Bochum. Bochums Stadtdirektor Sebastian Kopitz warnt vor Nachlässigkeiten im Umgang mit dem Coronavirus. Von einer Entwarnung könne keine Rede sein.

Stadtdirektor Sebastian Kopietz warnt davor, in der Corona-Krise nachlässig zu werden. „Wir waren niemals durch. Das haben die Ereignisse der vergangenen Tage deutlich gezeigt“, sagt Kopietz und spielt auf den jüngsten Corona-Ausbruch in der Augusta-Klinik und die erneute Schließung des SBO-Seniorenzentrums in Wattenscheid an.

Zwar sei es in Bochum im vergangenen halben Jahr „gut gelungen, mit der Pandemie umzugehen“, erklärte Kopietz am Mittwoch vor der Presse. Die Infektionszahlen lägen konstant unter dem Landesdurchschnitt. Von einer Entwarnung jedoch könne „jetzt und wohl noch weit ins nächste Jahr“ keine Rede sein.

Corona-Krise in Bochum: Ausbruch war „eine Frage der Zeit“

Ende Februar war erstmals der Krisenstab unter der Leitung von Kopietz zusammengetreten; bis heute folgten 150 Sitzungen. 42 Ordner dokumentieren die Arbeit der Stadt im Krisenmodus. Daran beteiligte sich jeder zehnte Mitarbeiter der Verwaltung: 600 Beschäftigte halfen vor allem in den ersten Monaten in der Corona-Telefonzentrale oder zur Unterstützung der Gesundheitsbehörden bei der Kontaktverfolgung nach Infektionen aus.

Die zuletzt ansteigenden Corona-Zahlen in Bochum seien eine Mahnung, die Eindämmung der Pandemie mit aller Kraft voranzutreiben, betont Kopietz. Es sei „nur eine Frage der Zeit“ gewesen, bis in einer Klinik oder in einem Altenheim wieder bestätigte Fälle auftauchten. Die Einrichtungen seien aufgerufen, genau zu prüfen, wie es dazu kam und wie in Zukunft zu handeln sei.

In der leerstehenden Gewerbehalle am Harpener Feld hat das Kommunale Krisenmanagement sein Zentrallager eingerichtet. Stadtdirektor Sebastian Kopietz informierte hier am Mittwoch über aktuelle Entwicklungen in der Corona-Krise.
In der leerstehenden Gewerbehalle am Harpener Feld hat das Kommunale Krisenmanagement sein Zentrallager eingerichtet. Stadtdirektor Sebastian Kopietz informierte hier am Mittwoch über aktuelle Entwicklungen in der Corona-Krise. © FUNKE Foto Services | Olaf Ziegler

Teststelle in Harpen könnte kurzfristig reaktiviert werden

Seitdem die Kassenärzte die Testungen bei Patienten mit Corona-Symptomen seit Juni in Eigenregie organisieren und vornehmen, beschränkt sich die Stadt auf die Tests von Bochumern, die mit Infizierten in Kontakt waren – aktuell u.a. Patienten der Augusta-Klinik, die nach ihrer Entlassung mit negativem Befund einen zweiten Test absolvieren müssen.

Dazu sind derzeit mobile Teams des Gesundheitsamtes im Einsatz. Das könnte sich aber wieder ändern, wenn die Infektionszahlen deutlich in die Höhe gehen. Laut Kopietz wäre es dann möglich, die Drive-in-Teststelle am Harpener Feld mit kurzer Vorlaufzeit zu reaktivieren. Sie war im Juni nach drei Monaten außer Betrieb genommen worden – ebenso wie das benachbarte Diagnostikzentrum der Kassenärztlichen Vereinigung.

An Schutzausstattung herrscht kein Mangel mehr

Die leerstehende Gewerbehalle wird seither als Zentrallager des Kommunalen Krisenmanagements genutzt. Schutzmasken und -kittel, Handschuhe und vieles mehr: Die Vorräte für Kliniken und Pflegeeinrichtungen sind üppig, anders als zu Beginn der Krise, als Schutzausstattung Mangelware war und von der Stadt meist überteuert eingekauft werden musste: falls überhaupt Ware am Markt war.

Neue Herausforderungen stehen ins Haus. „Händeringend“, berichtet Kopietz, warte die Stadt auf Details der Landesregierung für die Schulöffnung nach den Sommerferien. Bis dahin sind es nur noch drei Wochen, ohne dass die Kommune bisher klare Vorgaben aus Düsseldorf erhalte habe.

Weitere Schwerpunkte seien die Erfassung der Reiserückkehrer aus Regionen mit Reisewarnungen (bisher haben sich gut 200 Urlauber bei der Stadt gemeldet) sowie die Kampfmittelräumungen, von denen in Bochum im Sommer noch einige bevorstehen. Die Evakuierung von Hunderten, möglicherweise Tausenden Anwohnern sei unter Corona-Bedingungen nochmals schwieriger als in normalen Zeiten.