Bochum. Kilian ist auf der Schwimmbrücke in Bochum mit seinem Rad gestürzt. Ein Radfahrer hatte ihn touchiert. Niemand half dem verletzten Jugendlichen.

Nachdem Kilian Berressen mit seinem Fahrrad auf der Schwimmbrücke in Bochum-Dahlhausen gestürzt war, musste sich der 16-Jährige unter starken Schmerzen alleine um Hilfe bemühen. Passanten – so erzählt es der Jugendliche - hätten nicht angehalten, um ihn nach seinem Unfall zu helfen.

Es hätte am Samstag eine kurze Fahrradtour zum Campingplatz der Eltern werden sollen – und endete im Krankenhaus. Der 16-Jährige erzählt wenige Tage später im Wohnzimmer in Linden, wie er an dem Wochenendtag zwischen zwei Radfahrern über die Brücke fährt. Plötzlich sei der Hintere an ihm vorbeigeprescht. „Er hat mich leicht touchiert, ich habe das Gleichgewicht verloren und bin hingefallen“, sagt der Realschüler.

„Kannst du nicht aufpassen“, soll der Mann noch gerufen haben, bevor er verschwand. Kilian geriet mit der Hand zwischen Fahrradspeichen. Nur wenige Minuten nach dem Unfall sei sie bereits stark angeschwollen – so sehr, dass die Ärzte später nicht sagen können, ob Sehnen oder Muskeln verletzt sind.

Schwimmbrücke in Bochum-Dahlhausen – viel los, aber keiner hilft

Es ist ein sonniger Samstag, auf der Schwimmbrücke sei viel los gewesen. Radfahrer, Fußgänger, Autofahrer. Den Unfall müssten einige beobachtet haben – aber niemand hilft, wie es Kilian nun mit Gipsarm erzählt. Der 16-Jährige habe sich an dem Samstag nach dem Unfall auf den Bordstein fallen lassen – weinend vor Schmerzen, so sagt es seine Mutter.

Der Vater holt den Zehntklässler aus Dahlhausen ab. Erst als er dessen Auto schon gesehen habe, habe ihm ein Mann von der anderen Straßenseite zugerufen, ob alles okay sei. 20 bis 30 Radfahrer müssen in der Zeit an Kilian vorbeigefahren sein, ohne sich zu kümmern, schätzt der Schüler. „Mich kotzt dieses rücksichtslose asoziale Verhalten an“, sagt seine Mutter Sandra Berressen. „Ich bringe meinen Kindern bei, zu helfen. Und dann passiert bei so einem Unfall nichts.“

Mutter erstattet Anzeige bei der Polizei

Sie hat Anzeige erstattet wegen unterlassener Hilfeleistung – und ärgert sich neben dem geflüchteten Unfallverursacher und den wegschauenden Passanten vor allem auch über die Brückenwarte, die an der Schwimmbrücke stehen und den Verkehr beobachten. „Warum haben die nichts gemacht? Ist das nicht deren Aufgabe?“

Die Verkehrshelfer der Wittener Gesellschaft für Arbeit und Beschäftigungsförderung (Wabe) stehen für die Dauer der Fahrradsaison tagsüber zur Kontrolle an der Brücke. Tatsächlich gehört Erste Hilfe zu einer der Hauptaufgaben, wie Wabe-Chef Thomas Strauch sagt. „Wir bedauern diesen Vorfall, der durch die Verkettung unglücklicher Ereignisse eingetreten zu sein scheint, sehr!“

Normalerweise gebe es zwei Helfer, einen auf der Hattinger und einen auf der Bochumer Seite der Schwimmbrücke. An dem Samstag sei ein Kollege krank gewesen. Für den einzelnen Brückenwart hieß es: pendeln. „Zum Zeitpunkt des Unfalls war er in ein Gespräch mit einer Radfahrerin auf der Bochumer Seite verwickelt. Er hat den Vorfall nicht bemerkt. Ich kenne ihn als absolut zuverlässigen Kollegen.“

Kilian Berressen muss nun wohl noch knapp vier Wochen mit seinem Gipsverband zurechtkommen. Erst dann könnten die Ärzte in der Handchirurgie die Verletzung noch einmal untersuchen. „Fahrradfahren ist jetzt erstmal nicht“, sagt Kilian und zuckt mit den Schultern.

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