Bochum. Für ihr Modell eines Hochhauses wird Architektin Lena Wollenweber mit dem Stipendium des BDA ausgezeichnet. Gebaut wird das Gebäude aber nicht.
An der schönen blauen Donau könnte bald ein gläsernes Bürogebäude stehen, das den Redakteuren des Wiener „Standard“ als neue, komfortable Arbeitsstätte dient. So zumindest hat es sich die Architekturstudentin Lena Wollenweber überlegt, die ein Semester lang an ihren Plänen für das markante Hochhaus mitten in der Wiener City getüftelt hat.
Für ihre kreativen Entwürfe und das maßgeschneiderte Modell wurde die 24-Jährige jetzt mit dem BDA-Stipendium Ruhr ausgezeichnet, das die Bochumer Ortsgruppe des Bundes Deutscher Architekten erstmals im Kunstmuseum verliehen hat. Künftig soll das Stipendium jährlich für herausragende Arbeiten angehender Architekten an der Hochschule Bochum vergeben werden. „Damit wollen wir etwas mehr Spannung in den Unialltag bringen und die Studierenden des Bachelor-Studengangs dazu ermuntern, auch ihren Master abzuschließen“, sagt der BDA-Vorsitzende Boris E. Biskamp.
Studenten greifen auf schier endloses Budget zurück
Beim Wettbewerb mussten sich die jungen Architekten einer fest umrissenen Aufgabe stellen: Das Ziel lautete, ein neues Gebäude für den Verlag und die Redaktion der österreichischen Tageszeitung „Der Standard“ zu entwerfen. Auf einem Eckgrundstück direkt an der Donau sollte sich der Bürokomplex in das Wiener Stadtbild einfügen. 5000 Quadratmeter Fläche und ein schier endloses Budget standen den Studenten für ihre Planspiele zur Verfügung. Denn was eine Umsetzung ihrer Ideen am Ende wohl kosten würde, war kein Thema. „Das wird im frühen Teil des Studiums noch etwas lockerer gehandhabt“, sagt Biskamp.
Mit Café und Fitness-Center: Gebäude steht jedem offen
Einstimmig entschied sich die Jury schließlich für den Entwurf von Lena Wollenweber, die die Expertenrunde mit einem gläsernen Hochhaus überzeugen konnte, das schön gestaltet und funktional gleichermaßen ist. „Das ist kein konventionelles Bürogebäude, sondern sehr offen in das städtische Leben integriert“, lobt Prof. Erhard An-He Kinzelbach vom Fachbereich Architektur der Hochschule Bochum.
Genau diese offene Form war Lena Wollenweber in ihren Entwürfen wichtig. „Das Haus heißt jeden willkommen. Es gibt ein Café und ein Fitness-Center. Und der Besucher bekommt bei einem Rundgang genaue Einblicke in das Leben der Menschen, die dort arbeiten.“ Gerade in Zeiten, in denen viele Leser zunehmend auf Online-Medien setzen, sei der persönliche Kontakt zu den Journalisten wichtig, meint sie.
Innenstadt sieht die junge Architektin kritisch
Als gebürtige Bochumerin geht die junge Architektin seit vielen Jahren mit offenen Augen durch ihre Heimatstadt – und nicht alles gefällt ihr. „Die Innenstadt liegt ziemlich brach, aber das ist in vielen Ruhrgebietsstädten etwa in Essen genauso“, erzählt sie. Hier wieder mehr Anreize zu schaffen, um die Menschen stärker in die Innenstadt zu locken statt jeden Einkauf online abzuwickeln, sei eine der wichtigsten Aufgaben der Stadtplaner. „Von der Idee der Markthalle, die in Bochum entstehen soll, bin ich ganz begeistert.“
Ihr schickes Wiener Bürogebäude hat übrigens keine Chance auf Realisierung: „Genau an der Stelle wird gerade ein Hotel gebaut“, erzählt Lena Wollenweber. „Aber das war vorher schon klar.“ Eine Studienfahrt nach Wien wäre für Recherchezwecke zwar gewiss schön, aber nicht unbedingt nötig gewesen. „Das meiste erfährt man ohnehin über Google Maps.“
Info: Stipendium wird jährlich vergeben
Das BDA-Stipendium-Ruhr ist mit einmalig 1000 Euro dotiert und soll künftig jährlich an junge Architekturstudenten ab dem dritten Semester vergeben werden. Um die Teilnahme mussten sich die Studierenden zuvor bewerben: 17 reichten ihre Entwürfe und Modelle beim BDA ein, neun von ihnen kamen in die engere Wahl.
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