Bochum. Am Tag der Architektur sind 180 besondere Gebäude in NRW zu sehen – die meisten wegen Corona indes nur von außen. Sechs Gebäude stehen in Bochum.

Für neugierige Freunde der Baukunst, des öffentlichen und des privaten Lebens ist es jedes Jahr ein Fest: Am Tag der Architektur gewähren Menschen, Firmen und Einrichtungen Einblicke in ihr Zuhause und ihre Arbeitswelt. Am Samstag/Sonntag (20./21. Juni) ist es wieder so weit. Auch in Bochum.

Mit sechs besonderen Gebäuden ist die Stadt unter insgesamt 180 Objekten in ganz Nordrhein-Westfalen gut vertreten. Allerdings: Diesmal lautet das inoffizielle Motto: Nur Gucken, nicht Reingehen. Ausgerechnet bei der Jubiläumsausgabe, der Tag der Architektur wird zum 25. Mal ausgetragen, dürfen die Gebäude wegen der Corona-Beschränkungen nicht betreten werden. Nur von Außen können Interessierte einen Blick werfen. In einigen Fällen haben Architekten oder Eigentümer statt der Livepräsentation immerhin Videoclips oder Podcasts produziert oder stellen ihr Werk auf der eigenen Homepages vor.

Ein Gebäude ist auch von innen zu sehen

In Bochum sind diesmal vor allem öffentliche Gebäude vertreten: von der Erweiterung des Eisenbahnmuseums Dahlhausen bis zum Akafö-Studentenwohnheim in Querenburg. Damit liegt die Stadt im Trend. „In diesem Jahr finden sich auffallend viele Bildungsbauten, Gemeinschafts- und Baugruppen-Wohnprojekte, Nachverdichtungen, sowie Gärten und Grünzonen unter den vorgestellten Projekten“, heißt es bei der Architektenkammer NRW.

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Und eines davon wird allen Beschränkungen zum Trotz doch auch von innen zu sehen sein: das neue Empfangsgebäude des Eisenbahnmuseums. „Das muss jeder passieren, der uns besuchen will“, sagt Museumssprecher Walter Thomassen. Eine Führung durchs Haus werde es zwar nicht geben. Aber immerhin ist zumindest in Dahlhausen buchstäblich ein Einblick möglich.

Premium-Projekt des Städtebaus

20 Meter hoch und 60 Meter breit ist das neue Prunkstück des Museums – eine Halle aus rotem Ziegelstein. Entworfen hat es der Schweizer Architekten Max Dudler. Es zählte zu den 21 „Premium-Projekten des Städtebaus“ des Bundes, die eine Jury im November 2014 ausgewählt hatte. Finanziert wurde des 5,5 Millionen Euro teure Bau aus Mitteln des Bundes, des Landes, der Stadt Bochum und des Regionalverbandes Ruhr. Die Frage, ob auf dem Dach eine begehbare Terrasse errichtet werden sollten, hatte zwischenzeitlich für mächtig politischen Wirbel in der Stadt gesorgt.

So viele Besucher haben das erst Anfang März eingeweihte Gebäude noch nicht zu sehen bekommen. Nur 14 Tage nach der Eröffnung kam die Corona-bedingte Schließung. Erst am 12. Mai hat das Museum wieder geöffnet. Und allmählich spricht sich das auch herum. „Wir liegen momentan etwa bei 60 Prozent des Durchschnittsbesuchs“, sagt der Museumssprecher. Auf die Corona-bedingten Einschränkungen reagierten die Gäste gelassen. Thomassen: „Trotzdem hoffen wir auf weitere Lockerungen in den nächsten Wochen“ – und natürlich darauf, von September an auch wieder große Veranstaltungen austragen zu dürfen. Die besonders publikumsträchtigen Museumstage hat der Verein erst einmal in den September verschoben. „Hoffentlich können wir sie dann auch austragen“, so Walter Thomassen.

Sechs Gebäude aus Bochum sind dabei

Immerhin: Allein, als Familie und in Kleingruppen ist ein Besuch bei den Freunden der Eisenbahnnostalgie möglich. Derzeit wird sogar erwogen, das Museum auch samstags zu öffnen, so der Sprecher. Bislang ist es zwischen dem 1. März bis zum 15. November von Dienstag bis Freitag sowie an allen Sonn- und Feiertagen von 10 bis 17 für Besucher geöffnet.

Bochums Gebäude beim Tag der Architektur 2020

Insgesamt sechs Gebäude aus Bochum nehmen diesmal am Tag der Architektur teil.

1. Eisenbahnmuseum Bochum – Neubau Empfangsgebäude

Das neue Empfangsgebäude des Eisenbahnmuseums Bochum
Das neue Empfangsgebäude des Eisenbahnmuseums Bochum © FUNKE Foto Services | Olaf Ziegler

Im Rahmen seiner Neuausrichtung hat das Eisenbahnmuseum Bochum ein neues Empfangsgebäude mit außergewöhnlichen Räumlichkeiten für Ausstellungen und Veranstaltungen erhalten. „Architekt Max Dudler knüpft mit seinem Entwurf eine Verbindung zwischen technischer Bahn-Historie und zukunftsgewandter Architektur“ heißt es im Veranstaltungskatalog.

Adresse: Dr.-C.-Otto-Straße 191

2. IFL der Ruhr-Uni am St. Josef-Hospital Bochum

Das Institut für Forschung und Lehre der Ruhr-Universität
Das Institut für Forschung und Lehre der Ruhr-Universität © Sebastian Mazo Kohn

Forscher und Forschergruppen aller Bochumer Universitätskliniken sollen es daher besser haben in Bochum. Im Institutsgebäude für Forschung und Lehre (IFL) können sie künftig auf drei Etagen und knapp 4500 Quadratmetern etwa 100 modernste Arbeits- und Laborplätze nutzen. „Der Neubau des Institutsgebäudes für Forschung und Lehre nimmt den radialen Verlauf der Gudrunstraße auf und bildet geometrisch eine baukörperliche Ergänzung des benachbarten Hörsaalzentrums“, heißt es im Katalog. Die Hülle des Gebäudes besteht aus hinterlüfteten, dunkelgrauen Keramikfassadenplatten. Die Glasfassade besteht aus ebenfalls dunkelgrauen Aluminiumprofilen.

Adresse: Gudrunstraße 56

3. Neubau der Gebäude IA/IB der Ruhr-Uni Bochum

Neuer Glanz: die I-Reihe der Ruhr-Uni Bochum
Neuer Glanz: die I-Reihe der Ruhr-Uni Bochum © Hans Juergen Landes

Zwei der ältesten Gebäude der 1965 gegründeten Ruhr-Universität Bochum gibt es nicht mehr – und gibt es wiederum doch. Sie wurden abgerissen und im Stile der 60er Jahre neu gebaut. Nach fünf Jahrzehnten waren oder sind viele Gebäude auf dem Campus sanierungsbedürftig, manche schadstoffbelastet, die Bausubstanz mitunter schadhaft und die Haustechnik veraltet. „Die Wiedererrichtung der wegen zu großer Schadstoffbelastung abgebrochenen Gebäudekomplexe IA/IB an der RUB ist einer der Meilensteine der umfangreichen Sanierungsarbeiten an der RUB“, heißt es im Katalog zum Tag der Architektur. Der Bauherr BLB hat einen dreistelligen Millionenbetrag für die beiden Neubauten ausgegeben.

Adresse: Universitätsstraße 150

4. Neubau Hörsaal H9 der Hochschule Bochum

Mit 350 Plätzen ist der Hörsaal H9 der größte Hörsaal der Hochschule Bochum.
Mit 350 Plätzen ist der Hörsaal H9 der größte Hörsaal der Hochschule Bochum. © Olaf Rohl

Der unter Nachhaltigkeitsgesichtspunkten entwickelte Hörsaal versteht sich als neuer Mittelpunkt der Hochschule Bochum. Er fasst 350 Plätze und ist damit der größte Hörsaal der Hochschule. Die Beschreibung im Veranstaltungskatalog: „Das Gebäude ragt als Massivbau in den Landschaftsraum ohne den naturschutzrechtlich wertvollen Waldboden des Siepens zu berühren. Oberhalb des Massivbaus ist der dominante Trägerrost aus Baubuche auf 16 Pendelstützen aufgelagert.“ Der Hörsaal unterschreite den Anforderungswert der Energieeinsparverordnung um mehr als 50 Prozent.

Adresse: Lennershofstraße 140

5. Kita mit Außengelände

Die Kita der Evangelischen Kirche an der Küppersstraße
Die Kita der Evangelischen Kirche an der Küppersstraße © Fabian Linden

In direkter Nachbarschaft zur denkmalgeschützten Lutherkirche mit ihrem Gemeindehaus ist die barrierefreie Kindertagesstätte Tausendfüßler entstanden. Geplant hat das Gebäude mit Platz für fünf Gruppen sowie die Außenanlagen das Bochumer Architektenbüro Kremer & Partner. Es gehört zum Gesamtkonzept des sanierten, denkmalgeschützten Ensembles am Stadtpark.

Adresse: Küppersstaße 2

6. Variowohnungen Bochum

Das Studentenwohnheim an der Laerheidestraße
Das Studentenwohnheim an der Laerheidestraße © Sigurd Steinprinz

Im September 2019 wurde das neue Studentenwohnheim des Akademischen Förderungswerks (Akafö) eröffnet. Es bietet 256 Studierenden Platz. Die drei Gebäude wurden im Passivhausstandard ausgeführt. „Der CO2-neutrale Baustoff Holz trägt durch eine werkseitige Vorfertigung der Holztafelelemente zur Bauzeitverkürzung bei und sorgt darüber hinaus für eine deutlich verbesserte Öko-Bilanz“, heißt es im Katalog. Die Kosten: 27 Millionen Euro.

Adresse: Laerheidestraße 4-8