Bochum. Der Weihnachtsmarkt in Bochum steht auf der Kippe. Zwar laufen die Planungen wie gewohnt. Doch in allen Verträgen gibt es eine “Corona-Klausel“.

Bochum bangt um den Weihnachtsmarkt. Zwar laufen die Planungen beim Veranstalter, der Bochum Marketing GmbH, "wie gewohnt", sagt Prokurist Thomas Weckermann im WAZ-Gespräch. Ob der Budenzauber stattfinden kann, ist derzeit aber ungewiss. Sicher sei allein: "Eine Absage wäre für alle Beteiligten ein wirtschaftliches Desaster."

Bochum Total, Bochum Kulinarisch, Sparkassen-Giro, Musiksommer: Die Corona-Krise hat der Sommer-Saison in der Innenstadt den Garaus gemacht. Frühzeitig wurden sämtliche Feste gestrichen, nachdem die Landesregierung ein Verbot aller Großveranstaltungen bis mindestens 31. August verkündet hatte.

Markt hat jährlich 1,5 Millionen Besucher

Was noch bleibt, ist der Weihnachtsmarkt, mit bis zu 1,5 Millionen Gästen die mit Abstand besucherstärkste Veranstaltung in der City. "Überragend" sei - neben dem Imagegewinn - die wirtschaftliche Bedeutung, betont Thomas Weckermann und verweist auf eine IHK-Studie in Duisburg, die Bochum nahe kommen dürfte. In Duisburg generiert der Weihnachtsmarkt einen Umsatz von 82 Millionen Euro, davon 30 Millionen direkt auf dem Festmarkt, der Rest im Einzelhandel, in der Gastronomie, in der Hotellerie.

2020 droht das Corona-Aus. Virologen warnen vor einem unkontrollierbaren Massenauflauf in den Fußgängerzonen und appellieren, mit Lockerungen zu warten, bis ein Impfstoff gefunden ist - wohl frühestens 2021. "In der Tat stellt sich bei allem wirtschaftlichen Druck die Frage: Was ist verantwortbar?", sagt Thomas Weckermann. Eine Frage, die bis zum 31. August von den Behörden beantwortet werden muss.

Verträge mit "Corona-Klausel"

Bis dahin schnürt BO-Marketing tapfer weiter am Fest-Paket. Das ist - wie immer um diese Jahreszeit - schon prall gefüllt. Sämtliche Verträge mit den 200 Schaustellern und Händlern sowie Zulieferern wie Elektrofirmen, Hüttenverleihern oder Bühnentechnikern sind unterzeichnet. Falko Traber ist zum zwölften Mal als Fliegender Weihnachtsmann startklar. Einziger Unterschied zu den Vorjahren: Es gibt eine "Corona-Klausel". "Sie besagt, dass beide Vertragspartner leistungsfrei bleiben, wenn es zu einer behördlich verfügten Absage kommt. Das wird in allen Städten so praktiziert und stößt auf großes Verständnis", erklärt Weckermann.

"Selbstverständlich" mache man sich mit allen Partnern Gedanken, wie der Weihnachtsmarkt in Corona-Zeiten aussehen könnte. Doch bei aller Flexibilität, bei allem Entgegenkommen zeichnet sich ab: Ein Zwischenweg mit Einhaltung der derzeit geltenden Abstands-, Hygiene- und Dokumentationsregeln erscheint kaum machbar. "Wir könnten die Anzahl der Hütten verkleinern. Aber würde das die Massenansammlungen verhindern?", rätselt Thomas Weckermann. Auch die Innenstadt einzuzäunen und Zugangskontrollen einzurichten, sei keine Option: "Dann würden sich die Menschen an den Eingängen drängeln."

Hoffnung auf Jubiläums-Auflage

Alles oder nichts? Glühwein-Partys oder gähnende Leere? Eine Prognose wollen die Stadtwerber nicht wagen. So lebt die Hoffnung fort. Im Schausteller-Gewerbe, das die letzte Einnahme beim Weihnachtsmarkt 2019 verbuchte. Im Einzelhandel, der bis zu einem Drittel des Jahresumsatzes in der Adventszeit tätigt und aktuell mitten im Existenzkampf steckt. Bei Sozialverbänden und Kinderheimen, die alle Jahre wieder von den Wohltätigkeitsaktionen auf dem Festmarkt profitieren (Erlös 2019: mehr als 130.000 Euro). Und nicht zuletzt bei Tausenden Bochumern und ihren Gästen aus dem In- und Ausland.

Diesmal stünde ein Jubiläum ins Haus. 1971 hatte der damalige Verkehrsverein den ersten Weihnachtsmarkt heutiger Prägung in der Innenstadt organisiert. Eine Absage gab es seither nie. Vom 19. November bis 23. Dezember könnte somit die 50. Auflage gefeiert werden.