Bochum. Erstmals nach sechs Jahren feierten die Bochumer Karnevalisten wieder im Ruhrcongress. Das Programm war hochkarätig. Es gab nur einen Fehlgriff.
„Komm hol’ das Lasso raus“: Schlagersänger Olaf Henning war der Stargast, als die Bochumer Narren 2014 im Ruhrcongress ein Fass aufmachten. Es war der Beginn einer sechsjährigen Durststrecke. Erst in dieser Session traute sich der Festausschuss Bochumer Karneval zum Stadionring zurück – mit ordentlicher Resonanz. Mehr als 400 zum Teil bunt geschmückte Besucher vergnügten sich am Samstagabend im zwar nicht ausverkauften, aber gut gefüllten Kongresssaal.
Dabei war der Auftakt betrüblich. Mit einer Schweigeminute gedachten die Karnevalisten Joachim Ridders (66) von der Kolpingspielschar Höntrop. „Der ehemalige Wattenscheider Stadtprinz ist an den Folgen eines tragischen Reitunfalls verstorben. Heute Vormittag war die Beisetzung. So dicht liegen auch im Karneval Freud und Leid beieinander“, sagte Festausschuss-Präsident Bernd Lohof.
Bochumer Gala: Das neue Dreigestirn stellt sich vor
Der Stadtgarde gelang es, die Gäste auf Frohsinn umzustimmen. Die Tänzer aus verschiedenen Vereinen haben sich zum Aushängeschild des Bochumer Karnevals emporgeschwungen. Nicht nur die versammelte Stadtspitze mit OB Thomas Eiskirch und den Bürgermeisterinnen Gaby Schäfer und Erika Stahl staunte, welche Qualität die junge Garde mittlerweile gewonnen hat.
Seinen ersten Auftritt vor großem Publikum hatte das neue Bochumer Dreigestirn. Vor allem Prinz Marcus I. (Vogel) war die Nervosität deutlich anzumerken – aber auch seine unbändige Freude, die schmucke Prinzenrolle erstmals auszufüllen: „Meine Heimat ist Bochum im Revier und als Prinz Marcus regiere ich hier!“ Mit-Regenten sind Ex-Prinz Jochen Sieberin, der die liebreizende Jungfrau Hanna I. gibt, sowie Armin „Ems“ Papenheim als stolzer Bauer Armin I. „Auf Kohle geboren, Konfetti im Blut“, lautet ihr Sessions-Motto, „Nimm die Beine in die Hand“ ihr schmissiger Schlager, mit dem sie in den nächsten Wochen gute Laune verbreiten wollen. Im Ruhrcongress gelang das bereits prächtig.
Standing Ovations für Bernd Stelter
Was folgte, waren Auftritte, die vom Festausschuss „eingekauft“ waren. Das soll nicht despektierlich klingen. Anders als bei den angestammten Sitzungen der heimischen Klubs sind auswärtige, auch namhafte Künstler für eine Gala unverzichtbar. Eigengewächse allein reichen dafür nicht.
Bei der Auswahl bewies der Festausschuss bis auf eine Ausnahme ein gutes Händchen. Bernd Stelter, karnevalserprobter Comedian und Sänger, lästert über die Berliner Dauerbaustelle namens BER als „weltweit einzigem CO2-freiem Flughafen“ und zitiert Howard Carpendale und dessen Songs zum Brexit: „Dann geh doch“ ebenso wie – vielleicht irgendwann einmal – „Hello Again“. Dafür gibt’s Standing Ovations. Die Mädels der mehrfach preisgekrönten Showtanzgruppe „Calypso“ zeigen waghalsige Akrobatik. Garden aus Siegburg und Erkelenz bringen mit Tanz und Gesang den „großen“ rheinischen Karneval ins Ruhrgebiet. Und die ganzjährige BO-Allzweckwaffe Michael Wurst heizt mit Party-Hits ein, ohne – klar doch! – Herbies Nationalhymne „Bochum“ zu vergessen.
Travestie war der einzige Fehlgriff
Einziger Fehlgriff war Tina Trump. So emsig sich der Dortmunder Travestie-Künstler auch im Rollentausch (u.a. als torkelnde Amy Winehouse) versuchte: Der Funke sprang nicht über. Travestie im Karneval: Da gibt’s noch reichlich Luft nach oben.
Am 3. Februar folgt der Seniorenkarneval
Närrisch weiter geht es im Ruhrcongress am Montag, 3. Februar, um 15 Uhr mit dem Seniorenkarneval, bei dem erneut der Festausschuss Bochumer Karneval das Programm gestaltet. Der Eintritt kostet 9 Euro (inklusive Kaffee und einem Stück Kuchen).
Weitere Termine sind der GroBoKa-Frühschoppen am 9. Februar im Herz-Jesu-Pfarrsaal Hamme, der Straßenkarneval am 22. Februar auf dem Husemannplatz sowie die Umzüge am Karnevalssonntag (23.) in Wattenscheid und am Rosenmontag (24.) in Linden.
Bernd Lohof und sein Team können’s verschmerzen. Von einem gelungenen Neustart spricht Bochums Ober-Karnevalist. Ob’s 2021 im Ruhrcongress weitergeht? „Wünschenswert wäre es allemal.“ Sicher sei aber noch nichts.