Bochum. In kürzester Zeit haben die Bochumer Schulen die Vorgaben zum Schulstart umgesetzt. Doch Schulleiter, Schüler und Eltern äußern Kritik.
Einige Schulen starten ab Donnerstag, 22. April, in Bochum den Betrieb für Abiturienten und Abschlussklassen. Noch immer gibt es offene Fragen, die bei Schülern, Eltern, Lehrern und Schulleitern für Verunsicherung sorgen.
Die Stimmung bei den Schulleitungen sei dabei ganz unterschiedlich, so ein Sprecher der Bezirksregierung Arnsberg. „Die Schulen sind dabei, alles Erdenkliche dafür zu tun, dass der Schulstart morgen möglich ist“, teilt die Bezirksregierung mit, „manche Schulen melden uns zurück: ,Wir könnten auch schon am Mittwoch anfangen', andere wiederrum müssen ganz schön rudern.“
Viele Lehrer gehören in Bochum zur Risikogruppe
Die Einteilung der Lehrer ist in Coronazeiten eine Herausforderung für Schulleiter, so auch für Birte Güting, Leiterin der Schiller-Schule. Für die Abiturienten stünden aktuell noch genügend Lehrer zu Verfügung. Doch Güting rechnet damit, dass sie etwa ein Viertel der Lehrer nicht einsetzen kann, wenn demnächst mehr Jahrgangsstufen in der Schule unterrichtet werden sollen.
Ab Donnerstag werden die Abiturienten in Etappen alle 15 Minuten in ihre Klassen gelassen, je acht Schüler in einen Klassenraum. „Wir hätten auch neun Schüler in einen Raum bekommen, aber dann steht der Lehrer buchstäblich mit dem Rücken an der Wand und kann sich gar nicht mehr bewegen“, berichtet Güting.
Stadt möchte Desinfektionsmittel zur Verfügung stellen
Auf die berechtigten Sorgen einiger Schüler vor einer Coronainfektion geht auch die Schulleitung der Heinrich-Böll-Gesamtschule ein: Statt die Klassen zu halbieren würden die Lerngruppen gedrittelt, sodass am Donnerstag nicht mehr als zehn Schüler in einem Klassenraum unterrichtet werden, berichtet Schulleiter Kristian Reichstein.
An der Erich-Kästner-Gesamtschule ist laut Schulleiter Ludger Jonischeit „das Hygieneproblem noch nicht gelöst“. Jonischeit habe eigenständig Desinfektionsmittel bestellt, um Spender im Eingangsbereich aufzustellen. Die Stadt Bochum teilte am Mittwochabend mit, dass sie die Schulen in den kommenden Wochen bei der Umsetzung der Hygienestandards unterstützen werde. Dafür sollen ausreichende Mengen an Seife, Papierhandtüchern und Handdesinfektionsmittel zur Verfügung gestellt werden.
Die Verwendung von Desinfektionsmitteln solle aufgrund der Brandgefahr nur unter Aufsicht von Lehrpersonal und im Bedarfsfall erfolgen, heißt es in einer Pressemitteilung der Stadt. Trotzdem seien das regelmäßige Händewaschen mit Wasser und Seife, die Einhaltung der Abstandsregelung sowie eine „Husten- und Niesetiquette“ weiterhin das Mittel der ersten Wahl. Zusätzlich soll in den Bochumer Schulen jeweils eine zusätzliche Reinigungskraft täglich zu den Schulzeiten anwesend sein.
Viele Lehrer gehören zu der Risikogruppe
Auch an der Erich-Kästner-Gesamtschule könnte sich das Personalproblem verschärfen: „35 Prozent der Kollegen sind nicht einsetzbar. Sobald es mehr Schüler werden, habe ich kein Personal“. Die Abstandsregeln seien mit mehr Schülern kaum umsetzbar, fügt Jonischeit hinzu. „Ich schätze mich da sehr glücklich“, sagt Bernhard Arens, Schulleiter der Theodor-Körner-Schule (TKS): Aktuell könne er lediglich drei Lehrer seines Kollegiums nicht im Schulgebäude einsetzen.
Auch Schüler und Eltern haben viele offene Fragen. Ulrike Endres, Vorsitzende der Schulpflegschaft der Erich-Kästner-Gesamtschule, fordert, dass den Schulen ausreichend Mund-Nasen-Schutzmasken zur Verfügung gestellt werden. „Die Schulen müssen zwar wieder öffnen, werden aber mit der Umsetzung allein gelassen“, bemängelt sie. Unter den Eltern der Schüler, die auf das Lessing-Gymnasium gehen, gebe es weder „einen Aufschrei für oder gegen den Schulstart für Abiturienten“, berichtet Ralf Estel, Vorsitzender der Schulpflegschaft, „wir machen uns eher Sorgen, was ab dem 4. Mai passieren soll.“
Corona fordert den Schülern Selbstdisziplin ab
TKS-Abiturient Adrian Thoma startet am Donnerstag mit seinem Leistungskurs Mathematik. „Ich glaube, die Lehrer achten auf alles, auf was man achten kann, aber es ist unmöglich, eine hundertprozentige Sicherheit zu gewährleisten“, sagt Thoma. Manche seiner Mitschüler würden wegen Asthma-Erkrankungen nicht in die Schule kommen.
Adrian Thoma glaubt nicht, dass sich die Coronakrise negativ auf sein Abitur auswirkt. „Manchen Mitschülern hat es aber zu Hause an Selbstdisziplin gefehlt. Sobald frei war, haben die fast nichts mehr für die Schule gemacht“, berichtet der Abiturient.
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