Alt-Hamborn. . Die freie Theatergruppe „Hausmarke“ spielte im Treppenhaus des Verwaltungsgebäudes ein Stück von Friedrich Schiller - Zuschauer begeistert
Großes Theater spielte sich am Freitagabend im Rathaus Hamborn ab: Intrigen, Machtspiele und Täuschungen konnten Besucher live miterleben. Die Theatergruppe „Hausmarke“ führte ihr neuestes Stück „Der Parasit – oder: Die Kunst, sein Glück zu machen“ von Friedrich Schiller im Treppenhaus des Amtsgebäudes auf.
Mit List und hinterhältigen Tricks versucht Selicour die Stufen der Karriereleiter zu erklimmen. Jedes Mittel ist ihm dabei recht. Auch die Zweckheirat mit der Tochter des Ministers zieht der Schuft mit zahlreichen Gesichtern in Betracht. Und er vergisst dabei die Gefühle seiner Mitmenschen…
Treppauf und Treppab geht es nicht nur in dem Lustspiel von Friedrich Schiller. Auch die 13 Darsteller des freien Theaterensembles aus dem Ruhrgebiet hatten während ihres gut einstündigen Stücks jede Menge Stufen zu bewältigen. Mal im Galopp in die obere Etage hinauftrabend, mal schwerfällig ins Erdgeschoss schlurfend, stiegen die Darsteller die zahlreichen Stufen immer wieder rauf und runter.
Mal lustig-skurril, mal dramatisch-spannend oder aber romantisch-verträumt präsentierte das Ensemble das Lustspiel Schillers.
Unter der Regie von Sandra Anklam tritt die Gruppe „Hausmarke“ an ungewöhnlichen Orten auf. „Wir spielen unsere Stücke gerne an nicht-theatralen Orten. Unser letztes Stück zum Beispiel, spielte nicht nur inhaltlich, sondern auch räumlich in einem Supermarkt“, erzählt die Theaterpädagogin.
So bot sich das Hamborner Rathaus für Schillers Lustspiel (nach Louis Benoît Picard) als perfekten Austragungsort geradezu an.
Das Echo in der großen Halle trug die Stimmen klar bis in die hinterste Ecke der Zuschauerränge. Unterstützend zum sterilen Weiß der Treppenhauswände und des kalten Graus der Betonstufen kam die biedere Kleidung der Schauspieler, ebenfalls komplett in reizlosem Grau. Sie betonte die triste Atmosphäre des ermattenden Beamtendaseins und die nüchterne Gefühlskälte der Protagonisten im Umgang miteinander.
„Es erinnerte ein bisschen ans Ohnsorg-Theater, Tratsch im Treppenhaus“, beschreibt Bezirksbürgermeister Uwe Heider seine Eindrücke nach der Aufführung. „Ich habe erst gezweifelt, als das Ensemble bei uns angefragt hatte. Aber es ist ganz anders als erwartet. Gar nicht langweilig, sehr authentisch und emotional. Ich war sehr angetan davon.“
Auch von Seiten des Publikums gab es positive Resonanz, sowohl während, als auch nach der Vorstellung. Keine Versprecher, kein Stolpern, großartige Flächennutzung des gesamten Treppenbereichs – die Besucher bewunderten die Leistung der Darsteller.