Bochum. Bei Neuaufnahmen ist künftig in allen Bochumer Kliniken eine Corona-Untersuchung Pflicht. Das ergab eine WAZ-Umfrage. Die Besorgnis wächst.
In allen Bochumer Krankenhäusern werden neu aufgenommene Patienten künftig auf Corona untersucht. Das ist das Ergebnis einer WAZ-Umfrage in den Kliniken. Derweil wächst die Sorge vor weiter massiv steigenden Infektionszahlen.
„Corona ist nicht vorbei und wird uns noch Monate beschäftigen.“ Prof. Christoph Hanefeld wird des Mahnens nicht müde. Als Geschäftsführer des Katholischen Klinikums Bochum (KKB) ist der Mediziner täglich mit den Folgen der Pandemie konfrontiert. 75 Corona-Patienten wurden seit März im Uni-Klinikum behandelt. Manche starben. Derzeit werden fünf Corona-Patienten versorgt: vier im St.-Josef-Hospital und einer im Martin-Luther-Krankenhaus.
Corona in Bochum: Zwischen Sorge und Rückkehr zur Normalität
Auch wenn die insgesamt 81 Intensivbetten, die das KKB für Covid-19-Patienten vorhält, zu keiner Zeit annähernd ausgelastet waren; auch wenn die Stationen und OPs sukzessive zum Normalbetrieb zurückkehren: „Zur Sorglosigkeit besteht kein Anlass“, warnt Hanefeld. Der folgenschwere Corona-Ausbruch in der Augusta-Klinik sei dafür ebenso ein Indiz wie die jüngste Erkrankung einer Mitarbeiterin im St.-Elisabeth-Hospital.
Das Katholische Klinikum reagiert. Seit der vergangenen Woche werden bei allen neu aufgenommenen Patienten Corona-Abstriche vorgenommen. Das sind täglich rund 120 Menschen. Bisher waren die Tests nur bei Patienten mit konkretem Corona-Verdacht Vorschrift.
Bergmannsheil testet auf Covid-19
Das Bergmannsheil folgt dem Beispiel. Ab Beginn der kommenden Woche werde die Klinik „alle Patienten einem Test auf eine mögliche Covid-19-Infektion unterziehen, die stationär aufgenommen werden sollen“, kündigt Sprecher Robin Jopp an. Das geschehe ergänzend zum umfangreichen Pandemieplan und solle „das Risiko weiter verringern, dass das Corona-Virus von außen in unsere Klinik eingetragen werden könnte“, so Jopp. Aktuell liegen drei Covid-19-Patienten im Bergmannsheil.
Knappschaftsklinik setzt auf Ampelsystem
„Enorm bewährt“ habe sich seit März die sogenannte Pretriage im Knappschaftskrankenhaus Langendreer, erklärt Sprecherin Bianca Braunschweig. In einer vorgelagerten Notaufnahmen auf dem Besucherparkplatz werden alle neuen Patienten von Ärzten auf Covid-19-Symptome und -Risiken untersucht. Anhand eines Ampelsystems (Grün, Gelb, Rot) wird ermittelt, ob und welche Sicherheitsmaßnahmen erforderlich sind – „noch bevor der Patient das Krankenhaus betritt“, so Braunschweig.
Eine strenge Besuchsregel (samstags und sonntags von 14 bis 18 Uhr) und eine Vielzahl weiterer Maßnahmen hätten dazu beigetragen, einen Covid-19-Ausbruch im Haus zu verhindern, so die Knappschaftsklinik. Derzeit wird ein Corona-Patient auf der Isolierstation behandelt.
Augusta verstärkt Maßnahmen
Bittere Realität ist der Corona-Ausbruch im Augusta-Krankenhaus, wo sich zehn Mitarbeiter und elf Patienten bei einem mutmaßlichen „Superspreader“ angesteckt haben. Zwei der Corona-Patienten werden auf der Intensivstation versorgt. Zwar habe die Klinik stets sämtliche Vorgaben des Robert-Koch-Instituts und des städtischen Gesundheitsamtes befolgt, sagt Geschäftsführer Thomas Drathen. „Jedem muss jedoch klar sein, dass immer ein Restrisiko verbleibt. Dies gilt ausnahmslos für alle Krankenhäuser bzw. Stellen der Gesundheitsversorgung. Es kommt aber darauf an, solche Einzelfälle möglichst früh zu erkennen und dafür alles zu tun.“
Das will die Klinik in verstärktem Maße. „Augusta wird alle stationären Patienten prästationär testen“, kündigt das Krankenhaus an. Zudem würden ungeplante Notfallaufnahmen isoliert und erneute „intensive“ Hygiene-Schulungen für die Mitarbeiter erfolgen.
Klinik-Chef warnt vor dem Herbst
Zur Vorbeugung weiterer Corona-Ausbrüche müsse klinikübergreifend alles getan werden, bekräftigt der Chef des Katholischen Klinikums, Christoph Hanefeld. Eine „Katastrophenwelle“ sei zwar nicht zu befürchten. Doch: „Der Herbst wird eine erneute Herausforderung für die Medizin.“