Bochum. Mit 22 Jahren bekommt Nick Stangel aus Bochum die Diagnose Leukämie – zum zweiten Mal. Diesmal verliert der Stabhochspringer seinen Kampf.
Am Winter-Tag, bevor die Krebs-Diagnose Nicks Leben zerrütten soll, geht der 22-Jährige joggen. Dem sportlichen Studenten aus Bochum – Kumpeltyp, beliebt, immer ein Lächeln auf den Lippen – geht es gut, der Leistungssportler ist topfit. Wäre da nicht dieses Durstgefühl, das ihn in den Tagen vor dem Weihnachtsfest quält. Nick geht zum Arzt, der stellt eine erschreckende Diagnose: akute Leukämie.
Zu dem Zeitpunkt steht der 22-Jährige mitten im Leben. Nach seinem Bachelor an der Ruhr-Universität hat er ein Master-Studium in Kopenhagen begonnen, möchte später Unternehmensberater werden. Er liebt den Sport, ist Stabhochspringer in Dortmund. „Nick war super-offen, immer optimistisch und hatte tausende von Freunden“, sagt seine Mutter Antje Stangel (53).
„Meine Haare sind wieder zurück, leider auch mein Krebs“
Doch das alles – Treffen mit Freunden, der Auslandsaufenthalt, der Sport – pausiert plötzlich. Stattdessen: Chemotherapie und Bestrahlung. Schwester Finnja (18) spendet ihrem Bruder Stammzellen. Die Behandlung schlägt zunächst an. Im April verlässt Nick das Krankenhaus, erholt sich zuhause. Obwohl er wegen des Coronavirus das Haus kaum verlassen darf, bleibt er zuversichtlich. „Wir waren alle sehr froh. Er hat sich wieder hochgekämpft“, erzählt Mutter Antje.
Bei Kontrolluntersuchungen im Juli dann der Rückschlag, von dem Nick in seiner Nachricht an die Redaktion schreibt: „Meine Haare sind wieder zurück, aber wie ich letzte Woche erfahren habe, leider auch mein Krebs.“
Nun ist Nick auf einen fremden Spender angewiesen. Aber Aufgeben ist für ihn keine Option. Gemeinsam mit der DKMS stellt er in kürzester Zeit eine Kampagne auf die Beine, um die Suche nach dem genetischen Zwilling zu vereinfachen. Nick möchte leben. „Auch hier war er wieder optimistisch.“
Leichter Infekt bringt Nick ins Krankenhaus - er stirbt ganz plötzlich
Nick mochte die große Bühne, erzählt seine Mutter. „Er liebte es, Interviews zu geben. Wenn irgendwo eine Kamera stand, war er ganz vorne dabei.“ Nur sein letztes Interview – das mit dieser Zeitung – wird nicht mehr stattfinden.
Ein Treffen war schon geplant. Im Garten, mit Abstand und Maske – „kein Problem“, hatte Nick am Telefon gesagt. Er freue sich auf das Gespräch. Am Abend vorher schreibt er eine Nachricht. Er hat sich einen leichten Infekt eingefangen, muss ins Krankenhaus. „Normalerweise kein Problem“, nur zur Sicherheit. „Wir können trotzdem telefonieren!“
Letzter Wunsch: Möglichst viele sollen sich bei der DKMS registrieren
Er will sich melden, wenn er weiß, auf welcher Station er im Krankenhaus liegt. Seine Antwort wird nie kommen. Wenige Stunden später wird er zum letzten Mal in seinem Leben in seine Nachrichten schauen. Er stirbt ganz plötzlich, für alle vollkommen unerwartet. Seine Mutter hatte ihn noch ins Krankenhaus gebracht. „So viel Unglück hat kein Mensch auf der Welt verdient. Vor allem nicht Nick.“
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Nun organisieren sie eine Trauerfeier für ihren Kämpfer. Für Nick, den Optimisten, der sich nicht unterkriegen lassen wollte und doch verloren hat. Den letzten Wunsch wollen sie ihm erfüllen: „Es sollen sich möglichst viele Menschen für eine Knochenmarkspende registrieren. Wenn wir Nick nicht mehr helfen können, dann vielleicht anderen!“