Bochum. . Seit August müssen Einrichtungen mindestens 80 Prozent Einzelzimmer anbieten. Viele Umbauten laufen noch. Manche Häuser mussten Plätze abbauen.

Der Bedarf an Pflegeheimplätzen wird in den nächsten Jahren zwar weiter wachsen – das Platzangebot in der Stadt ist aktuell jedoch erst einmal zurückgegangen. Etwa 150 Plätze seien abgebaut worden, teilt die Stadt auf WAZ-Anfrage mit. Das liegt vor allem an der gesetzlichen Einzelzimmerquote von 80 Prozent, die seit August 2018 verpflichtend ist.

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Im August sei es „zu einem kurzfristigen Engpass“ gekommen, sagt Stadtsprecherin Charlotte Meitler, weil in sechs Häusern gleichzeitig keine Aufnahme mehr möglich gewesen sei.

Stiepel bekommt einen Neubau

Zwar erreichen einige Einrichtungen, wie etwa die beiden der Caritas in Wattenscheid und Riemke, laut Sprecherin Annette Borgstedt schon seit längerem eine Einzelzimmerquote von 80 bzw. 87 Prozent. Andere Träger aber mussten aufwendig um- oder ausbauen, um die Quote erfüllen zu können. Bei manchen dieser Vorhaben war bereits im Frühling absehbar, dass sie nicht rechtzeitig abgeschlossen sein würden. Dazu gehören auch zwei Häuser der Diakonie. Perspektivisch würden dort insgesamt 20 Plätze wegfallen, sagt Sprecher Jens-Martin Gorny. Trotzdem müsse kein Bewohner ausziehen: „Das betrifft nur Neubelegungen.“

Landespflegegesetz schreibt Quote vor

Schon 2003 wurde die verpflichtende Einzelzimmerquote von 80 Prozent im Landespflegegesetz festgeschrieben.

Wenn Seniorenheime diese Quote nicht erfüllen, dann dürfen sie frei werdende Plätze nicht neu belegen.

Weil sich das Heim Zillertal mit 45 Plätzen baulich nicht auf den geforderten Standard bringen lässt, wird es komplett geschlossen – Ersatz soll ab 2020 ein Neubau in Stiepel mit 80 Plätzen bieten. Auch die Awo würde gern neu bauen. In drei von vier Bochumer Einrichtungen müsse man Plätze „in zweistelliger Höhe“ abbauen, sagt die für Bochum zuständige Regionalleiterin Gabriele Borchmann.

Notbetten gibt es nicht

Karin Kleinhubbert, die das Awo-Seniorenzentrum in Werne leitet, hat deshalb aufreibende Wochen hinter sich: „Wir hatten drei oder vier Monate, in denen sich hier die Anmeldungen gestapelt haben“. Es sei schade, wenn man Menschen, die händeringend einen Platz für einen Angehörigen suchen, absagen müsse. In der Regel könne man nicht mehr tun, als auf andere Heime zu verweisen. „Wir haben keine Notbetten, wenn wir voll sind, sind wir voll.“

Spätestens 2020, so die Stadt, solle das Angebot wieder deutlich besser sein: Wenn alle aktuellen Bauplanungen umgesetzt würden, soll der Wegfall nicht nur kompensiert, sondern das Angebot um 150 Plätze erweitert worden sein.