Bochum. Nach der Schließung des Behandlungszentrums in Bochum nehmen Hausärzte die Corona-Tests in ihren Praxen vor. Was Patienten jetzt wissen sollten.
Nach der Schließung des Behandlungszentrums in Harpen vor einer Woche nehmen die mehr als 200 Hausärzte in Bochum die Corona-Tests wieder in ihren Praxen vor. Die Kassenärztliche Vereinigung spricht von einer „neuen Normalität“. Es werden aber auch Zweifel laut. Patienten äußern Sorge vor einer erhöhten Ansteckungsgefahr. Der Bochumer Ärzteverbund MedQN warnt, dass vor allem chronisch kranke Patienten auch künftig vor einem Arztbesuch zurückschrecken. Die wichtigsten Fakten und Einschätzungen.
Welche Aufgabe hatte das Corona-Zentrum in Harpen?
Es wurde im April von der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) eingerichtet, um die niedergelassenen Ärzte in der Corona-Krise zu entlasten. Patienten mit Covid-19-Verdacht sollten möglichst komplett aus den Praxen fernbleiben und im sogenannten „Fieberzentrum“ am Harpener Feld untersucht und bei Bedarf getestet werden - ergänzend zur benachbarten Drive-in-Stelle, für die Stadt die Termine vergab.
Warum wurde das Zentrum geschlossen?
Laut KVWL ging die Zahl der Tests (insgesamt waren es 1000) stetig zurück, zuletzt auf rund 80 binnen zwei Wochen. Das, meint der Verband, sei von den Ärzten auch ambulant zu leisten. Es sei „an der Zeit gewesen, zu einer neuen Normalität zurückzufinden“, so Sprecherin Vanessa Pudlo.https://www.waz.de/staedte/bochum/bochum-schliesst-corona-zentren-hausaerzte-testen-jetzt-id229284014.html
Was heißt das für die Patienten?
Weil auch die Stadt die Drive-in-Stelle nicht mehr nutzt, laufen die sogenannten symptomatischen Testungen in Bochum nun ausschließlich in den Arztpraxen. Wer Anzeichen der Krankheit (Husten, Fieber) bemerkt, soll deshalb nicht mehr die Stadt-Hotline 0234/910 55 55 wählen, sondern seinen Hausarzt oder die Hotline der Kassenärztlichen Vereinigung (116 117) anrufen. Wichtig: Niemals direkt in die Praxis kommen!
Sind die Praxen für die Tests vorbereitet?
Ja, sagt die Kassenärztliche Vereinigung. Nach den Engpässen zu Beginn der Pandemie gebe es inzwischen ausreichend Schutzmaterial und -kleidung. Das bestätigt Dr. Michael Tenholt, Vorsitzender des Medizinischen Qualitätsnetzes (MedQN): „An der Ausstattung der Praxen herrscht kein Mangel.“ Sorge bereite ihm viel mehr, dass vor allem chronisch kranke Patienten den Arztbesuch weiter scheuen könnten. Das habe schon zu den Hoch-Zeiten der Pandemie fatale Folgen gezeigt.
Ist die Furcht vor Ansteckungen berechtigt?
Nein, sagt Dr. Wilhelm Vermaasen, Chef des Bochumer Hausärztenetzes. Ausdrücklich befürwortet er die Rückkehr der Corona-Tests in die Praxen. „Das Behandlungszentrum war wirtschaftlich nicht mehr tragbar. Wir können das leisten. Wir sind für die Grundversorgung zuständig“, bekräftigt Vermaasen. Dabei würden die Tests vielfach räumlich und zeitlich vom regulären Praxisbetrieb abgetrennt. „Bei uns sind für jeden Tag eigene Zeitfenster eingerichtet.“
Was hat das alles mit den ärztlichen Gebühren zu tun? Wieviel Geld verdient ein Arzt an einem Test?
Die Kassenärztliche Vereinigung nennt keine Zahlen. Sprecherin Vanessa Pudlo verweist darauf, dass „die Entnahme eines Abstrichs nicht als singuläre Leistung betrachtet werden“ könne. MedQN-Chef Tenholt wird konkreter. Rund 50 Euro erhalte ein Arzt für einen klassischen Corona-Test. Allerdings, so Tenholt, konnten die niedergelassenen Ärzte auch zu Zeiten des Behandlungszentrums Leistungen abrechnen - etwa für Voruntersuchungen und Beratungen. Finanziell ändere sich durch die Neuregelung „wenig bis nichts“.
Gibt es Kritik?
Offiziell nicht. Allerdings ist man nach WAZ-Informationen in manchen Arztpraxen nicht eben glücklich über die Rückkehr von Corona-Verdachtspatienten. Die Angst, Praxen vorübergehend schließen zu müssen, ist nach wie vor groß. Zwar sei das Infektionsrisiko in der Tat gering, die Ausstattung hinreichend. Der Praxisbetrieb werde aber erschwert, Stammpatienten blieben möglicherweise fern.
Was ist Patienten zu raten?
Achten Sie darauf, ob Ihr Hausarzt eine strikte Trennung zwischen Praxisbetrieb und Corona-Testungen vornimmt. Folgt der Arzt der Empfehlung der Kassenärztlichen Vereinigung und richtet separate „Infektionssprechstunden“ ein? Wie ist es um die Hygieneregeln und den Schutz der Mitarbeiter bestellt? Nehmen Sie den Bochumer Hausärzte-Chef Vermaasen beim Wort. Er verspricht: „Wir tun alles zum Schutz unserer Patienten.“