Bochum-Steinkuhl. Erst ging Rewe, jetzt auch die einzige Apotheke. Die Entwicklung von Bochum-Steinkuhl ist besorgniserregend. Die Politik will am Ball bleiben.
Trostlos ist wohl am ehesten eine passende Beschreibung für den Riesebessenplatz in Bochum- Steinkuhl . Er soll so etwas wie das Zentrum des Stadtteils sein. Doch davon ist wenig zu spüren. Gut, die Sparkasse befindet sich im Umbau. Sie bleibt also am Standort. Immerhin. Dafür schließt die Apotheke zum 30. September. Die einzige in Steinkuhl. Die Gründe dafür sind vielfältig.
Apotheke in Bochum-Steinkuhl schließt – und hinterlässt eine große Lücke
Und sie haben nicht nur mit dem Standort zu tun. Aber auch. Da sei zum einen der Zustand des Hauses und der Außenanlagen, sagt Apotheker Dietmar Streit. Die Immobilie sei mittlerweile sehr sanierungsbedürftig. Er habe diesbezüglich in den vergangenen 13 Jahren, seit er das Ladenlokal an der Markstraße zur Miete übernommen hat, mehrere Anläufe bei der Vermieterin unternommen und auch angeboten, sich an den Kosten zu beteiligen – „nichts“.
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Damals habe es den Plan gegeben, das ganze Ensemble am Riesebessenplatz neu zu gestalten, sagt Dietmar Streit. „Aldi sollte hier hin, hieß es.“ Auch personalmäßig lief es bei ihm gut, sodass Streit sich dazu entschloss, neben seiner Apotheke am Buscheyplatz in der Hustadt hier in Steinkuhl nun eine zweite zu eröffnen.
Kritik an den Eigentümern – und an der Politik
Doch die Situation habe sich seither verschlechtert. Der Rewe sei raus und, so Streit, eine richtige Nachfolge nicht gefunden. Zudem werde immer wieder darüber diskutiert, den Autoverkehr vom Riesebessenplatz zu verbannen. „Das funktioniert nicht mit Gewerbe“, hat Dietmar Streit eine klare Meinung dazu. „Das ist das Todesurteil für alle Einzelhändler.“
Aber auch rein unternehmerische Gründe hätten zur Geschäftsaufgabe am Riesebessenplatz geführt. „Ich bräuchte bald drei, vier neue Mitarbeiter, doch es gibt im Apothekenwesen kaum noch Nachwuchs. Zudem müsste ich das Ladenlokal modernisieren. Das Betriebsrisiko ist mir inzwischen zu groß.“ Daher sein Entschluss, die Apotheke zum Monatsende zu schließen.
Was Dietmar Streit, der selbst im Stadtteil wohnt, sehr bedauert. Vor allem für seine Kunden: „Das ist sehr schade für die Leute hier.“
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Kritik an der Situation auf der Riesebessenplatz kommt auch von anderer Seite. „Es gibt hier nur eine Laterne. Und jetzt im Herbst ist man noch nicht mal in der Lage, einen Blätterkorb hier aufzustellen“, meldet sich ein Händler zu Wort, der namentlich nicht genannt werden möchte. „Hier wird einfach nichts gemacht. Nicht von den Eigentümern, aber auch nicht von der Politik.“
SPD und Grüne wollen die Stadt zum Handeln bewegen
Allerdings war die bevorstehende Schließung der Apotheke in Steinkuhl kürzlich Anlass für eine Diskussion in der Bezirksvertretung Süd. „Für den Stadtteil Steinkuhl würde das in der sowieso schon fragilen Einzelhandelssituation einen weiteren erheblichen Einschnitt bedeuten“, finden auch SPD und Grüne und fragen vor diesem Hintergrund offiziell bei der Verwaltung an, ob die Stadt nicht auf den Eigentümer der Immobilie zugehen könne, „mit dem Ziel, die baulichen Mängel zu beseitigen, und ihm darüber hinaus bei der Suche nach einem passenden Nachfolgemieter behilflich sein?“
Botendienst
Das Wohl seiner Kunden ist Dietmar Streit auch über die Schließung der Apotheke am Riesebessenplatz hinaus wichtig. Und so will er den Steinkuhlern „im Rahmen der gesetzlichen Möglichkeiten“ einen Botendienst anbieten. Es gebe schon eine ganze Menge an Interessenten.
Online habe er schon ein Vorbestellportal installiert. Für ältere und nicht mehr so mobile Kunden sei er auch bereit, das Rezept abzuholen und die Medikamente später auszuliefern.
Gereon Kuriewicz von der CDU schlägt eine Infoveranstaltung vor: „Wir im Bezirk müssen uns zusammensetzen und schauen, wie wir verhindern können, dass dort alles vor die Hunde geht.“ Peter Borgmann von den Grünen ist allerdings skeptisch und fragt, „was wir dazu überhaupt beitragen können?“ Bezirksbürgermeister Helmut Breitkopf (SPD) berichtet von vielen Gespräche mit dem Stadtplanungsamt und einem niederschmetternden Ergebnis. Nur 1,5 Prozent der Fläche des Riesebessenplatzes sei städtisch – der neben der Sparkasse (Absperranlage).
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Breitkopf weiter: „Der Stadt ist es nicht gelungen, alle Eigentümer an einen Tisch zu holen. Es waren immer nur zwei der acht Eigentümer des Riesebessenplatzes dabei.“ Die Anfrage seiner Partei und der Grünen sieht er als Möglichkeit, am Ball zu bleiben. „Das müssen wir – wie am Uni-Center.“
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