Bochum. Kreativ gewinnt: Der Bund Deutscher Architekten in Bochum lobt erstmals einen Wettbewerb aus. Dafür lassen die Studenten ihren Ideen freien Lauf.
Die hohe Kunst der Architektur wird seit vielen Jahren an der Hochschule Bochum gelehrt. Nicht wenigen Absolventen gelingt es nach ihren Abschlüssen, von gefragten Architekturbüros angestellt zu werden, deren kreatives Gestalten unsere Umwelt grundlegend bestimmt. Denn gute Architekten bauen mehr als nur formvollendete Häuser, sie tragen auch eine gesellschaftliche und kulturelle Verantwortung.
Um gerade für jüngere Studenten etwas mehr Spannung in den Unialltag zu bringen, hat die Bochumer Ortsgruppe des Bundes Deutscher Architekten (BDA) erstmals einen Wettbewerb ins Leben gerufen. Das „BDA Stipendium Ruhr“ ist mit 1000 Euro dotiert und wird für eine herausragende Entwurfsarbeit verliehen. Um die Teilnahme an dem Wettbewerb mussten sich die Studenten zuvor bewerben: 17 Studierende haben ihre Entwürfe, Zeichnungen und Modelle eingereicht, neun schafften es in die engere Wahl. Eine Jury wählt jetzt die beste Arbeit aus. Die Preisverleihung hätte bereits vor wenigen Tagen im Kunstmuseum stattfinden sollen, doch aufgrund der Corona-Pandemie musste sie vorerst verschoben werden: „Wir hoffen aber, dies im Laufe der Sommermonate nachholen zu können“, sagt der BDA-Vorsitzende Boris E. Biskamp.
Pläne für ein Redaktionsgebäude in Wien werden geschmiedet
In ihren Entwürfen orientierten sich die 17 Studenten an einer klar umrissenen Aufgabe: Es galt, ein neues Gebäude für die Redaktion und den Verlag der Wiener Zeitung „Der Standard“ zu entwerfen. Dies allerdings ohne einen echten Auftrag aus Österreich, sondern auf Uni-Ebene als reines Gedankenspiel: „In der Lehre ist es bei uns immer so, dass wir versuchen, konkrete Aufgaben an konkreten Orten zu lösen, ohne dass am Ende wirklich ein Haus gebaut wird“, sagt Biskamp. „Das ist alles komplett fiktiv.“ Denn dass schon Studenten echte Baupläne entwerfen, sei in der Branche eher unüblich: „Das wäre in diesem hart umkämpften Markt auch nicht fair gegenüber den Kollegen in den Architekturbüros, die davon leben müssen.“
Gleichwohl setzten sich die Studenten der Hochschule findig und phantasievoll mit ihrer Aufgabe auseinander und entwarfen schöne Pläne für das Wiener Redaktionsgebäude. „Welch vielfältige Gestaltungsmöglichkeiten hier gefunden wurden, ist spannend und echt erstaunlich“, sagt Biskamp. Auf einem Eckgrundstück mit Blick auf die Donau sollte das Gebäude entstehen – alles weitere war dem Ideenreichtum und der Phantasie der Studierenden überlassen. 5000 Quadratmeter Fläche standen ihnen für ihre Pläne zur Verfügung. Die Idee: Es sollte ein offenes Haus werden, das auch Einblicke in die Arbeit der Journalisten gewährt sowie Ausblicke in die Stadt ermöglicht, inklusive Café und Kantine. Auch ein großes Foyer für Lesungen und Feste war geplant.
Studierenden lassen ihren Ideen freien Lauf
„Einige wählten dafür eine klassische Wandfassade, andere eine Glasfassade. Viele ließen sich in ihren Plänen auch vom Zeitgeist beeinflussen“, erzählt Biskamp. Eine Kleinigkeit durften die Studenten allerdings außer Acht lassen: Denn was ihre schönen großen Glitzerbauten am Ende wohl kosten würden, war kein Thema. „Das wird im vierten Semester noch etwas lockerer gehandhabt.“
Das BDA Stipendium Ruhr soll künftig jährlich vergeben werden. Teilnehmen können Studenten ab dem dritten Semester. „Damit möchten wir Studierende des Bachelor-Studiums dazu motivieren, ein Architektur-Masterstudium abzuschließen“, sagt Biskamp. „Denn ich bin fest davon überzeugt, dass ein guter Architekt mindestens zehn Semester studiert haben sollte.“