Bochum. In Kooperation mit dem Schauspielhaus führen Patienten und Mitarbeiter der LWL-Klinik das Stück „Sin Sisters – In Betrachtung des Mondes“ auf.
Theater spielen therapiert – auf der Bühne kann man mal jemand ganz anderes sein und aus der Reihe tanzen. Für die Laienschauspieler des LWL-Universitätsklinikums für Psychiatrie ist das Mimenspiel heilsam – eine Therapie auf offener Bühne. Das soll das Selbstbewusstsein stärken. In Kooperation mit der Theatertherapeutin Sandra Anklam und dem Schauspielhaus stellen Patienten und Mitarbeitende der Klinik auch in diesem Jahr wieder eine Aufführung auf die Beine. „Sin Sisters – in Betrachtung des Mondes“ von Verena Meyer wird Ende Februar im Theater Unten uraufgeführt.
Die Handlung spinnt sich um „Die Eine“ herum – eine manisch depressive und vor allem träge Person, die sich einfach zu nichts aufraffen kann. Nach und nach wird sie von sündigen Gelüsten, den Todsünden, heimgesucht. Es geht um Neid, Hochmut, Zorn, Habgier, Trägheit, Wollust und Völlerei. „Die Eine“ will sich ins Leben zurückkämpfen. Ihre Gelüste sind dabei sowohl hinderlich als auch förderlich. Der Grat ist sehr schmal.
Stigmata aufbrechen
Sehnsucht wird zur Gier, Schaulust führt zu extremem Neid. „Es gibt einen Erzähler, der durch das ,Märchen in Fragmenten’ leitet“, erklärt die Theatertherapeutin Anklam. Die Struktur des Stückes, das für die LWL-Theatergruppe eigens von der Duisburger Autorin Verena Meyer geschrieben wurde, ist offen. „Wirklich feste Rollen gibt es nicht. Wir stellen Figuren dar.“ Aus aneinander gereihten Sätzen hat sich die Theatergruppe das Stück erarbeitet und es für die Bühne interpretiert.
Uraufführung am 25. Februar im Theater Unten am Schauspielhaus
Die Uraufführung von „Sin Sisters – In Betrachtung des Mondes“ findet am 25. Februar um 19.30 Uhr im Theater Unten statt.
Weitere Aufführungen: 28. Februar, 1.,10. (19 Uhr!), 11. März jeweils 18 Uhr im Theater Unten und am 27. und 28. März in den Räumen des LWL-Klinikums, Alexandrinenstraße 1-3.
Karten an der Abendkasse (ab 9 Euro). Vorverkauf für die Aufführungen im Klinikum ab dem 2. März.
Regie: Sandra Anklam, Ärztliche Leitung: Idun Uhl.
Seit September steckt die 15-köpfige Truppe in den Vorbereitungen. Ein Mal pro Woche wird zwei Stunden lang intensiv geprobt. Es soll deutlich werden: „Auf der Bühne sind alle gleich. Wer Patient oder Arzt ist, das ist dann gar nicht so leicht auszumachen“, so Anklam. Genau das sei auch das Ziel des Projekts: Stigmata aufbrechen. „Wir sind nicht die Kranken“, versucht es einer der Teilnehmer zu erklärten: „Wir haben die Krankheit nur.“
Label LWL vergessen machen
Judith-Maria Schepers ist in der Hauptrolle „Die Eine“ zu sehen. Seit 2007 leidet sie an einer bipolaren Störung. Durch das Theaterspielen und vor allem durch das Mimen ihrer Rolle hat sie viel über sich selbst lernen können: „Im Theater blüht meine Seele auf und ich merke, wie wohl ich mich fühle.“ Von ihrer Rolle könne sie sich einiges abgucken, verrät sie: „Die Eine tritt sich gerne mal selbst in den A... .“ Kollegin Hildegard Catzkowski fühlt sich „prächtig“, wenn sich das Spotlight auf sie richtet: „Es gibt mir Kraft. Dann kann ich die Krankheit vergessen.“
Aufgeregt sind die Laienschauspieler noch nicht – das hat fast schon etwas Profihaftes. „Wir spielen geiles, lustvolles Theater, das ästhetisch anspruchsvoll ist. Und wenn wir es schaffen, dass das Publikum das Label ,LWL’ vergisst, dann haben wir alles richtig gemacht“, freut sich Anklam auf die Aufführungen.