Bochum/Hattingen. An der Schwimmbrücke in Dahlhausen zwischen Bochum und Hattingen stehen täglich Verkehrshelfer in gelben Warnwesten. Doch was machen sie?

Die Frau mit ihren hechelnden Hunden an der Leine nickt Alex Veit freundlich zu, als sie auf die Schwimmbrücke abbiegt. Man kennt ihn hier in Dahlhausen, den gutmütigen Brückenwart und seine Kollegen in neongelben Westen. Ein Radfahrer bremst an der roten Ampel vor der Pontonbrücke zwischen Bochum und Hattingen. Sein Blick streift über den Mann in neon-gelb. Dann die Frage, die Alex Veit schon so oft gehört hat: „Was machen Sie denn hier?“

Schwimmbrücke Dahlhausen – Brückenwarte arbeiten mit Blick auf die Ruhr

Eine Aufgabe der Brückenwarte: Zählen. Bis zu 2000 Radfahrer und 600 Autos sehen die Verkehrshelfer seit etwa einem Jahr an Wochenenden, unter der Woche sind es weniger. Die Stadt Bochum hat die Wittener Wabe damit beauftragt, Verkehrshelfer für die Schwimmbrücke zu stellen. Die Wabe gibt in verschiedenen Projekten Langzeitarbeitslosen eine zweite Chance. Eines davon sind die Verkehrshelfer an der Schwimmbrücke. Und Alex Veit liebt seinen Job mit Blick auf die Ruhr.

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Sein heute fünfjähriger Sohn war der Wendepunkt im Leben des gelernten Gas- und Wasserinstallateurs. „Ich mach’ den Job, damit ich meiner Familie Essen auf den Tisch bringen kann.“ Und sein Junge ist mächtig stolz auf Papa. „Er glaubt, dass ich die Brücke hier bewache“, sagt Alex Veit und schmunzelt in sich hinein. Es schmeichelt dem 45-Jährigen, trifft aber nicht ganz die Aufgaben der Brückenwarte. Das verstünden auch viele Passanten nicht. „Hier fahren häufig Radfahrer über Rot. Wir werden oft gefragt, warum wir da nichts tun. Aber das dürfen wir gar nicht. Wir sind weder das Ordnungsamt noch die Polizei.“

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Überhaupt, die Radfahrer. „Wir würden uns wünschen, dass sie sich mehr an die Regeln halten.“ Also bei Rot: Stehen bleiben! Der Rot- und Geschwindigkeitsblitzer (nur für Autos) surrt leise vor sich hin. Die Schranke verschließt den Passanten den Weg, eine S-Bahn rauscht vorbei.

Ersatz-Schläuche, Erste-Hilfe-Set, kühles Wasser und Hundenäpfe im Wohnwagen

Alex Veit beugt sich über die Fahrradkarten auf dem blauen Plastiktisch am Fahrbahnrand. Dort, im schwarzen Stuhl, sitzt der 45-Jährige an grau-kühlen Tagen wie diesen, an denen nur hartgesottene Radfahrer eine Tour über die Schwimmbrücke führt. Wenn’s regnet, gar gewittert, kann sich der Mitarbeiter der Wittener Wabe in den weißen Wohnwagen nebenan zurückziehen. Dort lagern außerdem gekühltes Wasser für erschöpfte Radler, Ersatz-Schläuche, Erste-Hilfe-Ausrüstung und Hundenäpfe.

Wenn’s regnet oder gar gewittert, kann sich Verkehrshelfer Alexander Veit (45) in den kleinen Wohnwagen zurückziehen.
Wenn’s regnet oder gar gewittert, kann sich Verkehrshelfer Alexander Veit (45) in den kleinen Wohnwagen zurückziehen. © FUNKE Foto Services | Svenja Hanusch

„Wir haben hier schon die dollsten Dinger erlebt“, sagt Alex Veit. Schönes und weniger Schönes. Zwei Wasserleichen, die am Wehr und an der Brücke in der Ruhr trieben. Autofahrer, die mit ausgestrecktem Mittelfinger an den Helfern vorbeifahren, Radfahrer, die ihnen wütend vorbeirauschend ihre „Daseinsberechtigung“ absprechen. „Ja, das gibt’s leider alles.“

Anwohner der Schwimmbrücke: Von Frust und Ärger zum freundlichen Gruß

Doch es gehe auch anders. Vor knapp einem Jahr noch fingen sie bei den Anwohnern vor allem Ärger und Frust ab. Nun grüßen die meisten freundlich, wenn sie „ihre“ Brückenwarte passieren. „Es tritt eine Gewöhnung ein“, heißt es von der Wittener Wabe. „Die meisten sind sehr freundlich“, sagt Alex Veit. „Wir helfen Touristen, die den Weg nicht finden, und haben immer ein Auge auf den Verkehr.“ Als einmal die Ampeln ausfallen, beruhigen die Brückenwarte entnervte Autofahrer und rufen die Polizei.

Brückenwärter sind täglich vor Ort

An der Pontonbrücke sind jeweils zwei Verkehrshelfer eingesetzt, einer auf der Hattinger und einer auf der Bochumer Seite. Sie stehen montags bis freitags von 7 bis 19 Uhr, am Wochenende von 10 bis 18 Uhr an der Brücke.

Sie sollen Fußgänger, Rad- und Autofahrer bei unklaren Situationen unterstützen. Außerdem sollen sie den Verkehr bei Ausfall der Ampeln regeln und die Polizei informieren, bei Notfällen Erste Hilfe leisten und Touristen informieren.

Die Brückenwarte zählen, wie viele Autos und Radfahrer die Brücke überqueren. Außerdem soll die Anwesenheit der Brückenwarte für eine soziale Kontrolle sorgen.

Kann denn so eine Sechs- bis Acht-Stunden-Schicht an der Ruhr auch mal langweilig werden? „Durchaus. Bei Nieselregen und grauen Wolken zieht sich der Dienst ganz schön. Aber ganz ehrlich: Wir müssen hier auch nicht jeden Tag 2000 Radfahrer durchschleusen. Denn das kann auch ganz schön anstrengend sein.“