Bochum. Seit langem wird über den Ausstieg von Bochum aus der Steag gesprochen. Nun gibt es ein Szenario. Und die Frage: Stimmt der Verkaufspreis?

Möglichst bald will sich Bochum angeblich von seinen Anteilen am Energieunternehmen Steag trennen. Nach WAZ-Recherchen gibt es einen konkreten Ausstiegsplan.

Wie diese Zeitung berichtet hat, will das Essener Unternehmen die Anteile aus Bochum, Duisburg, Essen, Oberhausen und Dinslaken selbst übernehmen. Eine Absichtserklärung dazu habe die Steag-Führung bereits unterschrieben. Die Aussteiger-Kommunen sollen den Preis für ihre Anteile zunächst stunden und erst erhalten, wenn die Steag sie weiterverkauft hat.

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Fünf potenzielle Aussteiger

Allein Dortmund will demnach die von seinen Stadtwerken gehaltenen 36 Prozent behalten. Die fünf anderen Revierstädte, die 2010 zunächst 51 Prozent und 2014 dann auch die restlichen 49 Prozent an der Steag erworben hatten, haben in den vergangenen Monaten mehr oder weniger offen ihren Ausstiegswillen bekundet. Die Anteilseigner sind in der Kommunalen Beteiligungsgesellschaft KSBG organisiert. Spätestens 2024, so heißt es, sollen die fünf Aussteiger das Geld für den Verkauf ihres Anteils von 64 Prozent an den Unternehmen erhalten.

Bochum hält 18 Prozent an der Steag

18 Prozent halten die Stadtwerke Bochum an dem Paket. Dem Vernehmen nach gehören sie zu den Befürwortern einer möglichst schnellen Einigung und eines zügigen Ausstiegs aus der KSGB. Stadtwerke-Geschäftsführer Dietmar Spohn hält sich bedeckt: „In der KSBG gibt es schon seit einiger Zeit Überlegungen zur Auswahl und Aufnahme neuer Gesellschafter. Ich bitte um Verständnis, dass es sich um ein laufendes Verfahren zwischen den Konsorten handelt und wir uns zu Detailfragen nicht äußern möchten. Unser Ziel ist es weiterhin, eine einvernehmliche Lösung zwischen allen Konsorten, der Steag und den Arbeitnehmern zu erzielen.“

Immer wieder Kritik an der Beteiligung

Immer wieder hatte es in den vergangenen Jahren Kritik an der Beteiligung gegeben – auch und gerade in Bochum. Die beiden Hauptargumente: Die Kontrollmöglichkeiten einer Kommune seien zu gering. Außerdem sollte ein städtisches Tochterunternehmen keine internationalen Geschäfte betreiben.

Entscheidend bei den Verhandlungen über den Preis wird die Frage sein: Kommt Bochum unbeschadet aus dem Geschäft heraus oder muss es am Ende draufzahlen?

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Eigenkapital wertberichtigt

Mit etwa 216 Millionen Euro sind die Stadtwerke Bochum an dem Kauf in zwei Margen beteiligt gewesen. Das dabei eingebrachte Eigenkapital in Höhe von 67,5 Millionen Euro wurde mittlerweile bereits um etwa 32 Millionen Euro wertberichtigt. Ausgeschüttet hat die Steag seit 2011 an Bochum insgesamt 27,9 Millionen Euro. 2019 hat es keine Ausschüttung gegeben. Auch in diesem Jahr sollen die Städte kein Geld erhalten.

Von den Krediten, 70 Prozent des 1,2 Milliarden schweren Geschäfts sind fremdfinanziert, hat die KSBG dem Vernehmen nach mittlerweile ein Viertel getilgt. Das wäre 210 Millionen von ursprünglich 840 Millionen Euro. Tragen muss sie demnach noch die Last von Krediten in Höhe von 630 Millionen Euro. Bochums Anteil daran entspricht etwa 113 Millionen Euro. Sollten diese mit dem Kaufpreisanteil beglichen werden können sowie zudem zumindest noch die wertberichtigte Eigenkapital-Einlage und der unlängst gewährte Kredit in Höhe von zehn Millionen Euro gezahlt werden, kämen die Stadtwerke Bochum und damit auch die Kommune wohl mit einem blauen Auge aus dem Geschäft heraus.