Bochum. Nick (22) starb im August an Krebs. Seine Familie feiert nun ein erstes Weihnachten ohne ihren Optimisten, der vergeblich um sein Leben kämpfte.
Es lehnt an der Wand, das Weihnachtsgeschenk aus dem letzten Jahr. Ein Foto-Puzzle, das Nick, den sportlichen Studenten aus Bochum, und seine Schwester Finnja in Schmollmund-Pose zeigt. 1000 Teile. Mehr Teile als Tage, die ihr Bruder nach diesem Weihnachtsfest noch erleben sollte.
Vor einem Jahr – daran denkt Familie Stangel in diesen Tagen häufig – da war noch alles gut. Nick wirkte gesund, um den ständigen Durst machte er sich wenig Gedanken, noch hatte kein Arzt die Diagnose ausgesprochen, die sein Leben kosten wird: akute Leukämie.
Der 22-Jährige stand damals mitten im Leben. Nach seinem Bachelor an der Ruhr-Universität hat er ein Master-Studium in Kopenhagen begonnen, möchte später Unternehmensberater werden. Er liebte den Sport, war Stabhochspringer in Dortmund.
Nick (22) aus Bochum hat Krebs – Schwester spendete ihm Stammzellen
Nach der Krebs-Diagnose spendete ihm Schwester Finnja Stammzellen. Die Behandlung schlug zunächst an, doch der Krebs kehrte zurück. Nick brauchte einen neuen Stammzellspender. Doch nach einem leichten Infekt starb der 22-Jährige im August ganz plötzlich. Zum Abschied kamen mehr als 100 Gäste in die Trauerhalle. Laut und bunt mit Rock-Musik von den Ärzten verabschiedeten sich Freunde und Familie von Nick, der sich selber nie damit auseinandersetzen wollte, dass er seine Leukämie nicht überleben könnte.
Wenige Monate später: Mutter Antje und Nicks Schwester Finnja sitzen an einem Vor-Weihnachtstag im geschmückten Wohnzimmer ihres Reihenhauses in Gerthe. Fotos zeugen vom Familienleben. Sie erinnern sich an „diese furchtbaren Weihnachtspullis“, die Nick so gerne getragen hat. An seinen eigenwilligen Humor mit Scherzen über die ausgehenden Haare. „So ausgefallen wie mein Style, hat er immer gesagt“, erzählt Mutter Antje und lacht.
Reise nach Tokio geplant – mit Nick im Herzen
Nicks Zimmer direkt unterm Dach ist fast unberührt. Mama Antje hat einen Stepper in eine Ecke geschoben. Sonst sieht’s auch vier Monate nach dem Tod ihres Sohnes so aus, als käme Nick gleich die Treppe heraufgepoltert. Der Zocker-Computer, das bezogene Bett, die Fotos von Sport-Erfolgen als Kind. „Es ist ein Auf und Ab für uns“, sagt Mutter Antje und schluckt. Die Stille im Haus – die macht der 53-Jährigen sehr zu schaffen. „Gerade im letzten Jahr war Nick viel zu Hause. Ich hab’ immer gehört, wie er mit Freunden gechattet hat. Jetzt ist es häufig so still.“
Sie werden Weihnachten so feiern wie immer, wenn Corona es denn zulässt. Der Kartoffelsalat von Oma ist fix. Aber Wünsche fürs nächste Jahr? Nein, die hat Antje Stangel nicht. „Wer so etwas erlebt hat, der nimmt sich nichts mehr vor.“
Ein paar Tage nach dem Treffen schickt Nicks Mutter noch eine Nachricht. Einen Plan hat sie doch noch. Im übernächsten Jahr wollen Antje und ihre Tochter Finnja nach Tokio fliegen, um dort die olympischen Spiele zu sehen. Die Reise hatten sie noch mit Nick geplant. Nun werden sie ohne ihn fliegen. „Im Herzen aber ist er bei uns!“ Da wird er auch zu Weihnachten sein. Antje und Finnja Stangel werden zwar wieder mit der Familie zusammensitzen, reden und essen. Doch ein Platz wird leer bleiben. Dieses Jahr verschenkt Finnja kein Foto-Puzzle.
- Nicks großer Wunsch war es, dass sich möglichst viele Menschen bei der DKMS registrieren. Wie das funktioniert, haben wir hier beschrieben. Und hier geht es zur Aktion der DKMS (externer Link)
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