Bochum-Riemke. Reinhold Marsollek aus Bochum kümmert sich um eine Bank am Tippelsberg. Er lässt sie „sprechen“ – und schützt sie somit vor Vandalismus.
Wenn am Mittwochmorgen der Schulbetrieb auch an der Rudolf-Steiner-Schule in Bochum-Langendreer startet, wird ein Lehrer fehlen: Reinhold Marsollek ist nach exakt 12.345 Tagen (er hat nachgerechnet) Dienst an der Waldorfschule in Rente gegangen. Ruhestand kann man das, was dem Ausdauersportler (Eisschnelllauf, Radfahren) nun bevorsteht, aber nicht nennen. Denn ein Reinhold Marsollek hat immer etwas zu tun. Seine neueste Idee: eine „sprechende Bank“.
Marsollek hatte zuletzt immer wieder Kommentare zu Müll, zu beschmierten Parkbänken, zu fehlenden Müllbehältnissen und zu „der furchtbaren, unreifen Jugend, die alles kaputtmacht“, gelesen. Und da dachte er bei sich: Warum immer meckern, wenn man auch selbst etwas verändern kann? Also übernahm der Neu-Rentner probeweise eine zunächst einmonatige Patenschaft über eine bekritzelte und völlig zugewachsene, schon verwitterte Bank (von der Sparkasse gespendet) an einem der Aufgänge zum Tippelsberg. Eigenmächtig, wohl gemerkt.
Mit viel Elan schritt Reinhold Marsollek zur Tat, schnitt die Bank frei, entfernte den Müll, die Kritzeleien und überlegte sich dann, wie er diesen Zustand am besten erhalten könne. Seine Idee: In dem man dieses Sitzmöbel zu einer „sprechenden“ Bank macht.
Tagebuch sorgt für Kommunikation
In einer Klarsichthülle vor Wind und Wetter geschützt, heftete Reinhold Marsollek zu einem Müllbeutel auch „Verhaltensregeln“ an die Bank: „Vernünftige lassen hier keinen Müll liegen. Danke“, steht darauf. Und: „Werter Gast. Ich bin eine Bank zum Besitzen und keine Tafel zum Bekritzeln. Willkommen, genieße die Aussicht.“ Ebenfalls von Klarsichtfolie umhüllt liegt ein Tagebuch auf der Bank.
Die ersten beiden Ausgaben des Bank-Tagebuchs wurden gestohlen, die dritte liegt nun schon seit gut einem Monat auf der Bank und wird fleißig genutzt. Zehn Einträge hat Marsollek inzwischen gezählt. Von Leuten, die mit ihrem Hund Gassi gehen und sich kurz auf der Bank niederlassen, von Kindern, von Familien. Die Einträge sind rundum positiv und oft verbunden mit einem Dankeschön für den Einsatz. Marsollek antwortet auch auf Einträge. Es wird also kommuniziert, gesprochen.
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Reinhold Marsollek freut sich, dass seine Idee greift. „Die Leute wissen offenbar, dass die Bank unter Beobachtung steht und verhalten sich anders, besser – letztlich aber eigentlich nur normal.“ Grund genug für ihn, die Bank-Patenschaft zu verlängern. Auch wieder eigenmächtig, versteht sich. Nun hofft Marsollek auf Nachahmer, denn es gebe im Stadtgebiet ja noch zur Genüge Bänke, die sich in einem schlechten Zustand befänden. Sein Wunsch: „Nicht schimpfen, lieber Patenschaften übernehmen.“
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