Bochum. Zwei Bochumer hatten engen Kontakt mit am Coronavirus Erkrankten. Trotzdem rät das Gesundheitsamt nicht zum Corona-Test.
Nach einer Corona-Infektion kritisieren zwei Bochumer das Gesundheitsamt: Dafina Maxhuni (23) und André Hörter (22) fühlen sich von der Behörde alleingelassen, weil sie nach deren Rat weder zu Beginn der Erkrankung noch zum Ende der Quarantäne-Zeit einen Corona-Test hätten machen sollen. „Wenn wir auf die Empfehlung der Stadt gehört hätten, wären wir die ganze Zeit draußen herumgelaufen. Das kann doch nicht sein!“
Auch interessant
Bei einem Wochenende mit der Familie hatten sich die Schneiderin und der Elektroniker wohl mit dem Virus angesteckt. Kurz nach dem Familientreffen außerhalb Bochums hatten die beiden von der Infektion ihrer Angehörigen erfahren – und sich sofort Sorgen gemacht. „Ich habe eine herzkranke Mutter, die ich gerne besuchen, aber ungern anstecken möchte. Mein Lebensgefährte hat eine krebskranke 80-jährige Großmutter, die Covid-19 sicher nicht gebrauchen könnte.“ Außerdem arbeite er in einem Betrieb mit mehr als 6000 Mitarbeitern. „Wir wollten dort keinen Hotspot entstehen lassen. Noch bevor wir Symptome hatten, haben wir uns deshalb beim Gesundheitsamt gemeldet“, erzählt Dafina Maxhuni.
Corona-Hotline der Stadt Bochum: Test sei nicht erforderlich
Doch bei der städtischen Corona-Hotline habe es geheißen, dass ein Corona-Test nicht erforderlich sei, weil ja keine Symptome vorlägen. Verunsichert rufen die beiden Bochumer anschließend bei ihrer Hausärztin an, die sofort einen Abstrich machen lässt. Das Ergebnis: Corona-Positiv. „Wir haben an andere gedacht und sind auch ohne Anweisung des Gesundheitsamts zu Hause geblieben. Aber das machen doch nicht alle.“
Etwa 100 Corona-Tests bei der Stadt Bochum täglich
Mitarbeiter des Gesundheitsamtes an der städtischen Corona-Hotline (0234 910-5555) treffen grundsätzlich die Entscheidung, ob ein Coronatest notwendig ist, heißt es von der Stadt. Dabei folgenden die Mitarbeiter den Empfehlungen des Robert-Koch-Institutes, das etwa Kontaktpersonen von positiv getesteten Menschen in unterschiedliche Kategorien einteilt.
Die Stadt Bochum macht -entweder im Drive-In-Testcenter oder in bei Bochumer zuhause - derzeit etwa 100 Corona-Test täglich. Hinzu kommen Corona-Tests, die bei Ärzten oder in den Krankenhäusern durchgeführt werden.
Während André Hörter die Infektion mit dem Coronavirus als harmlose Erkältung erlebt, trifft es die Asthmatikerin härter. Als sie schlecht Luft bekommt, ihr das Atmen Schmerzen bereitet, kommt sie für einen Tag ins Krankenhaus. Als sie wieder nach Hause kommt, geht es aufwärts. An die Quarantäne halten sich beide dennoch streng, verlassen nicht das Haus. „Wir nehmen Rücksicht!“
Kurz vor Ende ihrer Quarantäne-Zeit rufen sie vor wenigen Tagen erneut beim Gesundheitsamt an: „Wir wollten wissen, ob wir nun noch einen negativen Test nachweisen müssen. Auch da hieß es: nein.“ Wieder ist es die Hausärztin, die am Donnerstag den zweiten Corona-Test veranlasst. Das junge Paar ärgert sich: „Unserer Meinung nach kommt das Gesundheitsamt seiner Verantwortung gegenüber der Bochumer Bevölkerung nicht nach.“
Gesundheitsamt räumt eine Kommunikationspanne ein
Das Gesundheitsamt räumt auf Nachfrage eine Kommunikationspanne zu Beginn der Erkrankung ein. Bei einem engen Kontakt mit einem Infizierten sei ein Test grundsätzlich üblich, so heißt es. Aber: Es habe keine sonst übliche Meldung des Gesundheitsamtes einer anderen Stadt über den positiven Test der Familienmitglieder gegeben. „Leider wurde aus diesem Grund und in diesem Einzelfall beim Erstkontakt über die Hotline zunächst fälschlicherweise kein Abstrichtermin angeboten und es erfolgte keine Empfehlung zur häuslichen Absonderung.“
Auch interessant
Ein negativer Test zum Ende der Quarantäne-Zeit sei aber tatsächlich nicht notwendig. „Die Testergebnisse weisen lediglich das Vorhandensein des Virus nach und können keine gesicherte Aussage zur Infektiosität der betroffenen Person machen.“ Bei mittelschweren oder leichten Verläufen der Erkrankung könne mit dem Abklingen der Symptome von einer sinkenden Ansteckungsgefahr ausgegangen werden. Weil Menschen nach bisherigen Erkenntnissen acht bis neun Tage nach Beginn der Symptome ansteckend seien, sei die Quarantäne-Zeit ohnehin sicherheitshalber bereits länger. Außerdem dürfe die Quarantäne erst 48 Stunden nach Abklingen der Symptome aufgehoben werden.
Dafina Maxhuni (23) und André Hörter (22) warten dennoch auf die Ergebnisse ihres Corona-Tests bei der Hausärztin. Bis dahin wollen sie abwarten und das Haus nur selten verlassen. Sie sehen sich anderen Menschen gegenüber in der Verantwortung. „Sicher ist sicher!“