Bochum-Wiemelhausen. Griechisch oder Latein – alte Sprachen, die besser sind als ihr Ruf. Das will das Neue Gymnasium in Bochum zeigen – am traditionellen Römertag.

„Es ist unglaublich wichtig, Aufmerksamkeit zu schaffen für die alten Sprachen Latein, Griechisch und Hebräisch“, sagt Susanne Aretz. Sie unterrichtet die Fächer Latein, Griechisch und Philosophie am Neuen Gymnasium in Bochum-Wiemelhausen und ist Organisatorin des Römertags, der am Freitag (24. Januar) in der Schule an der Querenburgerstraße stattfand. Ihr Ziel: Schüler sollen erkennen, dass die alten Sprachen besser sind als deren Ruf.

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Deshalb richtet sich die Veranstaltung, die einmal pro Jahr stattfindet, zum einen an die Schüler des Neuen Gymnasiums, zum anderen aber an Grundschüler, deren Eltern und Lehrer andere Schulen in Bochum. „Latein ist eine Sprache, die uns hilft zu reflektieren, auch in der deutschen Sprache“, meint Aretz, die auch Vorsitzende des Deutschen Altphilologenverband, einem Fachverband für Latein und Griechisch an Schulen und Universitäten ist. Schüler Ben (12) aus der 7a sieht das ähnlich: „Ich mag das Fach Latein richtig gerne. Und ich bin darin auch richtig gut, würde ich sagen.“

Römertag im Neuen Gymnasium in Bochum: Besucher können echte Gallier werden

Susanne Aretz unterrichtet Griechisch und Latein am Neuen Gymnasium in Bochum, zudem ist sie Organisatorin des Römertags in der Schule.
Susanne Aretz unterrichtet Griechisch und Latein am Neuen Gymnasium in Bochum, zudem ist sie Organisatorin des Römertags in der Schule. © FUNKE Foto Services | Dietmar Wäsche

Er ist einer der vielen Schüler, die heute mithelfen. Erst sitzt im Latein-Vorführunterricht, in dem Viertklässler einen Eindruck des Faches zu bekommen, danach im Hinkelsteindorf. Hier können alle Besucher des Römertages zum richtigen Gallier werden. „Natürlich müssen alle zuerst einen Zaubertrank trinken, danach gibt es verschiedene Aufgaben wie das Treffen einer Zielscheibe“, sagt Ben. Ob das schwer ist? „Einfach ist es nicht“, meint der Junge, der den Test selbst bestanden hat.

Los geht es an diesem Freitag aber einen Raum weiter, in der Aula des Gymnasiums: mit bekannten Melodien und weniger bekannten Texten. Auf der Bühne spielt Musiklehrer Stefan Antrecht mit der E-Gitarre das Lied „Old Town Road“ des US-amerikanischen Sängers und Rappers Lil Nas X, dazu stimmen einige Schüler des Neues Gymnasiums ein – auf Latein. Es folgt das Lied „We will rock you“, ebenfalls in der Sprache der Römer.

Fast 70 Schulen aus NRW haben beim Wettbewerb des Neuen Gymnasiums Bochum mitgemacht

Während die Melodie des drittes Liedes „What Shall We Do With the Drunken Sailor“ langsam abklingt und die Schülerstimmen in der Aula verstummen, kommt Susanne Aretz auf die Bühne. Die Verleihung eines Wettbewerb beginnt, an dem fast 70 Schulen mit Latein und/oder Griechisch als Fach aus ganz Nordrhein-Westfalen teilgenommen haben. „Aus der Welt der Griechen“ lautete das Thema, zu dem Schüler aus Münster oder Bielefeld gewannen – mit einem satirischen Video zum hölzernen, trojanischen Pferd und einem Rap über die griechische Heldenfigur Achilleus.

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Nach der Preisverleihung verteilen sich Lehrer, Schüler und Eltern im Foyer der Schule. Verkleidet als echte Römer laufen die Jungen und Mädchen durch die Räume, mit römischen Frisuren oder Lorbeerkränzen auf dem Kopf, sie machen beim olympischen Wagenrennen mit oder beim Quiz: „Quis erit millionarius“ auf deutsch so viel wie: „Wer wird Millionär?“

„Latein ist eine Sprache, die wir immer noch brauchen“

Der Römertag

Der Römertag am Neuen Gymnasium Bochum stammt noch aus den Zeiten, als es in Bochum das Gymnasium Ostring in der Innenstadt gab.

Am 1. August 2010 fusionierte das Gymnasium am Ostring mit der Albert-Einstein-Schule zum Neuen Gymnasium Bochum. Im Sommer 2012 zog die Schule dann in ein neues Gebäude an der Querenburger Straße um.

Mit dem Römertag wollen Lehrerin Susanne Aretz und ihre Kollegen die Identität des Gymnasiums Ostring erhalten, an der unter anderem die alten Sprachen Latein, Altgriechisch und Hebräisch unterrichtet wurden.

Rund um Rainer Spiering, Vater einer Fünftklässlerin des Neuen Gymnasiums, tummeln sich viele Kinder, die Wachstäfelchen basteln. „Sie sägen zuerst den Rahmen aus, der dann mit Wachs gefüllt wird. Dann kann man einen Nagel nehmen und super auf der Fläche schreiben“, erklärt der Mann, der die Schule selbst im vergangenen Jahr beim Römertag kennengelernt hat. Von der Idee ist er überzeugt: „Latein ist eine Sprache, die wir immer noch brauchen. Es ist wichtig, dass wieder mehr Schüler ihre Begeisterung dafür entdecken“, meint Spiering.

Das hat eventuell auch bei Fünftklässlerin Benafscha (11) geklappt. An einem anderen Stand in der Schulaula bastelt sie gerade an einem Römerhelm und meint: „Ich find das schon echt cool hier. Leider hab ich bisher noch kein Latein, aber vielleicht möchte ich das bald noch lernen.“

Die Sprachen Latein, Griechisch und Hebräisch dürfen nicht aussterben

Gedanken wie diese sind es, die Organisatorin und Lehrerin Susanne Aretz motivieren. „Mir ist es wichtig, dass die Schüler Spaß an dem Thema haben.“ Denn sowohl Latein und Griechisch, als auch Hebräisch seien Sprachen, die nicht in Vergessenheit geraten dürften, sagt Aretz.

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