Bochum-Werne. Nummerierte Schüler, Schilderwald und Schichtbetrieb: Wegen des Coronavirus müssen die Schulen Auflagen erfüllen. Da ist Kreativität gefragt.
Die Willy-Brandt-Gesamtschule in Bochum-Werne gleicht aktuell einem Schilder-Wald. An ganz vielen Wänden kleben Papierausdrucke von Verkehrszeichen: „Einbahnstraße“ und „Durchfahrt verboten“. Sie sollen ab Donnerstag für einen geregelten Ablauf sorgen, wenn – stark eingeschränkt – der Schulbetrieb wieder aufgenommen wird. Die Schulen stellt das vor große Probleme, viel Unterstützung bei der Organisation gibt es nicht. „Da sind wir alle auf uns allein gestellt“, sagt Daniel Otto, stellvertretender Leiter der Willy-Brandt-Gesamtschule, die wir exemplarisch für alle anderen Bochumer Schulen bei den Vorbereitungen begleitet haben.
Bochum: So kreativ bereitet sich die Willy-Brandt-Gesamtschule auf den Neustart vor
„So weit es geht, sind wir auf den Neustart vorbereitet“, sagt Daniel Otto bei einem Rundgang durch die Schulgebäude an der Wittekindstraße. Hier werden ab Donnerstag die rund 170 Zehntklässler wieder unterrichtet. Die Abiturienten sind im anderen Gebäude am Deutschen Reich untergebracht. Während in vielen Ecken noch geputzt wird, erklärt Otto das „Corona-System“ in seiner Schule.
Die sechs Zehnerklassen werden in je zwei Gruppen aufgeteilt. Pro Tag wird nur ein Hauptfach unterrichtet. Am Tag des Neustarts Deutsch, am Freitag Englisch. Die sechs A-Gruppen sind morgens von 9 bis 10.30 Uhr dran, die B-Gruppen von 11 bis 12.30 Uhr. Dazwischen wird die halbstündige Pause genutzt, um die Räume zu reinigen.
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Sechs Gruppen à ca. 15 Schüler haben also die erste Schicht, aufgeteilt auf je drei weit auseinander liegende Räume in zwei Gebäuden mit zwei Eingängen und separaten Ausgängen. Dann folgt die zweite Schicht.
Um den körperlichen Abstand gewährleisten zu können, hat jeder Schüler eine Nummer zwischen eins und 15 bekommen. Je nach zugeteilter Ziffer stellen sich die Jugendlichen morgens in einer Reihe vor dem Eingang auf. „Wir haben die Zahlen mit Farbe auf das Pflaster geschrieben“, zeigt Daniel Otto auf die Reihe vor der Tür. Lernen nach Zahlen.
Meldeverfahren unklar
Mit dem Zahlensystem und den nummerierten Plätzen sieht sich die Willy-Brandt-Gesamtschule gut aufgestellt, sollte es eine Corona-Infektion in einer Klasse geben. „Dann können wir sofort genaue Angaben machen“, sieht Daniel Otto einen Vorteil.
Wie genau das Meldeverfahren ablaufen wird, weiß er aktuell nicht. „Das werden wir dann mitgeteilt bekommen.“ Otto kann sich aber gut vorstellen, dass in so einem Fall die ganze Klassen-Gruppe aus dem Schulbetrieb genommen wird.
Die 15er-Gruppen werden zeitversetzt eingelassen – um 9, 9.10 und um 9.20 Uhr. Ebenso beim Unterricht zwei Stunden später. „Jeder Schüler geht dann einzeln durch die ,Einbahnstraße’ zum Klassenraum, wo der jeweilige Lehrer darauf achtet, dass man sich ausgiebig die Hände wäscht“, erklärt Daniel Otto und macht damit schon auf ein Problem aufmerksam: „Wenn es jeder Schüler mit dem Händewaschen und -abtrocknen genau nimmt, vergehen pro Person bis zu 50 Sekunden. Das heißt, bis Unterrichtsbeginn dauert es fast eine Viertelstunde.“
Pro Gang sind nur zwei Klassenräume geöffnet, die Plätze sind nummeriert. Schüler Nummer eins sitzt ganz hinten, weil er ja als erstes das Zimmer betritt, Schüler Nummer 15 dementsprechend ganz vorne – so kommt sich niemand ins Gehege. Überall hängen Schilder mit den Verhaltensregeln. Daniel Otto ist aber sicher, „dass die Schüler das System ganz schnell verinnerlicht haben“.
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Angesichts der Schwierigkeit, sichere Voraussetzungen für diese überschaubare Anzahl an Schülern zu schaffen, wird Daniel Otto Angst und Bange, wenn er an eine mögliche weitergehende Ausweitung des Schulbetriebs denkt. „Wir haben hier um die 1350 Schüler“, sagt er und kommt kurz ins Grübeln. „Das ist gar nicht zu schaffen. Da wären wir überfordert.“
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Zumal rund ein Drittel des Kollegiums ausfällt, weil die Lehrer zur Risikogruppe zählen. „Und wir haben auch Kollegen, die selbst Kinder und somit ein Betreuungsproblem haben“, erklärt Daniel Otto. Er ist gespannt, was die für Anfang Mai angekündigte nächste Ansage von Bundes- und Landesregierung bringen wird. Und wie kreativ die Schulen dann wieder werden müssen.
Die Schulen fangen wieder an
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