Bochum. Bochum arbeitet an der Umgestaltung seiner Innenstadt. Auch unmittelbar angrenzend an das Szeneviertel Bermudadreieck soll sich etwas tun.
Bochum denkt sich neu. Ein Teil der Innenstadt wird im nächsten Jahrzehnt ein völliges neues Gesicht erhalten. Auch an einer bislang eher stiefmütterlich behandelten Ecke.
Allein 100 Millionen Euro öffentliche Mittel sollen über das Integrierte städtebauliche Entwicklungskonzept (ISEK) Innenstadt fließen. Ein Mehrfaches dieser Summe wird in private Projekte wie das Viktoria-Karree, den Hotelkomplex am Citytor Süd, den Umbau des früheren Heiland-Möbelhauses an der Kortumstraße oder die Neubauten von neuen Wohn- und Geschäftshäusern am Südring/Hellweg und an der Ecke Huestraße/Dr.-Ruer-Platz fließen. Viele Prestigeprojekte.
Verkauf an einen Investor geplant
Abseits davon bahnt sich auf einer bislang eher unscheinbaren Fläche eine spannende Entwicklung an. Im Dreieck von Kreuz- und Neustraße unmittelbar angrenzend an das Bermudadreieck und zum Teil in einem großen Innenbereich hinter Häuserreihen soll auf einer Fläche von 5200 Quadratmetern ein Hort für die Kreativwirtschaft entstehen. Nachdem dort das Projekt eines Büro- und Ärztehauses an der Neustraße gescheitert ist, sollen nun kleine bis mittelgroße Firmen, Start-ups und Unternehmen mit zeitlich befristetem Engagement vor Ort, die Flächen zwischen 100 und 1000 m2 benötigen, dort Platz finden.
Um diesen Firmen, von denen sich schon jetzt im und rund um das Bermudadreieck etliche tummeln, bedienen zu können, hat die Bochum Wirtschaftsentwicklung (Bowe) die Idee einer gemeinsamen Projektentwicklung geboren. Nun steht im Raum, das gesamte Areal an einen Investor – dem Vernehmen nach ein Bochumer – zu verkaufen, der wiederum Teilflächen an andere Firmen weiterveräußert. „Das Konzept des Teilflächenverkaufs stößt auf reges Interesse“, sagt Bowe-Flächenvermarkter Rouven Beeck.
Erstes Wohlwollen in der Politik
In der Politik trifft das Modell offenbar auf Wohlwollen. „Was wir gehört haben, klang erst einmal ganz positiv“, sagt Elke Janura (CDU), die Vorsitzende des Ausschusses für Planung und Grundstücke. Ein abschließendes Urteil habe sich ihre Fraktion aber noch nicht gemacht. Die Fraktion der Grünen hatte schon vor dem Ausschuss gebeten, das Thema erst im Haupt- und Finanzausschuss Ende Oktober zu erörtern.
Hier gibt es mehr Artikel, Bilder und Videos aus BochumDie „Nachbarn“ begrüßen die Idee. Auch die Immobilien- und Standortgemeinschaft (ISG) Bermudadreieck hatte Pläne für das Areal. Sie hätte sich im Rahmen ihrer „Vision Bermuda3eck 2030“ – als Teil des ISEK – die Entwicklung eines sogenannten Off-Markets vorstellen können, der die bunte Vielfalt von Kreativen, Gastronomie und Handwerkskunst als Szenemarkt hätte abbilden können – ebenfalls mit einem Ankerinvestor. „Leider ist uns jemand zuvor gekommen“, sagt Edgar Neufeld, der sich bei der ISG um Strategie und Standortentwicklung kümmert. Aber auch die Idee einer Co-Working-Area begrüße die ISG. Neufeld kann sich vorstellen, dass Bochum zu einer Topadresse auf diesem Gebiet werden kann; zumal die Grundlagen dafür bereits gelegt seien.
Zwischen Freikirche und Freizeithaus
Auf der zum Verkauf stehenden Fläche steht an der Kreuzstraße auch das Gebäude des frühere Groß- und Außenhandelsunternehmens „Gustav Schwager Nachfolger“. In diesem ist eine Gemeinde der Evangelischen Freikirche zu Hause. Sie soll dem Vernehmen nach auch künftig dort bleiben.
An der Neustraße grenzt das Gelände an eines der Kinder- und Jugendfreizeithäuser der Stadt.
Die Stadt hat das Thema Co-Working, also die Ansiedlung und die Zusammenarbeit vieler zum Teil unterschiedlicher Freiberufler und Firmen an einer gemeinsamen Adresse, jedenfalls schon im Blick. Im ISEK-Maßnahmenplan ist eine Machbarkeitsstudie mit dem Titel „Co-Working im Bermuda3Eck“ mit der Dringlichkeitsstufe 1 versehen.