Das Bochumer Orchester wagt eine Annäherung an die rätselhafte Zauberin Kundry. Gefragt wird nach dem Geheimnis des „ewigen Weibes“.

Ein ambitioniertes Projekt stemmen die Bochumer Symphoniker (BoSy) am Wochenende. „Das ewige Weib – Eros und Mythos in Wagners Parsifal“ heißt eine Aufführungsfolge, die von heute bis Sonntag dauert.

Generalmusikdirektor Steven Sloane schätzt den Komponisten Richard Wagner sehr. Er hat sich immer wieder mit dessen Musik auseindergesetzt, ohne je die Möglichkeit zu haben, in Bochum eine komplette Oper des Meisters zu realisieren. Schließlich ist das Anneliese-Brost-Forum ein Musik- und kein Opernhaus. Das Themenprojekt „Das ewige Weib“ soll diese Kluft überbrücken.

Vollständigen Oper „Parsifal“, verteilt auf drei Abende

Dessen Herzstück ist die musikalisch-szenische Aufführung der vollständigen Oper „Parsifal“, verteilt auf drei Abende. Regisseurin Lisenka Heijboer verfolgt dabei mit einer „visuellen Realisation“ den Weg der Gralsbotin Kundy durch den Konzertsaal. Wie gesagt, keine „große“ Opernproduktion, aber eine szenische Aneignung.

Weit zurück lässt sich die Werdegeschichte von Kundry, Wagners weiblicher Hauptfigur aus dem Bühnenweihfestspiel „Parsifal“, verfolgen. Sie gilt als eine der hinter- und tiefgründigsten Frauengestalten, mal teuflische Femme fatale, mal dienende Büßerin. Aus musikalischen, poetischen und geistesgeschichtlichen Perspektiven wollen Sloane und die BoSy dem „ewigen Weib“ und ihren Verwandlungen auf den Grund gehen. Verschiedene Sichtweisen werden ausprobiert, sie reichen vom Kinderkonzert über Jazz bis zum Chorkonzert mit Orgel und Harfe. Für die musikhistorische und gesellschaftspolitische Auseinandersetzung findet sich ein öffentliches Symposium zusammen.

Musik von R. Strauss, Schumann und Bach

Begleitende Veranstaltungen

Das Projekt startet heute (11.) um 20 Uhr im Kleinen Saal des Musikforum, Marienplatz 1, mit „Jazz und Rezitation“. Sprecherin ist Judith Rosmair, es musiziert das Dieter-Ilg-Trio (AK 25 Euro).

Am Samstag (13.) beginnt um 16 Uhr im Kleinen Saal ein internationales Symposium zum Thema „Dienen, Dienen! – Bilder einer Frauenfigur“ (Eintritt frei).

Am Sonntag (14.) gibt der Philharmonische Chor Brno ein Konzert mit Kompositionen von Bruckner und Dvorak in der Marienkirche (11 Uhr, Eintritt frei).

Das Kernstück aber ist die Aufführung der drei „Parsifal“-Aufzüge; dabei sind die Mezzosopranistinnen Marina Prudenskaya und Nadine Lehner sowie die Schauspielerin Judith Rosmair in der Rolle der Kundry zu erleben. Die drei Opern-Akte werden von drei korrespondierenden ersten Programmhälften begleitet. Hier wird Musik von R. Strauss, Schumann und Bach herangezogen, um den Blick auf die Vielschichtigkeit des „ewigen Weibs“ zu schärfen.

>>> Aufführung im Musikforum

Die „Parsifal“-Aufführungen finden morgen (12.) um 20 Uhr, am Samstag (13.) um 20 Uhr und Sonntag (14.) um 18 Uhr im Musikforum statt. Mitwirkende sind außer den Genannten u.a. Frank van Aken (Parsifal), Simon Bailey (Gurnemanz), der Tschechischer Philharmonischer Chor Brno und die Bochumer Symphoniker. Gesamtleitung: Steven Sloane.