Bochum. WAZ-Interview mit Veranstalterin Milli Häuser zum zehnjährigen Bestehen der Reihe. Fortsetzung ist gewünscht, aber die Rahmenbedingungen sind schwierig.

Am 24. September feiert die über Bochum hinaus bekannte Konzertreihe „Tatort Jazz“ mit einem Festival im Kunstmuseum ihr zehnjähriges Bestehen. WAZ-Kulturredakteur Jürgen Boebers-Süßmann sprach mit Veranstalterin Milli Häuser.

Zehn Jahre Tatort Jazz! Kaum zu glauben, oder?

Milli Häuser: Ich kann es wirklich kaum glauben, dass soviel Zeit vergangen ist seit den ersten Konzerten, damals im Café Orange des Thealozzi. Die Musiker Uwe Kellerhoff und Sven Vilhelmsson hatten die Idee, jede Woche ein Jazzkonzert auf die Beine zu stellen. Anfangs hätte ich nie gedacht, dass das funktioniert.

Aber Sie sind selbst aktive Jazzerin und in der Szene gut vernetzt.

Milli Häuser: Musiker/innen zu finden, ein abwechslungsreiches Programm zusammenzustellen – das war nicht das Problem. Aber jeder Tatort Jazz-Abend hatte – und hat es heute noch – einen großen Vor- und Nachlauf. Vom Drucken der Programmzettel bis zum Bühnenaufbau, vom Einkauf bis zum Zusammenstellen des Caterings kümmere ich mich als Veranstalterin um alles selbst. Für ein Konzert gehen vier Vorbereitungstage drauf.

Welche Rolle spielte es, dass die Konzerte immer kostenlos waren?

Milli Häuser: Das war von vornherein der Anspruch. Wir wollten den Musikern eine Aufwandsentschädigung zahlen, aber wir wollten keine hohen Eintrittspreise. Um die Kalkulation ausgewogen zu halten, spielen Engagement und sehr viel Eigeneinsatz eine wichtige Rolle.

Es ging nie „nur“ ums Geldverdienen?

Milli Häuser: Nein. Es ist die Leidenschaft zur Musik, zum Jazz, die mich antreibt, aber auch die Musiker unsere Tatort-Hausband und die vielen Gastsolisten, die wir in zehn Jahren nach Bochum geholt haben.

Wo gibt’s heute überall „Tatorte“?

Milli Häuser: Nach den ersten Jahren im Thealozzi, ist Tatort Jazz seit einigen Jahren „auf Tour“ mit Konzerten im Museum, im Bahnhof Langendreer, beim Musiksommer. Das hatte auch den Grund, weil wir immer größer wurden, weil immer mehr Publikum kam. Heute sind es bis zu 300 Jazz-Interessierte, die zu den Konzerten kommen.

Also alles gut? Das Erfolgsmodell läuft nach zehn Jahren unvermindert weiter?

Milli Häuser: So verrückt es klingt: ich weiß es noch nicht. Tatort Jazz müsste noch weiter wachsen, damit sich der Einsatz letztlich auszahlt. Nach zehn Jahren Ehrenamt bin ich ehrlich gesagt nicht mehr bereit, für so gut wie umsonst zu arbeiten. Wenn die Stadt keine Verantwortung übernimmt, wird es schwierig werden.

Wie ist das gemeint?

Milli Häuser: Um zu wachsen, bräuchte Tatort Jazz zum Beispiel eine feste Spielstätte, um regelmäßiger arbeiten zu können und nicht dauernd improvisieren zu müssen. So eine feste Anlaufstelle kostet aber Geld, das wir nicht haben. Und wir können uns auch nicht die hohen Mieten leisten, die für „Tatort Jazz“-Gastspiele im Musikforum aufgerufen werden.