Bochum. Für seine letzte Spielzeit als Chef der Bochumer Symphoniker plant der Dirigent einen Coup: Er bringt den „Ring des Nibelungen“ ins Musikforum.

Wenn der Generalmusikdirektor nach 27 Jahren von Bord geht, dann mit einem Knall: Für seine letzte Spielzeit als Chef der Bochumer Symphoniker plant Steven Sloane in der Saison 2020/21 ein Mammutprojekt. Er bringt den kompletten „Ring des Nibelungen“ von Richard Wagner im Musikforum auf die Bühne. Den Anfang macht „Das Rheingold“ am 26. September, darauf folgt „Die Walküre“ am 23. Januar, „Siegfried“ am 27. März und zum großen Finale die „Götterdämmerung“ am 22. Mai.

Wer bei den Bochumer Wagner-Festspielen dabei sein möchte, sollte mit dem Ticketkauf nicht lang zögern: Denn von jedem Teil des „Rings“ gibt es nur eine einzige Vorstellung. „Die Kosten für ein solches Projekt sind enorm“, begründet Sloane die wenigen Spieltermine. Der Vorverkauf für den kompletten Zyklus im Abo beginnt am 3. Juni, Einzelkarten können ab 17. Juni erworben werden.

Bochumer Wagner-Festspiele beginnen am 26. September

Längere Sitzungen im Musikforum

Wer den Bochumer „Ring“ besucht, sollte sich auf längere Sitzungen einstellen. Die Aufführungen etwa von „Die Walküre“ und „Siegfried“ dauern locker fünf bis sechs Stunden (mit mehreren Pausen) und beginnen daher bereits um 17 Uhr.

Alle Informationen zum Ticketkauf unter 0234 / 910 89 66 sowie www.bochumer-symphoniker.de

Der Bochumer Ring: Das ist für Steven Sloane die Erfüllung eines Traums. Dass der GMD eine hohe Affinität zu den Werken Wagners besitzt, ließ sich in den vergangenen Jahren häufiger beobachten. So brachte er bereits „Tristan und Isolde“ ins Audi-Max und zeigte im letzten April an drei Abenden den „Parsifal“. Für einen amerikanischen Dirigenten jüdischen Glaubens, der lange in Tel Aviv lebte, mag das durchaus als ungewöhnlich gelten: „Ich war immer der Meinung, die Person Wagners von seiner Musik zu trennen“, sagt er. „Und die Musik ist einfach unglaublich wichtig.“ Bekanntlich wurden Wagners Werke auch von den Nationalsozialisten verehrt.

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„Das ist der Mount Everest der Opernliteratur“

Die Aufführung der Tetralogie stellt die Symphoniker vor große Herausforderungen. „Das ist der Mount Everest der Opernliteratur“, sagt Sloane. „Wir haben lange überlegt, ob das bei uns überhaupt möglich ist.“ Weil das Musikforum kein Opernhaus mit großer Bühne und Orchestergraben ist, müssen neue Wege gefunden werden, das Spektakel angemessen zu zeigen.

Das Anneliese-Brost-Musikforum wird ab September zum Hotspot für „Wagnerianer“.
Das Anneliese-Brost-Musikforum wird ab September zum Hotspot für „Wagnerianer“. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

Dafür wurde der britische Opernregisseur Keith Warner verpflichtet, der den „Ring“ bereits in Tokio und im Londoner Covent Garden inszenierte. Wechselnde Bühnenbilder wie an anderen Opernhäusern wird es im Musikforum allein aus technischen Gründen nicht geben. So soll Warner eine Installation kreieren, die die Sänger und Musiker auf der Bühne mit einbindet. Sloane bezeichnet dies als „eine Art Ring-Space“. Auch Projektionen sind geplant.

Solisten und Orchester stürzen sich ins Wagner-Abenteuer

Namhafte Solisten wie die Opernsängerin Eva-Maria Westbroeck (als Sieglinde), Emily Magee (Brunhilde) und Michael Weinius (Siegfried) werden sich gemeinsam mit dem GMD und dem Orchester ins große Wagner-Abenteuer stürzen. Für Sloane ist es der erste „Ring“, den er leitet. Inspirieren lässt er sich dabei von Besuchen bei den Festspielen in Bayreuth. „Die Atmosphäre dort ist eher intim“, sagt er. „Auch bei uns gibt es keine große Distanz. Die Zuschauer sind ganz nah dran.“

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Norman Faber, dessen Faber Lotto-Service die Umsetzung des Projekts mit einem sechsstelligen Betrag überhaupt erst möglich macht, glaubt, dass der Zauber des Bochumer Rings im Musikforum mit seiner hervorragenden Akustik liegen wird: „Der Konzertsaal wird uns ein einmaliges Hörerlebnis schenken.“