Bochum. 2018 lief es gut für die Stadtwerke Bochum. Sie haben ein Plus von 69,2 Millionen Euro erwirtschaftet. Aus der Steag steigen sie wohl aus.
Erfolgreicher als erwartet lief das Geschäftsjahr 2018 für die Stadtwerke Bochum. Sie haben einen Überschuss von 69,2 Millionen Euro erzielt (Vorjahr 70 Millionen Euro) – 3,7 Millionen Euro mehr als im Wirtschaftsplan vorgesehen. 50 Millionen Euro werden an die Stadt ausgeschüttet, 19,2 Millionen Euro fließen in die Rücklage.
„Wir haben uns in energiewirtschaftlich turbulenten Zeiten als Fels in der Brandung erwiesen“, bilanziert Dietmar Spohn, Sprecher der Stadtwerke-Geschäftsführung. Er sieht sein Haus auch für die Zukunft gut gerüstet – u.a. durch den weiteren Ausbau des Erneuerbaren-Energie-Anteils mit Investitionen in Höhe von 120 Millionen Euro. Spohn verspricht den Kunden, dass es in diesem Jahr keine Preiserhöhungen für Strom und Wasser geben wird. „Beim Gas müssen wir die Entwicklung noch abwarten.“
Gutes Wirtschaften im eigenen Haus habe zu dem Geschäftsergebnis beigetragen. So haben die Stadtwerke etwa ihren Gewinn aus dem Energieverkauf um fünf auf 25 Millionen Euro erhöht, so Geschäftsführer Frank Thiel. Der Marktanteil bei Strom und Gas liegt in Bochum bei 80 Prozent. 2,83 Terrawatt Strom wurden verkauft, eine Steigerung um 24 Prozent gegenüber 2017. Thiel: „Der Zuwachs ist uns vor allem außerhalb Bochums gelungen.“ Weil etwa 10.000 neue Kunden gewonnen wurden, blieb die Gesamtkundenzahl insgesamt konstant. „Das ist für die Zukunft auch unser Ziel.“
Beteiligungen spielen eine große Rolle
Besonders wichtig für das Ergebnis des städtischen Tochterunternehmens sind indes auch die Beteiligungen. Knapp die Hälfte des Jahresüberschusses, nämlich 34,4 Millionen, fließen aus den Geschäften von Gelsenwasser, VBW und USB. Mit 7,9 Millionen Euro trägt der Bereich Erneuerbare Energien zum Gesamtergebnis bei.
Steag-Anteil soll verkauft werden
Bei zwei weiteren Beteiligungen, den seit Jahren umstrittensten, stehen die Stadtwerke offenbar vor dem Absprung. „Wir sind aktiv auf der Suche nach Geschäftspartnern“, kommentiert Dietmar Spohn die Frage danach, wie es um das Energieunternehmen Steag aussieht, an dem die Stadtwerke Bochum mit 18 Prozent beteiligt sind. Es ist ein offenes Geheimnis, dass fünf von sechs Revier-Stadtwerken – darunter Bochum – ihre Beteiligungen an der Steag abstoßen wollen. „Es gibt Interessenten und sie haben auch schon bei uns angefragt“, so Spohn. Eine Entscheidung erwartet er für nächstes Jahr. Er selbst hat seinen Platz als einer der Geschäftsführer der Kommunalen Beteiligungsgesellschaft (KSBG), in der sechs Revier-Stadtwerke organisiert sind, vor einigen Tagen aufgegeben. „Meine Aufgabe, mich um die Anschlussfinanzierung des Kaufs zu kümmern, ist beendet.“
RWE-Aktienkurs noch nicht hoch genug
Nachdem die Stadtwerke nach einer Grundsatzentscheidung des Rates aus dem Jahr 2016 schon zwei Drittel ihres RWE-Aktienpakets verkauft haben, hängt der Verbleib der dritten Tranche – 2,2 Millionen Aktien plus 10.000 Aktien, die direkt in städtischem Besitz sind – vom Kurs ab. Spohn: „Geschäftsführung und Aufsichtsrat haben einen Kurswert festgelegt, bei dem wir die Aktien verkaufen wollen. Dieser Wert ist noch nicht erreicht.“ Derzeit steht der RWE-Kurs bei etwa 22,46 Euro. Das erste Paket, ebenfalls 2,2 Millionen Stück, wurde im Oktober 2016 bei einem Kurs von gut 15 Euro mit einem Gewinn von elf Millionen Euro verkauft. Die zweite Tranche brachte im Juni 2017 bei einem Kurs knapp unter 20 Euro einen Gewinn von 21 Millionen Euro.
Wichtige Rolle für die Stadt
Bei den Erneuerbaren Energien steht das Unternehmen vor dem nächsten Entwicklungsschritt. Bis Ende des Jahres sollen alle Windanlagen des Windparks Borkum II, an dem Bochum beteiligt ist, ans Netz gehen. „Nach Inbetriebnahme aller in Bau befindlichen Anlagen werden wir eine Erzeugungsleistung von rund 115 Megawatt im Portfolio haben“, so Dietmar Spohn. „Das reicht aus, um rechnerisch etwa die Hälfte der Bochumer Haushalte mit Ökostrom zu versorgen.“
Die Bedeutung der Stadtwerke für Bochum machen weitere Zahlen deutlich: Sie sind Arbeitgeber für 674 Mitarbeiter und 44 Auszubildende, haben 2018 der Kommune Konzessionsabgaben in Höhe von 21,6 Millionen Euro gezahlt und 81 Millionen Euro in die bestehenden Netze und Anlagen investiert – „mit Aufträgen an heimische Firmen“, wie die Geschäftsführung betont.