Bochum. Die beliebte Konzertreihe wird in diesem Jahr vom Ministerium für Kultur unterstützt. Doch das lindert die Sorgen der Macher nur kurzfristig.

Erfolge und Rückschläge liegen bei „Tatort Jazz“ nah beieinander: Die beliebte Konzertreihe lockt seit 14 Jahren Musikfans aus dem gesamten Ruhrgebiet nach Bochum. Doch so stolz die Sängerin und Organisatorin Milli Häuser auf die vielen großartigen Gastsolisten sein kann, die den Konzerten regelmäßig ein volles Haus bescheren, so groß sind auch ihre Sorgen. Denn die Finanzierung der Reihe und die Suche nach Förderern und Sponsoren gestaltet sich weiterhin als schwierig.

Da kam eine gute Nachricht aus Düsseldorf überaus gelegen: In diesem Jahr wird „Tatort Jazz“ zusätzlich vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW gefördert. „Das freut uns sehr und ist auch eine Anerkennung unserer Arbeit“, sagt Häuser. Zumindest bis Ende des Jahres scheint „Tatort Jazz“ also auf sicheren Beinen zu stehen. Doch was passiert danach? „Im Jahr 2021 ist alles wieder offen.“

Nächstes „Tatort-Jazz“-Konzert am 18. März

Das nächste „Tatort Jazz“-Konzert steigt am Mittwoch, 18. März, um 20 Uhr im Kunstmuseum, Kortumstraße 147. Zu Gast ist der Gitarrist Joscho Stephan, der das Publikum gemeinsam mit der Tatort-Jazz-Hausband in die Klangwelten des Gypsy-Swing entführen wird. Neben Interpretationen einiger Klassiker des Genres werden auch Stücke aus dem Latin und Pop gespielt. Titel: „Tribute to Django“.

Der Eintritt ist frei. Platzreservierung unter 0234 / 910 42 30 sowie per Mail: milli-haeuser@gmx.de

„Tatort Jazz“ freut sich über Landesmittel

Dabei begann das Jahr für „Tatort Jazz“ alles andere als rosig: Die Sparkasse, seit acht Jahren ein wichtiger Förderer der Jazz-Reihe, zog die finanziellen Hilfen zurück. „Die genauen Gründe kenne ich nicht“, sagt Häuser. „Mir wurde nur gesagt, dass sich die Sparkasse im Kultur-Sektor anderweitig orientieren möchte. Das betrifft auch andere, kleinere Einrichtungen der Off-Kultur und nicht nur uns.“ Für Milli Häuser war klar: „Dies wäre das Aus für Tatort Jazz gewesen.“

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Auf Initiative von Bertram Frewer vom städtischen Kulturbüro stellte sie schließlich einen Förderantrag beim Land, der positiv beschieden wurde. In diesem Jahr werden die zehn Bochumer Konzerte von „Tatort Jazz“ mit Landesmitteln unterstützt, dies allerdings mit einem Haken: „Zusätzlich dazu müssen wir auch Konzerte in den Nachbarstädten durchführen, sonst würde die Förderung Regionale Kulturpolitik nicht greifen“, sagt Häuser.

Gitarrist Joscho Stephan spielt am 18. März bei „Tatort Jazz“ im Kunstmuseum Bochum.  
Gitarrist Joscho Stephan spielt am 18. März bei „Tatort Jazz“ im Kunstmuseum Bochum.   © Manfred Pollert

Konzerte in Dortmund, Gelsenkirchen und Schwerte

So gibt es neben den Konzerten im Kunstmuseum, im Planetarium, im Thealozzi und im Bahnhof Langendreer in diesem Jahr auch Jazz-Abende u.a. im Domicil Dortmund, in der Bleckkirche Gelsenkirchen und der Rohrmeisterei Schwerte. Die versierte Tatort-Jazz-Hausband, die aus Matthias Dymke (Piano), Alex Morsey (Bass) und Uwe Kellerhoff (Percussuion) besteht, wird dabei an jedem Abend von wechselnden, namhaften Gastsolisten aus der regionalen und überregionalen Musikszene unterstützt.

Das bedeutet für die Musiker und die Organisatoren zwar viel zusätzliche Arbeit: „Aber der Aufwand ist die Sache auf jeden Fall wert“, meint Häuser. „Wir sind ja heilfroh, diese Förderung so kurzfristig bekommen zu haben.“ Und: Konzerte in umliegenden Städten, die es auch früher schon gab, bieten natürlich die Chance, weitere Publikumsschichten zu erschließen. „Bislang kommen die Menschen aus Witten, Essen oder Hattingen zu uns nach Bochum. Jetzt können wir ein neues Potenzial entdecken, schließlich haben wir ‘Tatort Jazz’ schon immer als ein revierweites Format verstanden.“

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Freie Szene fordert zehn Prozent des städtischen Kulturetats

Eines wünscht sich Milli Häuser aber dennoch: „Eine größere Anerkennung seitens der Kulturpolitik der Stadt wäre schon ein Fortschritt.“ Schließlich sei „Tatort Jazz“ kein Liebhaberprojekt: „Der Aufwand für diese immer professionell durchgeführten Jazz-Veranstaltungen ist hoch und verdient mehr Beachtung in ihrer Heimatstadt.“

Dass nur vier Prozent des Kulturetats der Stadt in die freie Szene fließe, sei nicht mehr hinnehmbar. So beteiligt sich auch „Tatort Jazz“ an der „Nice Price“-Kampagne des Netzwerks der freien Kulturszene Bochums, die eine Erhöhung der Unterstützung auf zehn Prozent des städtischen Kulturetats fordert. „Was freischaffende Künstler in dieser Stadt für großartige Sachen auf die Beine stellen, hat die Politik leider noch immer nicht erkannt.“