Bochum. Bochum hat in der neuen Karnevalssession wieder ein männliches Dreigestirn. Dabei hatte der Bauer eine reichlich lange Leitung.

„Ems“ hatte eine lange Leitung – was als Technischer Angestellter der Fakultät für Elektro- und Informationstechnik an der Ruhr-Uni ja nicht ganz abwegig erscheint. Erst im Mai, nach reichlich Bedenkzeit, gab Armin Papenheim seine Zusage. Der Prinz und die Jungfrau hatten sich da längst auf ihre Rollen verständigt. Was fehlte, war der Bauer. Der ist nun da – und der nächste flotte Dreier im Bochumer Karneval komplett.

Seit der vorzeitigen feierlichen Inthronisation am Zehnten im Elften auf der Dahlhausener Ruhrlandbühne werden die Jecken in unserer Stadt wieder von einem männlichen Dreigestirn regiert. Nach der weiblichen Variante mit Birgit Müller, Christiane Bausen und Petra Lohof sind es erneut drei Mannsbilder aus den Reihen der Zwerge von Christ König, die die ursprünglich rheinische Tradition ins Ruhrgebiet transferieren.

Jungfrau hat schon Erfahrung als Prinz

Jochen Sieberin hat als Tollität schon reichlich Erfahrung. Als Ober-Zwerg füllte er im ersten Bochumer Dreigestirn 2011/12 die Prinzen-Rolle aus. Zum närrischen 33. Geburtstag der Christ-König-Karnevalisten vom Steinring war für den Rentner frühzeitig klar: In der Session 2019/20 will er wieder ran. Diesmal allerdings als holde Jungfrau mit güldenen Zöpfen und dem liebreizenden Namen Hanna I. (die weibliche Ableitung von seinem vollständigen Vornamen Hans-Joachim).

Dreigestirn unterstützt Frauenhaus

„Auf Kohle geboren, Konfetti im Blut“, lautet das Motto des Bochumer Dreigestirn für die Session 2019/20.

Dabei ist das Trio auch für einen guten Zweck im Einsatz. Sticker werden verkauft. Der Erlös kommt dem geplanten Neubau des Frauenhauses in Bochum zugute.

Die Messlatte liegt hoch: Das weibliche Dreigestirn hat in der letzten Session mehr als 5000 Euro beim Sticker-Verkauf eingenommen. Das Geld wurde an den Kinderhospizdienst und das Hospiz St. Hildegard gespendet.

Jochen (64) alias Hanna war auf den weiblichen Part festgelegt. „Den Bauern nimmt mir keiner ab“, sagt er. Und der Chefposten war frühzeitig besetzt. Auftritt Marcus Vogel. „Seit Jahren ist es mein Traum, als Bochumer Prinz den Wattenscheidern zuzujubeln“, schwärmt der 52-Jährige, auch er ein langgedienter Zwerg. In dieser Session bietet sich die Chance. Im Februar 2020 rollt, wie alle zwei Jahre, ein Umzug durch die alte Hellwegstadt. „Ach wär’ ich nur ein einzig Mal...“: Vogel ist als schmucker Prinz Marcus I. am Start, wie auch am Rosenmontag in Linden. Dafür hat der Gesundheits- und Krankenpfleger dreieinhalb Wochen Urlaub genommen. Seit 35 Jahren arbeitet er im St.-Elisabeth-Hospital in Herten – als Leiter der Zentralsterilisation, was er ausdrücklich nicht mit Jungfrau Hanna in Verbindung bringen will.

Bei der Inthronisation in Dahlhausen löste das männliche Dreigestirn am vergangenen Wochenende seine weiblichen Vorgänger ab.
Bei der Inthronisation in Dahlhausen löste das männliche Dreigestirn am vergangenen Wochenende seine weiblichen Vorgänger ab. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

Bauer geht rechtzeitig in Rente

Fehlte nur noch der Bauer. Armin Papenheim, den alle nur „Ems“ nennen, ließ sich zwar lange bitten, schlüpft nun, ein Stück weit über sich selbst erstaunt, aber doch in das blau-weiße Ornat des lustigen Landwirts. Dabei hätte der 65-Jährige womöglich auch ein schöne Maid abgegeben: Von seinem spatzengleichen Auftritt als Mireille Mathieu schwärmen sie bei den Zwergen bis heute. So oder so: Urlaub muss „Ems“ nicht einreichen. Ende Januar, rechtzeitig zum Start der heißen Phase, geht Armin I. nach 44 Dienstjahren an der Ruhr-Universität in den Ruhestand.

Dem Trio ist beim Besuch in der WAZ-Redaktion die Vorfreude auf die Session anzumerken. Rund 100 Termine warten bis Aschermittwoch auf das Dreigestirn und seine Adjutanten Petra Lohof, Matthias Betken, Marie Wagner und Jannis Fischer.

Schmink-Künste sind noch ausbaufähig

Bei den Mädels im Begleitstab will sich Jochen Sieberin in den nächsten Wochen intensiv das Handwerk des Schminkens abschauen. Noch benötigen er und seine Helferinnen für die visuelle Geschlechtsumwandlung rund 20 Minuten. Dabei hat er einen großen Auftritt schon hinter. In der Drogerie Douglas in der Bochumer City fand sich Jochen Sieberin kürzlich zum Probe-Make-up ein. „Einige Kunden“, grinst er bzw. sie., haben reichlich irritiert geguckt.“