Bochum. Die freie Theatergruppe „Hausmarke“ zeigt die Eigenproduktion „Kann ich so gehen?“ Gespielt wird auf Friedhöfen in Bochum und im Ruhrgebiet.

Auf Jahrmärkten, im Schauspielhaus, in der Schul-Aula – Theater kann überall stattfinden. Sogar auf dem Friedhof! Wie die Theatergruppe „Hausmarke“ aus Bochum beweist.

Themen sind Abschied, Tod und Sterben

„Kann ich so gehen?“ lautet der Titel des theatralen Spaziergangs zwischen Gräbern, die die freie Ensemble unter der Regie von Sandra Anklam im Herbst an verschiedenen Orten im Ruhrgebiet aufführen wird, darunter auch Bochum. In der ungewöhnlichen Produktion hat sich die aus Laien bestehende Schauspielgruppe mit den Themen Abschied, Tod und Sterben auseinandergesetzt.

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„,Kann ich so gehen?‘ sollte ursprünglich im Mai/Juni im Hospiz St. Hildegard, in Bestattungsunternehmen und Begräbniskirchen im Ruhrgebiet aufgeführt werden“, berichtet Sandra Anklam, die in Bochum bestens eingeführt ist, arbeitete sie doch über 15 Jahre bis 2018 als Theaterpädagogin und Regisseurin am Jungen Schauspielhaus.

Wegen Corona musste umgeplant werden

Nachdem im März klar wurde, dass wegen Corona Aufführungen in geschlossenen Räumen nicht würden stattfinden können, hat Anklam das Stück neu konzipiert und für draußen umgearbeitet. Die Bühne nun: der Friedhof. Denn dort können alle Corona-Schutzmaßnahmen eingehalten werden.

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Die besonderen Spielorte sind Gottesacker und Parkanlagen in Bochum, Essen, Dortmund und Bedburg-Hau. Sie sind für die Theatercompagnie nicht so ungewöhnlich, wie man meinen könnte. Vielmehr gehört es von Anfang an zum Konzept des 2008 gegründeten „Hausmarke“-Ensembles, Orte zu bespielen, an denen es thematisch gut passt.

Perspektivwechsel ist beabsichtigt

In der Vergangenheit wurden z.B. Aufführungen in Rathäusern, Ministerien und Supermärkten realisiert. In der Produktion „Deadline – Spiel mir ein Stück vom Tod“ waren schon einmal ein Beerdigungsinstitut, eine Trauerhalle und ein Kolumbarium Spielstätten, um das Thema Leben und Tod zu verhandeln.„Wir verlagern unsere Inszenierungen an nicht-theatrale Plätze und spielen so auf eine besondere Art mit der Wirkung dieser Orte und der Erwartungshaltung der Zuschauenden“, betont Sandra Anklam. Gerade durch den Perspektivwechsel gelinge der Dialog mit dem Publikum.

Spieltermine und Karten

Die Bochumer Vorstellungen von „Kann ich so gehen?“ finden am Sonntag, 20. September, auf dem Hauptfriedhof Freigrafendamm, Immanuel-Kant-Straße 52, und am Sonntag, 11. Oktober, im Park von Haus Weitmar (Sylvesterkapelle), Nevelstraße 29c, statt.

Beginn jeweils um 12 und 15 Uhr, Dauer: circa 65 Minuten, keine Pause. Kartenreservierung (12/erm. 10 Euro) unter https://theaterhausmarke.wordpress.com/kontakt/

Die Aufführungen finden unter den aktuell geltenden Corona-Auflagen draußen statt – bei Wind und Wetter.

Im doppelsinnigen Titel des neuen Stücks „Kann ich so gehen?“ kulminiert die darstellende Auseinandersetzung der zehn Mitspieler/innen mit ihren Themen: Tod, Sterben, Abschied. Die Figuren bewegen sich auf ihrer Suche nach Spuren, Strömungen und Sicherheiten assoziativ durch ihr Gelände – und fördern bei ihren Reflexionen meist mehr Fragen als Antworten zutage.

Mit dem Publikum ins Gespräch kommen

„Nur wenige Phänomene werden wohl gedanklich und kommunikativ so oft ausgeblendet und vermieden wie der Tod“, begründet Sandra Anklam die Themenwahl. Obwohl Abschied, Sterben und Tod alltäglich zum Leben gehören, wird darüber wenig gesprochen; der Umgang damit ist wenig geübt.

Die Gruppe „Hausmarke“ lädt nun zu einer Annäherung ein. Unmittelbar auf Friedhöfen im Ruhrgebiet. Doch nicht schwer und düster sollen die Vorstellungen werden, sondern bunt und lebendig. Ein Stück vom Tod. Ein Stück vom Leben.

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