Bochum. Corona erreicht Bochum: Auch die Kirchen ergreifen nun Maßnahmen, um das Virus einzudämmen. So verändern sich die Gottesdienste in den Gemeinden.

Das Corona-Virus greift weiter um sich. In Bochum sind mittlerweile schon zwei bestätigte Fälle bekannt. Nun wollen auch die Bochumer Kirchen sich gegen die Verbreitung wappnen – und verändern dafür die Liturgie in den Gottesdiensten.

„Am letzten Sonntagsgottesdienst gab es nur noch die Handkommunion in Form von Hostien“ sagt Berthold Jäger, Gemeinderatsvorsitzender der katholischen Gemeinde Liebfrauen Altenbochum-Laer. „Wir vermeiden massenweises Händeschütteln“, erklärt Jäger, „beim Friedensgruß geben wir sonst an die zehn Leuten die Hand – das machen wir jetzt durch Zunicken, Lächeln und ähnliche Gesten.“

Berthold Jäger, Gemeinderatsvorsitzender der katholischen Gemeinde Liebfrauen in Altenbochum, beobachtet: Die Gemeindemitglieder halten sich in den Gottesdiensten sofort an die Corona-Empfehlungen.
Berthold Jäger, Gemeinderatsvorsitzender der katholischen Gemeinde Liebfrauen in Altenbochum, beobachtet: Die Gemeindemitglieder halten sich in den Gottesdiensten sofort an die Corona-Empfehlungen. © FUNKE Foto Services | Olaf Ziegler

Die Gemeindemitglieder hätten auf die Umstellung völlig problemlos reagiert, sagt Jäger. „Wir haben gelächelt und uns sofort daran gehalten. Keiner hat das affig gefunden“, so der Gemeinderatsvorsitzende.

Das Ruhrbistum hatte am Dienstag eine Empfehlung an die Gemeinden ausgesprochen, um die Verbreitung des Corona-Virus einzudämmen. Unter anderem empfahl das Bistum, die Gläubigen sollten auf die sogenannte Kelch- und die Mundkommunion verzichten. Stattdessen sollen sich die Gemeindemitglieder die Hostie in die Hände legen lassen.

„Vor der Kommunionausteilung sollen Priester und Kommunionhelfer eine besondere Handhygiene berücksichtigen und sich eine halbe Minute lang die Hände mit Seife waschen“, teilte das Bistum Essen mit, „generell sollen sowohl Gläubige als auch Priester, bei denen der Verdacht auf eine Erkrankung besteht, auf die Teilnahme an Gottesdiensten verzichten.“

Der Katholische Stadtdechant von Bochum Michael Kemper beobachtet, dass die Bochumer Gläubigen die Empfehlungen „offen und bereitwillig“ annehmen. „In Langendreer haben wir ein ,Kein-Händedruck’-Piktogramm an die Türen gehangen und das Weihwasserbecken geleert, weil das jede und jeden schützt“, sagt Kemper.

Das empfehlen die Kirchen

Gläubige sollen auf Kelch- und Mundkommunion verzichten, stattdessen die Handkommunion praktizieren.

Statt dem Händedruck beim Friedensgruß können sich die Gottesdienstbesucher anlächeln oder zunicken.

Die Weihwasserbecken neben den Kirchtüren sollen trocken gelegt werden.

Erkrankte und Gläubige, bei denen der Verdacht einer Erkrankung besteht, werden gebeten, an Gottesdiensten nicht teilzunehmen.

Auch die evangelische Landeskirche Westfalen empfiehlt die Handkommunion. Für die Kelchkommunion sollten außerdem einzelne Kelche verwendet werden. Die Landeskirche betont zwar, Menschen mit schwächerem Immunsystem seien durch Quarantäne und andere Vorsichtsmaßnahmen zu schützen. Allerdings unterstreicht die Kirche auch, „wir (sollten) soziale Ausgrenzung, die nicht der medizinisch gebotenen Quarantäne dient, entgegentreten.“

In Essen hatte die Stadt für Veranstaltungen mit über 25 Personen empfohlen, Teilnehmerlisten auszulegen. Dies gelte auch für Gottesdienste. Das Ruhrbistum erklärte gegenüber dem WDR, diese Empfehlung nicht umsetzen zu wollen. Eine solche Empfehlung hat die Stadt Bochum bisher noch nicht ausgesprochen. „Die Idee ist putzig“, sagt Berthold Jäger von der Gemeinde Liebfrauen, „aber Listen auslegen? – so eine Reaktion finde ich hysterisch.“

Der Stadtdechant Michael Kemper erklärte, er würde sich gegen freiwillige Teilnehmerlisten in Gottesdiensten nicht grundsätzlich versperren. „Ich bin aber zweifelhaft, ob das viel bringt“, sagt Kemper.