Stiepel. . Diakonie stellt in Stiepel Pläne für die Senioreneinrichtung neben dem evangelischen Lutherhaus vor. Die Inbetriebnahme verzögert sich leicht.

Nach dem Gottesdienst im evangelischen Lutherhaus an gestrigen Sonntagmorgen bleiben die meisten Gemeindemitglieder sitzen. Aus gutem Grund. Die Diakonie informiert über den Bau der Senioreneinrichtung, die neben dem Gemeindehaus entsteht. Gebuddelt wird dort schon fleißig. Sehr zur Freude der Kinder aus dem benachbarten Kindergarten der Gemeinde, die besten Blick auf die Bauarbeiten haben.

Zahlreiche Gemeindemitglieder lauschen am Sonntag nach dem Gottesdienst den Diakonie-Vertretern, die über den Bau der Senioreneinrichtung informieren.
Zahlreiche Gemeindemitglieder lauschen am Sonntag nach dem Gottesdienst den Diakonie-Vertretern, die über den Bau der Senioreneinrichtung informieren. © Kerstin Buchwieser

Und dies noch für mehr als ein Jahr. Denn die Inbetriebnahme des Pflegeheims verzögert sich leicht. Hieß es zuletzt noch, Anfang 2020 wolle man mit dem Bau fertig sein, ist nun von Sommer 2020 die Rede. „Vielleicht auch Spätsommer“, sagt Jens Fritsch vom Diakonie-Vorstand. So genau könne man das aufgrund von Unabwägbarkeiten nie sagen. Eine nannte er direkt im Lutherhaus: „Bei den Baggerarbeiten wurde jetzt eine Gastleitung entdeckt, von deren Existenz wir nicht wussten. Nun muss erstmal recherchiert werden, wo diese Leitung hinführt.“ Das hält auf. Und führt zu Verzögerungen.

Zunächst wenig Plätze für Stiepeler

So wird das neue Seniorenheim neben dem Lutherhaus in Stiepel aussehen.     
So wird das neue Seniorenheim neben dem Lutherhaus in Stiepel aussehen.      © Diakonie

Klarheit herrscht dagegen in vielen anderen Bereichen. 80 Pflegeplätze auf drei Etagen werden in dem neuen Gebäude eingerichtet. Im Erdgeschoss wird es eine Cafeteria geben, die, so Fritsch, „gerne auch von der Gemeinde genutzt werden kann“. Eine Glasbrücke wird den modernen Neubau mit dem alten Pfarrhaus verbinden. Dort wird die Verwaltung der Diakonie einziehen und vielleicht auch ein Stützpunkt des ambulanten Pflegedienstes installiert.

In die allgemeine Freude über das erste Seniorenheim in Stiepel mischt sich allerdings auch Ernüchterung. Denn von den 80 Plätzen sind die meisten schon belegt. Die Diakonie baut die Einrichtung, weil sie anderswo im Stadtgebiet aufgrund der inzwischen greifenden 80-Prozent-Einzelzimmer-Vorgabe Plätze abbauen muss: im Jochen-Klepper-Haus in Hiltrop, im Altenzentrum Rosenberg und, weil es ganz geschlossen wird, im Heim Zillertal.

Ein Dreivierteljahr Verweildauer

Baukosten: Rund  8,2 Millionen Euro

Die Kosten für das neue Seniorenheim belaufen sich auf ca. 8,2 Millionen Euro. Es wird eine Küche mit eigenem Kochteam haben. Die Zimmer sind 18 Quadratmeter groß – inklusive Badezimmer. Von den 80 Plätzen sind zwölf für Kurzzeitpflege vorgesehen.

Im Laufe der Bauphase will die Diakonie weitere Info-Veranstaltungen speziell für Interessenten anbieten.

„Anders hätten wir keine Genehmigung für den Bau bekommen“, kontert Jens Fritsch aufkommenden Kritik mit Verweis auf den Pflegebedarfsplan der Stadt. Dass es gerade in Stiepel den Bedarf an Heimplätzen gibt, steht bei der Diakonie außer Frage. Und so versucht Jens Fritsch auch zu beruhigen: „Wir gehen davon aus, dass mit Inbetriebnahme des neuen Hauses sofort 25 bis 30 freie Plätze für Stiepeler zur Verfügung stehen.“ Und in Zukunft dann Jahr für Jahr mehr. Denn bei der Diakonie geht man im Schnitt von einem Dreivierteljahr Verweildauer der Bewohner aus.

Bis zu 2600 Euro Eigenanteil

Allerdings ist so ein Heimplatz auch nicht gerade günstig. Auf Nachfrage rechnet die Diakonie vor, dass Interessenten, die keine Anrecht auf staatliche Zuschüsse haben (bei einem Vermögen von mehr als 10.000 Euro bzw. Grundbesitz) von einem Eigenanteil von bis zu 2600 Euro monatlich ausgehen müssen. Das Interesse ist gleichwohl groß. Mehr als 70 Anfragen liegen der Heimplatzvermittlung der Diakonie bereits vor. Auch Pfarrer Jürgen Stasing berichtet von Anrufen im Gemeindebüro, das allerdings die falsche Adresse sei. Er freut sich auf die Zusammenarbeit und sieht die Position der Gemeinde dadurch gestärkt: „Lutherhaus, Kindergarten, Diakonie – mehr Kirche an einem Ort geht nicht.“