Bochum. Bochum sorgt sich um das Bermudadreieck. Nun soll die Ansiedlung weiterer Shisha-Bars und Wettbüros in dem Kneipenviertel erschwert werden.

Die wachsende Zahl von Shisha-Bars im Bermudadreieck wird aus Sicht der Stadt Bochum allmählich zum Problem. Mit einer Änderung der für das Szeneviertel gültigen drei Bebauungspläne sollen Neuansiedlungen eingeschränkt und die szenetypische Gastronomie vor Verdrängung geschützt werden.

Fünf Wasserpfeifen-Gaststätten gibt es mittlerweile in der Brüderstraße, die ihr Gesicht in den vergangenen zwei Jahren, wie es bei der Stadt heißt, deutlich verändert hat. In einer Verwaltungsvorlage, die am Donnerstag im Bezirk Mitte beraten wird und in zwei Wochen vom Planungsausschuss beschlossen werden soll, heißt es: „Diese Entwicklung gewinnt aktuell zusätzlich an Dynamik und droht auf die umliegenden Gebiete des Bermudadreiecks überzugreifen.“

Bermudadreieck Bochum: Vorerst keine neuen Shisha-Bars

Es gebe bereits Planungen für weitere Betriebe im südlichen Teil des Bermudadreiecks. Dieses Übergreifen auf das Kerngebiet des Viertels ist nach dem Verständnis von Verwaltung und Politik, wie es heißt, des Guten zuviel.

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Um einen weiteren Verlust der Angebotsvielfalt zu stoppen, soll die Zulässigkeit von Shisha-Bars ebenso wie von Wettbüros eingeschränkt werden – zumal mit der Zunahme der genannten Betriebe ein sogenannter Trading-down-Effekt – eine Abwertung der Gegend – einhergehe „und das Image des Bermudadreiecks schädige“. Dies sei umso problematischer, als dass es mit dem nahe gelegenen Musikforum gerade erst gelungen sei, die Gegend aufzuwerten.

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Gastronomen sehen Gleichgewicht gefährdet

Aus Sicht von Edgar Neufeld, der sich bei der Immobilien- und Standortgemeinschaft (ISG) Bermudadreieck um Strategie und Standortentwicklung kümmert, ist die angekündigte Veränderung der richtige Schritt. „Er hilft dem Bermudadreieck, den Branchenmix aufrecht zu erhalten.“ Die unterschiedliche wirtschaftliche Leistungsfähigkeit inhabergeführter Gastronomiebetriebe könne derzeit mit konkurrierenden Angeboten nicht mithalten. Neufeld: „Das heißt nicht, dass wir keine Shisha-Bars wollen. Es geht um das Gleichgewicht.“

Vision Bermudadreieck 2030

Das Bermudadreieck will mehr sein als eine reine Partymeile. Geht es nach den Gastronomen und Immobilieneigentümern, entwickelt sich das Ausgehquartier bis 2030 zu einem europäischen Szeneviertel. Vier bis fünf Millionen Besucher könnte dies jährlich anziehen; immerhin rund ein Drittel mehr als heute, schätzen die Verantwortlichen.

„Vision Bermuda3eck 2030“ heißt ein Arbeitspapier der Immobilien- und Standortgemeinschaft Bermudadreieck (ISG). Sie will mit ihrem Ideenpaket teilhaben an den Fördermillionen, die im Zuge des Integrierten Stadtentwicklungskonzeptes (ISEK) in die Bochumer Innenstadt fließen.

Die jüngsten Baugesuche für Shisha-Bars will die Verwaltung jetzt zunächst für zwölf Monate zurückstellen. Weitere zwei Jahre Zeit gewinnen könnte sie mit einer sogenannten Veränderungssperre, bis die veränderten Bebauungspläne dann womöglich gültig wären. Danach könnte der Rat per Beschluss dieses Vakuum noch um ein weiteres Jahr verlängern. Bis maximal Anfang 2024 hätte die Stadt demnach nun Zeit, die Bebauungspläne rechtskräftig zu ändern.

Kontrolle und „Null-Toleranz-Strategie“

Die Entwicklung an der Brüderstraße haben Stadt und Polizei in den vergangenen zwei Jahren intensiv beschäftigt. Weil abends und nachts Car-Poser mit PS-starken Boliden für Lärm und Unruhe sorgten, wurde ein Nachtfahrverbot eingeführt. Mehrfach hat es außerdem Kontrollen von Betrieben gegeben –auch im Rahmen der landesweiten „Null-Toleranz-Strategie gegen Clan-Kriminalität“. In einem Fall war auch NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) vor Ort.