Hofstede. Die Zukunft der Filiale in Bochum-Hofstede ist weiter ungewiss. Betriebsrat weiß von einem Interessenten, der den Markt übernehmen will.
Während für zwei der Bochumer Real-Märkte feststeht, wer die Filialen übernehmen soll – in Wattenscheid soll es Kaufland, in Langendreer Edeka sein – ist die Zukunft von Real im Hannibal-Einkaufszentrum weiter ungewiss. „Es gibt, so heißt es, einen Interessenten, aber ein Name wird nicht genannt“, weiß Ronald Jahn vom Betriebsrat des Hofsteder Marktes.
Die Stimmung, so betont er, sei sehr bedrückt. „Keiner der Mitarbeiter weiß, ob er im nächsten Jahr noch einen Job hat; das Schlimme ist: Keiner weiß, wie es weitergeht.“ 107 eigene Beschäftigte und 40 Fremdmitarbeiter – etwa für den Wachschutz – arbeiten am Standort. Doch Hofstede ist nicht die einzige Filiale. Es gebe noch viele Märkte, in denen niemand weiß, wohin die Reise gehe. „Inzwischen dauert der Verhandlungsprozess zweieinhalb Jahre. Das geht schwer an die Nerven.“
Bochumer Belegschaft fürchtet ein Zerschlagen der Filiale
Keiner aus der Warenhauskette oder vom neuen Besitzer sage etwas, man beziehe sich auf eine Geheimhaltungsklausel. Der Finanzinvestor SCP hat sich mit der Metro AG auf eine 100-prozentige Übernahme von Real geeinigt. Jahn: „Es heißt immer nur: Die Verhandlungen gehen weiter.“
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Natürlich werde innerhalb der Belegschaft heftig spekuliert. „Die Frage ist etwa auch: Wird unsere Filiale komplett übernommen, oder wird sie zersplittert? Es besteht ja auch die Möglichkeit, dass nur der Supermarkt-Bereich einen Nachfolger findet.“ Die Hälfte der großen Filiale im Hannibal-Center ist der Non-Food-Bereich, aus dem Jahn selbst kommt. Die Befürchtung des Betriebsrates ist, dass der Markt aufgeteilt wird, kleine Franchise-Nehmer hinzugeholt werden – ähnlich wie im City-Point in der Innenstadt. Je länger sich die Verhandlungen hinziehen, desto mehr litten die Beschäftigten.
Real-Sprecher: Wir geben keine Standort-Informationen heraus
Auf WAZ-Anfrage erklärt Frank Grüneisen, Abteilungsleiter Externe Kommunikation und Pressesprecher von Real: „Sämtliche Anpassungen am Marktnetz stehen immer unter dem Vorbehalt der Zustimmung des Bundeskartellamtes. Bitte haben Sie daher Verständnis dafür, dass wir keine standortbezogenen Informationen herausgeben, bevor nicht eine finale Entscheidung dieser Behörde vorliegt. Ebenso werden wir uns bis zu diesem Zeitpunkt nicht zu etwaigen Spekulationen äußern. Nach der Entscheidung des Bundeskartellamtes beantworten wir gerne Ihre Fragen. Wann mit dieser Entscheidung zu rechnen ist, liegt alleine bei der Bonner Behörde.“
Vermieter Euco-Gruppe ist nicht informiert
Gerhard Uhle (88) ist mit der Euco-Gruppe Vermieter des Hannibal- und des benachbarten Prater-Centers. Er ist mehr als sauer über Real und den neuen Besitzer. „Nicht genug, dass wir als Vermieter im Unklaren gelassen werden. Für die Mitarbeiter ist diese Hinhaltetaktik grausam. Das ist wie eine Strafe für die Leute. Ich mag mir nicht ausmalen, was das für Familien mit Kindern oder Alleinerziehende bedeutet. Das ist nicht menschenfreundlich.“
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Er selbst habe bereits im Mai mit dem Hausleiter von Real und der Gewerkschaft gesprochen. Keiner kenne einen neuen Stand, stets werde auf den Beschluss des Kartellamtes verwiesen. Besonders groß sei die Unsicherheit darüber, ob die gesamte Fläche übernommen werde. „Es geht dem Handel durch die Corona-Beschränkungen ohnehin momentan sehr schlecht. Ich mache mir ernsthafte Sorgen.“
Doch seine Euco-Gruppe sei in der glücklichen Lage, mit Hannibal über „einen der besten Standorte für Real“ zu verfügen mit einem großen Branchenmix und mit den Discountern Aldi und Netto (im Prater-Center). „Wenn Real rausgeht, ist der Standort ruck-zuck vermarktet“, ist sich Gerhard Uhle sicher. Die Gruppe habe mehrere Real-Standorte. Vor der Metro mit Real betrieb Allkauf den Markt, „der lief Spitze“.
Ob sie jedoch als Vermieter ein Mitspracherecht haben darüber, wer die Filiale übernimmt, sei völlig offen.
Kunden sind genauso verunsichert
Die Kunden sind genauso verunsichert wie die Mitarbeiter in Hofstede. Germaine Witt kauft gerne hier ein: „Der Markt ist für mich günstig gelegen, weil gut erreichbar. Das Nicht-Wissen um die Zukunft ist ganz schlimm fürs Personal.“ Helen Barth ist nicht so häufig im Hannibal. Doch sie kommt gern: „Optimal ist, dass man hier alles unter einem Dach erhält. Das Sortiment ist gut. Es wäre schade, wenn das nicht so bliebe.“
Die Bochumer Linken unterstützen die Gewerkschaft
In der Auseinandersetzung um die Standorte stärken die Linken der Gewerkschaft Verdi den Rücken.
„Durch die Tarifflucht von Real werden die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht nur untertariflich, sondern für die gleiche Arbeit auch extrem unterschiedlich bezahlt. Daher unterstützen wir die Forderungen nach einer Rückkehr in den Flächentarifvertrag und der Sicherung der betrieblichen Mitbestimmung“, sagt Michael Sievers, Bochumer Gewerkschaftssekretär für den Bereich Handel und Ratskandidat der Linken im Wahlkreis Bochum-Werne.
„Für die Beschäftigten des Marktes im Hannibal-Center ist die lang andauernde Unsicherheit unglaublich belastend“, sagt Amid Rabieh, Oberbürgermeisterkandidat der Bochumer Linken. „Die Beschäftigten brauchen Klarheit über ihre Zukunft. Wir erwarten von den neuen Eigentümern eine verbindliche Arbeitsplatzgarantie.“ Da es mit dem Markt im Gertrudiscenter bereits einen Kaufland-Markt in Wattenscheid gibt, führt die Ankündigung der Übernahme des zweiten Supermarkts natürlich an beiden Standorten zu Verunsicherung. „Hier muss Kaufland schnell Klarheit schaffen und den Beschäftigten die Sorge um ihre Arbeitsplätze nehmen“, so Rabieh weiter.