Ehrenfeld. Das Presbyterium in Bochum-Wiemelhausen stellt den Erhalt der Petrikirche in den Vordergrund. Auch Melanchthon könnte zum Zentrum werden.

In den Entwicklungsprozess für die Zukunft der evangelischen Kirchengemeinde Wiemelhausen und damit der Petri- und der Melanchthonkirche ist wieder Bewegung gekommen. Als einen „Tendenzbeschluss“ sieht Pfarrerin Ellen Strathmann-von Soosten an, was noch das alte Presbyterium als offene Frage an das Landeskirchenamt in Bielefeld auf den Weg gebracht hat.

Pfarrer Martin Röttger fasst zusammen: „Das Presbyterium hat dafür entschieden, drei Szenarien über den Kirchenkreis bei der Landeskirche einzureichen und dabei mehrheitlich eine Priorisierung des Standortes Petrikirche vorgenommen.“ Im Gespräch mit dem Kirchenkreis und der Landeskirche sollen dazu die Gebäudeentwicklung auf ihre Genehmigungsfähigkeit hin geprüft werden. Diese stellen eine Zentralstellung entweder von Petrikirche oder Melanchthonkirche bis hin zu einer Auflösung der Fusion der drei Bezirke Petri, Melanchthon und Baumhofzentrum einander gegenüber.

Hohe Kosten für die Petrikirche

„Zunächst einmal fehlen aber noch verlässliche Zahlen“, macht Strathmann-von Soosten deutlich, „bis dahin ist das wie eine Gräte ohne Fleisch.“ Damit soll eine Abwägung in Gang gebracht werden, was überhaupt denkbar und genehmigungsfähig sei. Eine Entscheidung für den Erhalt der Petrikirche als Baudenkmal und als ein städtebauliches Monument und damit für den Ausbau dieses Standortes zu einem Gemeindezentrum geografisch „in der Mitte der Gemeinde“ steht ganz deutlich unter dem Aspekt der Finanzierung der hohen Kosten.

Denn allein der Erhalt des Gotteshauses an der Wiemelhauser Straße ist bislang mit etwa 2,5 Millionen Euro, die Renovierung und der Ausbau zum Gemeindezentrum auf mindestens 4 Millionen Euro geschätzt worden. „Sie sieht schon elend aus“, räumt die Pfarrerin ein, „nachdem sie jetzt im vierten Jahr nicht mehr zugänglich ist.“

Allein die Zifferblätter der Turmuhr weisen wieder deutliche Schäden auf, auch die Verfüllung des alten Luftschutzstollens zwischen Kirche, Pfarrheim und dem inzwischen abgerissenen, früheren Paul-Gerhardt-Gemeindehaus riss ein Loch in den Etat. An der Melanchthonkirche im Ehrenfeld ist dagegen in absehbarer Zeit das Dach zu überholen. „Beide Kirchen stehen aber unter Denkmalschutz“, erinnert Eckhardt Loer, „so oder so müssen sie unterhalten, also beheizt und gelüftet werden.“

Melanchthon: Öffnung Richtung Innenstadt

Wenn die Petrikirche saniert und zusätzlich auch zu einem Gemeindezentrum ausgebaut werden soll, müssen vorab schon Lösungen für das Baumhofzentrum und die Melanchthonkirche gefunden sein. Denn es sei Voraussetzung, beide Standorte finanziell vollständig auf eigene Füße zu stellen und den denkmalrechtlichen, städtebaulichen und sakralen Ansprüchen gerecht zu werden, die an den Standort Melanchthonkirche gestellt werden.

Auch die  Melanchthonkirche im Ehrenfeld an der Königsallee/Ecke Schellstraße steht unter Denkmalschutz.
Auch die Melanchthonkirche im Ehrenfeld an der Königsallee/Ecke Schellstraße steht unter Denkmalschutz. © FUNKE Foto Services | Dietmar Wäsche

Um Partner oder geeignete Investoren für eine weitere Nutzung finden zu können, müsste dazu die Gemeinde unter Umständen auch an der Melanchthonkirche noch Investitionen in die Grunderhaltung des Gebäudes berücksichtigen. Bei einer Konzentration auf die Melanchthonkirche und den Ausbau des umgebenden Gebäudeensembles würde so ein „Zentrum am Rande“ mit der Möglichkeit geschaffen, die Gemeindearbeit in Richtung Innenstadt auszubauen.

„Durch den Richtungsbeschluss für den Erhalt und Ausbau der Petrikirche wird aber deutlich, dass auch eine Konzentration auf die Melanchthonkirche nicht das stillschweigende Einverständnis in einen Verfall der Petrikirche bedeuten kann, sondern gleichzeitig auch nach Möglichkeiten zum Erhalt der Kirche gestellt werden muss“, erklärt Martin Röttger. Die Problematik der Sanierung der Petrikirche müsse gelöst werden.

„Einen Investor zu finden gilt an diesem Standort als noch unwahrscheinlicher“, schätzt er ein, „ein Erhalt des Baudenkmals scheint durch die Eigennutzung der Gemeinde noch am ehesten erreichbar zu sein.“ „Zusammenfassend heißt das“, schließt der Pfarrer, „dass die Gemeinde in jedem Falle in eine Zwickmühle gerät. Denn wenn sie sich auf einen Standort konzentriert, fällt ihr die Aufgabe des anderen Standorts umso heftiger auf die Füße. Eine Lösung lässt sich innerhalb der Kirchengemeinde nur finden, wenn wir die Probleme in ihrer Wechselbeziehung gemeinsam zu lösen versuchen.“