Essen. Ob aus Sorge oder als Vorgabe wegen einer Reise: Wo kann ich mich testen lassen, auch wenn ich keine Corona-Symptome habe? Und was kostet dies?
Die Infiziertenzahlen in vielen Ländern steigen wieder – und damit auch die Unsicherheit vieler Menschen. Habe ich mich mit dem Corona-Virus angesteckt, oder war ich schon infiziert? Oder es soll doch noch in den Urlaub gehen – das geht aber bei manchen Reisezielen nicht ohne negativen Corona-Test. Die Frage ist also: Wo kann ich mich auch ohne Corona-Symptome testen lassen, welche Test gibt es – und was kostet mich das?
Wo kann ich mich testen lassen?
Flächendeckende Corona-Tests, wie etwa Bayern sie plant, gibt es in NRW nach aktuellem Stand nicht. In Nordrhein-Westfalen wird (Stand Ende Juli) laut Empfehlung des RKI nur nach begründetem Verdacht getestet.
Erster Anlaufpunkt ist bei freiwilligen Tests laut Kassenärztlicher Vereinigung (KV) und Ärztekammer immer der eigene Hausarzt, wie auch bei einem Corona-Verdachtsfall. „Die Bürger können sich als Selbstzahler an jede Arztpraxis oder auch an ein Labor wenden“, so Dr. Heiko Schmitz, Sprecher der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein.
Ob die regionalen Corona-Abstrichzentren in den Städten und Kreisen auch bei symptomfreien Patienten, die sich freiwillig testen lassen wollen, Abstriche nehmen, ist von Gesundheitsamt zu Gesundheitsamt unterschiedlich. Eine kleine Abfrage unserer Redaktion hat aber ergeben, dass die Drive-In- oder Testzentren der Städte meist ausschließlich Patienten mit Corona-Symptomen und nach vorheriger Überweisung vom Hausarzt testen. So etwa in Bochum und Duisburg. Die Testzentren, die es mittlerweile an vier großen NRW-Flughafen gibt, richten sich ebenfalls ausschließlich an Reiserückkehrer.
Was gibt es für Tests und wie zuverlässig sind sie?
Es gibt unterschiedliche Tests, die entweder eine akute oder eine überstandene Infektion mit dem Coronavirus nachweisen. Der PCR-Test per Abstrich ist ein „Akutphase-Test“. Beim Antikörpertest, bei dem das Blut auf das Vorhandensein und die Menge von Antikörpern untersucht wird. Hier gibt es mittlerweile ebenfalls einen Akut-Test, der eine bestehende Infektion nachweist (IgM oder IgA-Test) oder nach einer überstandenen Infektion die Zahl der Antikörper untersucht. Dieser letztere IgG-Test sollte frühestens drei oder vier Wochen nach einer durchstandenen Corona-Infektion gemacht werden.
Ein negativer PCR-Test bedeutet, dass zum Zeitpunkt des Abstrichs keine Viren in der entsprechenden Menge nachgewiesen wurden. Das Problem: „Jeder Test beziehungsweise sein Ergebnis ist eine Momentaufnahme – das ist ja auch bei den jetzt diskutierten Tests für Lehrer und Erzieher oder Reiserückkehrer die Krux“, erklärt KV-Sprecher Dr. Heiko Schmitz. Denn das Virus ist nur in einem früherem Stadium vermehrt im Rachenraum nachweisbar.
Für die Akut-Diagnostik sind die Antikörpertests (IgM oder IgA) derzeit noch nicht zugelassen. Hier gibt es noch zu wenige wissenschaftliche Erkenntnisse, in welchem Ausmaß der Mensch Antikörper bildet und wie lange sie wirken.
Generell gilt: Bei einem positiven Testergebnis wird auch das Gesundheitsamt informiert.
Von Selbsttests für zuhause raten Mediziner übrigens dringend ab. Diese hätten eine geringe Spezifität. Heißt: Es gibt verschiedene Corona-Subtypen, also harmlosere Unterarten des aktuellen grassierenden Coronavirus, auf die die Tests auch anschlagen. Das Testergebnis suggeriert also falsche Sicherheit.
Wie funktionieren die Corona-Tests?
Bei einem PCR-Test nimmt ein Arzt eine Probe aus den Atemwegen – durch einen tiefen Rachenabstrich. Im Labor wird diese Probe dann aufbereitet und nach dem Erbmaterial des Virus gesucht.
Vereinfacht gesagt wird dabei ein bestimmter Abschnitt des Viren-Erbguts millionenfach kopiert und die Kopien farblich markiert. Diese Markierung kann dann mit komplexen Geräten sichtbar gemacht werden. Sind entsprechende Farbsignale vorhanden, handelt es sich um eine „positive Probe“, also eine Infektion mit dem Coronavirus.
Bei einem Antikörpertest wird eine Blutprobe genommen. Die Antikörper im Blut stoppen die Verbreitung des Virus. Es dauert jedoch eine Weile, bis der Körper die Produktion hochgefahren hat. Dies ist die gefährliche Akut-Phase der Krankheit. Danach sind die Antikörper nachweisbar.
Wie lange muss man auf das Testergebnis warten?
Die Auswertung des PCR-Tests geht vergleichsweise schnell, im Optimalfall braucht ein Labor dafür nur vier bis fünf Stunden. Die Analyse der Blutprobe dauert ein bis zwei Tage. Allerdings müssen auch die Probeentnahme, das Einschicken ins Labor, die Mitteilung des Ergebnisses eingeplant werden.
Wer jetzt also für den Urlaub einen Corona-Test benötigt - meist gilt hier die Vorgabe, dass das Ergebnis vor der Einreise nicht älter als 48 oder 72 Stunden sein darf - sollte man den richtigen Zeitpunkt vorher mit dem Arzt besprechen.
Und was ist mit den Kosten?
Wer sich nur vorsorglich testen lässt, muss die Kosten aktuell selbst tragen. Es gibt keinen festen Satz, die Berechnung hängt mitunter von dem Aufwand und der Zahl der Tests in der Arztpraxis zusammen. Bei Ärzten liegen die Testkosten meist zwischen 110 und 160 Euro, so die stellvertretende Sprecherin der Ärztekammer Nordrhein. Beim Antikörper-Test handelt es sich um eine freiwillige sogenannte IGEL-Leistung, die ebenfalls selbst bezahlt werden muss.“ Um die 35 Euro kostet dieser Bluttest.
Die Krankenkassen übernehmen die Kosten für einen Test bisher nur, wenn ein triftiger Grund vorliegt. Eine Urlaubsreise fällt zum Beispiel nicht darunter.
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