahversorgungszentrums

Vorgestellt – von Frank Kirstein (VBW) und Architekt Christian Schumacher – wurde auch der Bau des neuen Nahversorgungszentrum Riemke.

Das Bauprojekt muss allerdings erst durch ein öffentliches Bauplanungsverfahren. Dieses beginnt mit einer öffentlichen Bürgerversammlung der Stadtverwaltung, die am Dienstag, 9. April, um 18.30 Uhr im Franziskussaal der katholischen Ortsgemeinde, Auf der Markscheide, stattfindet.

Die Riemker Runde der CDU gibt es inzwischen seit 2013. Sie findet ein Mal im Jahr statt, außer es gibt besonderen Gesprächsbedarf.

Seine Hoffnung ist, dass sich die Luftbelastung durch die Maßnahme vermindert. Weniger durch das Tempo-30-Gebot, das bei Experten umstritten ist, sondern durch weniger Abkürzungsverkehre zwischen A 40 und A 43 aufgrund des höheren zeitlichen Aufwandes sowie auf Dauer durch ein Modernisieren der Leasing-Fahrzeugflotten. Bradtke: „Neue Fahrzeuge haben einen niedrigeren Schadstoffausstoß, vor allem bei E- oder Hybridantrieb.“ Derzeit wartet er auf neue Zahlen von der örtlichen Messstation des Landesamtes für Natur- und Verbraucherschutz in der Hoffnung, dass diese sich bessern.

Bürger berichten von „Chaos auf der Herner Straße“

Kritik musste der gebürtige Bochumer gleichwohl einstecken. „Wir haben Chaos auf der Herner Straße, weil die Ampelschaltungen bei Tempo 30 nicht aufeinander abgestimmt sind“, beklagt ein Bürger. Der fließende Verkehr weiche auf die Nebenstraßen aus und verstopfe diese ebenfalls, so weitere Kritiker. Sie zählen auf: Am Gartenkamp, Am Hausacker, Berg-, Tenthoff- und Verkehrsstraße. „Dabei wird auch rücksichtslos über Bordsteinkanten gefahren“, so eine weitere Klage. „All das stellen wir auch fest“, sagt der Baudezernent, er sieht aber Probleme bei der Verkehrsüberwachung: „Polizeipräsidentin Wittmann sagt uns, sie habe zu wenig Personal dafür.“