Bochum. Die Zahl der Einbrüche in Bochum ist bis Ende Mai stark gesunken. Hauptgrund: die Coronakrise. Auch bei der Aufklärung tut sich was.

In Bochum hat es bis zum 31. Mai deutlich weniger Einbrüche gegeben als im gleichen Zeitraum 2019. Die Polizei ist mit der Entwicklung sehr zufrieden. Hauptgrund sei die Corona-Krise: Wenn Menschen im Homeoffice seien, schrecke das die Einbrecher ab: Sie trauten sich nicht ins Haus, sagt Polizeisprecher Volker Schütte.

Zu den Zahlen: Bis Ende Mai habe die Polizei in Bochum 162 Einbrüche aufgenommen, darunter 110 Einbruchsversuche. Zahlen für Juni lägen noch nicht vor. Zum Vergleich: Vor einem Jahr habe die Polizei im selben Zeitraum noch 306 Einbrüche und Einbruchsversuche registriert, im gesamten Jahr waren es dann 528 (bei 246 Versuchen).

Bochum: Aufklärungsquote ist auf fast 25 Prozent gestiegen

Zufrieden mit der Entwicklung: Polizeisprecher Volker Schütte.
Zufrieden mit der Entwicklung: Polizeisprecher Volker Schütte. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

Weniger Einbrüche sind aber nur eine Seite der Medaille. Stark verbessert hat sich zudem die Aufklärungsquote der Polizei. Wurden die Täter 2017 beispielsweise nur in jedem zehnten Fall ausfindig gemacht, so klärten die Ermittler 2019 jeden vierten Einbruch auf. Mit der Entwicklung in den vergangenen Jahren zeigt sich Polizeisprecher Schütte deshalb sehr zufrieden: „Darauf können wir auch ein bisschen stolz sein.“

Unvergessen ist bei der Polizei das Jahr 2015, als Bochum Schlagzeilen machte: Die Zahl der Einbrüche war auf 1800 gestiegen. „Da war Holland in Not“, sagt Schütte. „Das war ein gutes Jahr für die Einbrecher, ein schlechtes für die Menschen in Bochum.“ Anschließend habe die Polizei alle Hebel in Bewegung gesetzt, um die Zahlen zu drücken: Es habe intern Umstrukturierungen gegeben, die Aufklärungsarbeit sei verstärkt worden, ebenso die Streifen in den Wohngebieten. Auch die Festnahme von Serientätern, einer steht derzeit noch in Albanien vor Gericht, trägt zu den besseren Zahlen bei.

Bürger sollen jetzt nicht sorglos sein

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Hinzu kommt: Immer mehr Einbrüche scheitern, im vergangenen Jahr fast jeder zweite. Grund sei auch hier die verstärkte Aufklärungsarbeit der Polizei.

Gemeint ist etwa die Aktion „Riegel vor!“, mit der die Polizei den Einbrechern den Kampf angesagt hat. Dabei informieren Beamte die Bürger unter anderem in Aktionswochen in der Innenstadt über vernünftigen Einbruchschutz. „Der muss nicht teuer sein“, sagt Polizeisprecher Schütte. Oft reiche schon ein Lichtkonzept, um ungebetene Gäste abzuschrecken. „Wer nicht in zwei Minuten in einer Wohnung ist, bricht die Tat ab“, weiß er.

Bei der Aktion „Riegel vor“ zeigen Experten, wie man sich vor Einbrechern schützen kann.
Bei der Aktion „Riegel vor“ zeigen Experten, wie man sich vor Einbrechern schützen kann. © FUNKE Foto Services | André Hirtz

Außerdem ist die Polizei in Sachen Prävention nun telefonisch für Fragen erreichbar. Und nicht zuletzt: Wer wissen möchte, wo Einbrecher unterwegs waren, kann sich das „Wohnungs-Einbruchs-Radar“ im Internet anschauen, das die Polizei freitags aktualisiert. Dort können Bürger sehen, wann wo in ihrer Stadt eingebrochen wurde.

Plickert: Mehr Betrugsfälle und Internet-Kriminalität

Über die gesunkenen Einbruchszahlen freut sich auch Arnold Plickert, ehemaliger NRW-Chef der Gewerkschaft der Polizei (GDP). Corona sei natürlich ein Hauptgrund für den weiteren Rückgang, ein anderer sei die Erhöhung des Strafmaßes, so der Wanne-Eickeler. Einbrüche würden nun als Verbrechen geahndet, die Mindeststrafe dafür betrage ein Jahr Gefängnis. Das schrecke viele Einbrecher ab. Tätergruppen wichen deshalb jetzt nach Nordeuropa aus.

Auch wenn es in der Corona-Krise weniger Einbrüche gebe: In anderen Bereichen nähmen sie zu: „Die organisierte Kriminalität stellt sich schnell auf neue Begebenheiten ein“, sagt der Polizeiexperte zur WAZ. So seien die Betrugsfälle gestiegen, auch Internet-Kriminalität nehme während der Pandemie zu: Täter stellten falsche Förderanträge oder böten übers Telefon medizinische Leistungen an, die es nicht gebe.

Schütte mahnt Bürger aber, trotz der sinkenden Zahlen nicht sorglos zu sein: „Ein Fenster auf Kipp zieht Einbrecher an.“ Solch’ ein Angebot nähmen „böse Buben“ gerne an. Ebenso sollten die Menschen nun in der Urlaubszeit aufpassen: Die bekannten Verhaltensregeln, etwa dass die Briefkästen nicht voll sein oder Anrufbeantworter keine Informationen über einen Urlaub erhalten sollten, gölten auch jetzt.

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Hilfreich sei auch, wenn der Nachbar beim Urlauber mal den Rasen mähe. Auch auf solche Kleinigkeiten wie ungemähte Gärten achteten Einbrecher bei ihrer Suche nach Betätigungsfeldern.

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