Wattenscheid. . Umgestaltung der Krypta und der Parkanlage sowie die künftige Nutzung sind große Streitpunkte. Öffentliche Anfrage sorgt für neuen Zündstoff.
Die Debatte um die Umgestaltung des Ehrenmals samt Parkanlage zieht immer weitere Kreise. Weniger Detailfragen als vielmehr grundlegende unterschiedliche Standpunkte bezüglich der künftigen Nutzung, des Denkmalschutzes und einer geplanten Umgestaltung werden nicht nur innerhalb einer Bürgerinitiative kontrovers diskutiert, sondern auch auf lokalpolitischer Ebene.
Handlungsbedarf besteht fraglos
Dass etwas geschehen muss, steht außer Frage. Der Zustand der Parkanlage ist schlecht, die Krypta zerfällt und ist seit Pfingststurm „Ela“ (2014) gesperrt. Die Pläne für eine Attraktivierung im Rahmen des integrierten städtebaulichen Entwicklungskonzepts (ISEK) „Soziale Stadt“ Wattenscheid durch Fördermittel liegen zwar seit November 2017 vor, sind jedoch Stein des Anstoßes. Die Frage nach der Rechtmäßigkeit von Fördergeldern für die Instandsetzung der Anlage hat einen Streit zwischen den Parteien entfacht.
CDU setzt auf Denkmalschutz
CDU-Ratsmitglied Dirk Caemmerer fordert „eine denkmalgerechte Wiederherstellung mit der ursprünglichen Vegetation und der Krypta mit den Pergolen, den Aufgängen und den Wegen.“ Und weiter: „Wir tragen Planungen mit, soweit sie denkmalschutzgerecht sind, eine nachhaltige Erholungs- und Verweilqualität für die Anwohner schaffen und den ursprünglichen Charakter der Stätte wiederherstellen. Wir lehnen Planungen ab, die aus der Stätte eine konzeptionslose Aneinanderreihung von beliebigen Amüsierzonen in völligem Widerspruch zum Denkmalschutzgesetz machen wollen.“
Auch Reinhold Hundrieser, stv. Bezirksbürgermeister und Mitglied der CDU-Bezirksfraktion, sprach sich gegen die Pläne aus.
SPD sieht Umgestaltung als Chance
Die SPD sieht neue Nutzungsmöglichkeiten als Chance, die mäßig besuchte Parkanlage mit Leben zu füllen. Bezirksbürgermeister Manfred Molszich (SPD): „Ich bin dafür, das Ehrenmal entsprechend der Pläne, die der Bezirksvertretung vorgelegt wurden, umzubauen. Hierzu zählen eine Veränderung der Krypta, eine deutliche Verbesserung der Spielbereiche, die Möglichkeit, einen Kiosk anzubieten und das Herausholen der Gedenktafeln aus der Krypta.“
Zudem gebe es Überlegungen, „Desks auf der großen Wiese aufzustellen“, wie sie u.a. im Schlosspark Weitmar zu finden sind. Die Wegesituation müsse verbessert werden: „Die Hauptverbindung zwischen Bußmanns Weg und Bahnhofstraße soll demnächst geteert werden“, so Molszich. Einigkeit herrscht zumindest beim Thema „Aufforstung“. Gefallene oder gefällte Bäume „müssen ersetzt werden, das ist klar.“
Molszich stellt öffentliche Anfrage
Eine aktuelle öffentliche Anfrage von Molszich dürfte für neuen Zündstoff sorgen: In dieser wird die Frage nach der Zuständigkeit bei einem Denkmal von bezirklicher Bedeutung gestellt, die nach Molszichs Sicht bei der Bezirksvertretung liege. Brisant ist zudem die Frage, ob sich die „CDU-Ratsfraktion an die Bezirksregierung in Arnsberg gewandt hat, mit dem Ziel, eine Förderung der geplanten Maßnahmen aus öffentlichen Mitteln zu verhindern“. Molszich rechnet im Mai oder Juni mit einer offiziellen Beantwortung der öffentlichen Anfrage.
Caemmerer bezieht Stellung
Auf WAZ-Nachfrage nahm Dirk Caemmerer direkt Stellung: „Es ist nicht richtig, dass wir das Ziel haben, geplante Maßnahmen zu verhindern. Richtig ist vielmehr, und die Rechtslage ist eindeutig, dass es sich um eine denkmalgeschützte Stätte handelt.“ Sollten die vorgelegten Planungen umgesetzt werden, „verstoßen diese fast ausnahmslos gegen das Denkmalschutzgesetz“, eine Förderung sei entsprechend nicht möglich.
Kontakt zur Bezirksregierung in Arnsberg sei aufgenommen worden „zur Klärung der förderrechtlichen Voraussetzungen.“
Auch Grüne, UWG und FDP stellen Ideen vor
Auch die Grünen greifen die Anfrage von Manfred Molszich auf. Ratsmitglied Sebastian Pewny wählt klare Worte: „Wenn die Fördermittel jetzt nicht ziehen, dann wird es deutlich schwerer, Bäume zu pflanzen, Spielplatzsanierung durchzuführen und an eine Veränderung oder den Wiederaufbau der Krypta ist gar nicht erst zu denken.“
Pewny spricht sich für ein neues Denkmal, Spielmöglichkeiten und kulturelle Angebote, etwa einer kleinen Bühne, aus.
„Curtius Gutachten“ ist ein weiterer Diskussionspunkt
Für eine Verbindung von „Platz für Spiel und Sport“ mit dem Denkmalschutz macht sich auch Hans Hanke, Sprecher der SPD im Ausschuss Kultur, stark.
Weiterer Diskussionspunkt ist ein Gutachten des „Ateliers Jutta Curtius“, welches 2016 erstellt und an die Verwaltung übergeben worden sei. Laut Dirk Caemmerer (CDU) war es den Fraktionen bis vor kurzem nicht bekannt, er selbst sei im Februar 2018 durch „Zufall darauf gestoßen“. Den Inhalten dieses Gutachten stimme man komplett zu, so Caemmerer.
Die SPD Ratsfraktion stellte zur Sitzung des Ausschusses für Kultur die Anfrage, ob das Gutachten „Grundlage der Planungen“ geworden sei und falls nicht, ob dies „noch geschehen kann“.
CDU, SPD und Grüne regen zudem alle an, die „Stahlfalter“-Plastik des polnischen Künstlers Maciej Szankowski im Ehrenmal aufzustellen.
Die Fraktion FDP & Die Stadtgestalter plädiert dafür, die Krypta herzurichten, in einen neuen Kontext zu stellen und mit Erklärungen zu versehen. Vorsitzender Felix Haltt: „Wir können uns ergänzende Erinnerungsstelen an Ort und Stelle vorstellen, die Zukunft und Gegenwart mahnen, nie wieder den Gang in Krieg und Vernichtung mitzugehen.“ Ein Abriss oder eine Zuschüttung der Krypta sei der völlig falsche Ansatz, ist man sich mit der CDU einig und widerspricht damit Aussagen von Pewny aus März 2018 deutlich.
Vermittelnde Position
Die UWG wiederum nimmt eine vermittelnde Position ein und setzt auf eine Lösung im Sinne des Allgemeinwohls. Hans-Josef Winkler, Mitglied der UWG Bezirksfraktion, hofft, dass das Ehrenmal „durch eine Neugestaltung ein einladender Park werden könnte.“
Die Erinnerung an die gefallenen Soldaten müsse dabei gewährleistet sein. Alle Vorstellungen, Gutachten, Planungsaufträge und die Einschätzungen der Unteren- und Oberen-Denkmalschutzbehörde müssten daher auf einen Tisch kommen und letztlich die Finanzierung aus Fördertöpfen gewährleistet sein.