Herne/Bochum. Die Polizei geht in die Offensive: Sie appelliert an Wohnungsbesitzer, Fenster und Türen besser zu schützen. Und: Zeugen sollen verdächtige Personen sofort melden.

Die Wohnungseinbrecher brauchen nur ein paar Minuten - und sind wieder weg. Die Bewohner aber, sagte Polizeipräsidentin Diana Ewert gestern, „leiden sehr lange darunter“. Zur dunklen Jahreszeit hat die Polizei die Kampagne „Riegel vor! - Sicher ist sicherer“ gestartet.

Sie appelliert noch mehr an Wohnungsbesitzer, Fenster und Türen besser zu schützen, und an Zeugen, verdächtige Personen sofort unter 110 zu melden. Gleichzeitig ermittelt die Polizei verstärkt auf verdeckte Weise. Sie macht das auch in Herne, obwohl die Fallzahlen hier in den ersten drei Quartalen des Jahres zurückgegangen sind - von 364 Einbrüchen auf 328.

Ein Idealbeispiel für Vorbeugung spielte sich erst vor wenigen Tagen in Bochum-Linden an. Dort hatte ein Zeuge auf dem Heimweg zwei verdächtige Personen bemerkt. Sie guckten auffällig in die Häuser. Der Zeuge rief die Polizei. Diese beobachtete die Verdächtigen - und griff zu. In ihren Taschen fanden die Beamten tatsächlich Diebesgut. Jetzt sitzen die zwei in U-Haft. Der Leitende Polizeidirektor Martin Jansen: „Da hatten wir zwei Probleme weniger.“

Die Polizei rät: „Lieber einmal zuviel als einmal zu wenig anrufen.“ Angst, später ins Visier der Täter zu geraten oder anderweitig Ärger zu bekommen, sei unbegründet.

Nur jeder fünfte Wohnungseinbruch wird aufgeklärt. Heißt: Der Täter ist zumindest identifiziert, nicht immer aber auch gefasst. Großteils handele es sich um Rumänen, sagt Kripo-Chef Andreas Dickel. Er spricht von „überregional agierenden Banden“. „Wir haben einen hohen Anteil, den wir reisenden Tätern zuordnen müssen.“ Die Ursache sei auch „Ausdruck des sozialen Gefälles“ und ein „globales Problem“. Migranten kämen in die Länder, „wo Milch und Honig fließen“. Das Ruhrgebiet, ergänzt der Erste Kriminalhauptkommissar Klaus-Peter Lipphaus, läge entlang der A40. Das sei „günstig für Rotationseuropäer“.

Die Folgen für die Opfer sind teilweise massiv - nicht nur wegen des Verlustes von Wertsachen oder Andenken, sondern wegen psychischer Leiden, weil der persönlichste Bereich, die Wohnung, angetastet wurde. Bärbel Solf, Leiterin der Kriminalprävention, spricht von „Angstzuständen“. Manche bekämen einen Waschzwang. „Andere ziehen ganz um.“ Oder sie würden die ganze Wohnung säubern. Ihr Kollege Michael Bungart ergänzt: „Sie schlafen schlecht.“ Und: „Sie lernen alle Geräusche neu. Die Sicherheit, die das Haus bisher gehabt hatte, ist auf einmal weg oder schwer gestört.“

Stephanie Ihrler vom „Weißen Ring“ bestätigt dies. Sie plädiert auch dafür, wie sie gestern auf WAZ-Anfrage sagte, dass das „Opferentschädigungsgesetz“ auch auf Einbruchsopfer erweitert werden solle. Bisher erhalten höchstens Opfer eines „tätlichen Angriffs“ Geld aus einer öffentlichen Kasse.

Die Polizei hinterlässt zurzeit Handzettel an Wohnungen, die nicht gesichert sind. „Während der Sonderstreife ist uns bei Ihnen folgendes aufgefallen“, steht darauf. Dann werden die Mängel angekreuzt: „Fenster standen auf Kipp“, „Türen waren nur angelehnt“ und so fort. Eine weitere Prävention ist eine kostenlose Beratung im Präsidium direkt anhand von Fenster- und Tür-Modellen. Anmeldung: 0234/909 40 40.