Bochum-Hofstede. Das Einkaufszentrum in Bochum-Hofstede ist seit einer Woche wieder geöffnet. Die WAZ hat getestet, wie diszipliniert sich die Bochumer benehmen.

Geschäftiges Treiben herrscht am Dienstag im Hannibal-Center in Bochum-Hofstede. Kunden schleppen schwere Einkaufstüten zu ihren Autos, die meisten tragen Mundschutz und achten in der Corona-Krise auf den gebotenen Abstand zu ihren Mitmenschen, alles läuft recht entspannt. Doch der Ansturm ist teils immens: Vor dem Fahrradhändler XXL Meinhövel bildet sich bereits in den Vormittagsstunden eine XXL-Warteschlange.

Corona: Im Bochumer Hannibal-Center bilden sich lange Menschenschlangen

In einer locker 50 Meter langen Reihe bitten Dutzende geduldig um Einlass. „Fast wie in DDR-Zeiten“, scherzt ein älterer Herr. Der Grund für diesen ungewöhnlichen Andrang liegt auf der Hand: Fünf Wochen lang war das Geschäft wegen der Corona-Pandemie geschlossen. Mittlerweile ist es Frühling geworden, und die Menschen zieht es hinaus in die Natur zu Ausflügen auf ihren Rädern.

Felicitas Kotztorsch und Rudi Vinke warten vor dem Fahrradgeschäft im Hannibal-Center in Bochum-Hofstede geduldig auf Einlass.
Felicitas Kotztorsch und Rudi Vinke warten vor dem Fahrradgeschäft im Hannibal-Center in Bochum-Hofstede geduldig auf Einlass. © FUNKE Foto Services | Dietmar Wäsche

So wie Felicitas Kotztorsch, die schon lange ein E-Bike haben möchte: „Jetzt ist das Wetter ideal“, sagt sie. „Da nehme ich etwas Wartezeit gern in Kauf.“ Beratend zur Seite steht ihr in Hofstede dabei der Nachbar Rudi Vinke, der hier schon wesentlich längere Schlangen gesehen hat. „Gerade am Wochenende steht man hier ewig“, meint er.

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Von langen Schlangen vor dem Fahrradladen berichten auch einige WAZ-Leser und posten Fotos auf unserer Facebook-Seite: „Abstand war jetzt nicht so gegeben“, schreibt einer dazu. Das stimmt, bestätigt Filialleiter Mutlu Parlak. „Vor allem am ersten Tag nach der Neueröffnung hatten wir einen enormen Ansturm. Für uns ist diese Situation auch neu, aber wir lernen täglich dazu.“

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Mittlerweile ist Mitarbeiter Thomas Densborn den ganzen Tag damit beschäftigt, die Menschenmassen vor dem Laden in geordneten Bahnen zu lenken. „Bitte immer eine Fahrradlänge Abstand zum Vordermann halten“, mahnt er. Und das klappe sogar ganz gut: „Die allermeisten zeigen Verständnis.“

Kulinarische Neuigkeit: Kirmes-Süßigkeiten im Einkaufs-Center

Auch kulinarisch gibt es im Hannibal-Center eine Neuigkeit: Auf dem Parkplatz hat Schausteller Carsten Ritzenhofen seinen imposanten Stand „Mandel-Zauber“ aufgebaut, den er sonst auf Jahrmärkten und Volksfesten öffnet. Bis voraussichtlich Anfang Mai gibt‘s im Hannibal jetzt also auch gebrannte Mandeln und Lebkuchenherzen.

Noch nicht alle Geschäfte wieder geöffnet

Seit dem 20. April sind die meisten Geschäfte im Hannibal-Center an der Dorstener Straße 400 unter Auflagen wieder geöffnet, berichtet Christian Uhle, Geschäftsführer der Euco-Einkaufscenter GmbH.

„Derzeit geschlossen sind noch C&A, Medimax und der Modemarkt Adler“, sagt er. „Bei ihnen wird gerade geprüft, ob die Läden geöffnet werden dürfen, wenn sie die Verkaufsfläche auf 800 Quadratmeter verkleinern.“

Seit Beginn der Corona-Krise sind Ritzenhofen sämtliche Einnahmen weggebrochen: „Wir stehen bei null“, sagt er. „Das gab es in der langen Geschichte unseres Familienbetriebs noch nie.“ In der vierten Generation bringt Ritzenhofen die süße Ware unters Volk – in Zeiten wie diesen zur Not auch in einer Shopping-Mall. „Dem Hannibal sind wir schon lange freundschaftlich verbunden“, meint er. „Und alles, was wir hier einnehmen, ist besser, als wenn man nur zu Hause sitzt und nichts tut.“

Kirmes-Feeling im Einkaufs-Center: Der Schaustellerbetrieb Ritzenhofen steht mit seinem „Mandel-Zauber“ auf dem Gelände des Hannibal-Centers in Bochum-Hofstede.
Kirmes-Feeling im Einkaufs-Center: Der Schaustellerbetrieb Ritzenhofen steht mit seinem „Mandel-Zauber“ auf dem Gelände des Hannibal-Centers in Bochum-Hofstede. © FUNKE Foto Services | Dietmar Wäsche

Frischen Fisch bietet Karin Greschke-Meyenberg traditionell in dem Hannibal-Imbiss an. Seit fast 30 Jahren ist sie vor Ort in Hofstede: „Erst in einem kleinen Holzhäuschen, später in einem blau-weißen Fischcontainer“, erzählt sie. Vor allem der Backfisch wird gern genommen.

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Solche Maßnahmen wie derzeit hat auch die erfahrene Kauffrau noch nicht erlebt: „Im Umkreis von 50 Metern darf die Ware nicht verzehrt werden“, erzählt sie. Dazu zählt sogar das eigene Auto, in dem weder Fisch noch Currywurst gegessen werden dürfen, wenn es neben dem Imbiss parkt.

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Doch auch hier gilt: Die allermeisten Kunden würden Verständnis zeigen. „Ein paar Schwierige gibt es immer“, sagt Karin Greschke-Meyenberg, „aber wir bekommen regelmäßig Besuch vom Ordnungsamt.“ Rund 250 Euro Bußgeld würden fällig, wenn man beim verbotenen Pommesessen direkt am Imbiss ertappt wird.

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