Werne. Der „kleine Engel“ hob am Wochenende erstmals in Bochum-Werne ab. Das Weihnachtsmärchen verzauberte 700 Besucher in der evangelischen Kirche.
Als Ansgar Borgmann als Erzähler oben auf der Kanzel vom Leid der Weitmarer Familie Schmidt kündet, hat auch der letzte der 350 Besucher Tränen in den Augen. Schon zuvor hatte der „kleine Engel“ große Gefühle entfacht. Doch die Erinnerung an den tapferen 17-jährigen Emil und seinen tragischen Tod sorgt für einen besonders traurigen, zugleich aber auch herzenswarmen Moment in Werne, wo die evangelische Kirche erstmals Schauplatz des Bochumer Weihnachtsmärchens war.
„Kleiner Engel komm zurück“, heißt das neue, zehnte Abenteuer, mit dem Michael Wurst dem Himmelsboten Flügel verleiht. 2009 hatte der Sänger und VfL-Stadionsprecher seinen Rudy zum Leben erweckt. Seither ist er in Bochum fester Bestandteil der Vorweihnachtszeit: als Protagonist einer stets bewegenden und anrührenden Geschichte, die von Radio-Bochum-Moderator Ansgar Borgmann vorgetragen und von der „Tweens“-Band mit Michael Wurst, Vater Werner und Onkel Manfred (beide 65) sowie weiteren Instrumentalisten musikalisch in Szene gesetzt wird.
Umzug von Langendreer nach Werne
Zum Auftakt musste Rudy umziehen. Seine langjährige Heimstatt, die Pauluskirche in Langendreer, ist geschlossen. In Werne, an der Kreyenfeldstraße, standen die Kirchentüren für den kleinen Engel am Wochenende weit offen. Die Resonanz war auch an neuer Stelle immens: Die insgesamt 700 Karten für die Vorstellungen am Samstag und Sonntag waren Wochen zuvor vergriffen.
Für die Zuschauer ist es ein Fest für alle Sinne. Nicht nur, dass die „Tweens“ mit Songs von „Sound of Silence“ bis „Last Christmas“, von „Fly on the Wings of Love“ bis „Vincent“, von „Hallelujah“ bis „Oh Tannenbaum“ die angemessene Mischung aus Rock, Pop und Weihnachtsklassikern finden. Nicht nur, dass das tolle Publikum ebenso frohgemut einstimmt wie ergriffen zuhört. Nicht nur, dass Ansgar Borgmann als Erzähler voller Inbrunst und Empathie glänzt. Nein: Diesmal verleiht Michael Wurst seiner Rudy-Geschichte eine ganz persönliche, erschütternde Note.
Erinnerung an Emil Schmidt
Rudy ist im Alarmmodus: Der Teufel persönlich schmuggelt sich ins Himmelsreich ein. „Lu“, wie Luzifer der Einfachheit halber genannt wird, gelingt es, die digitale Schaltstation für den Einsatz der Engel und des Christkindes mit einem Virus außer Betrieb zu setzen. Weihnachten ist in Gefahr! Kann ausgerechnet der 17-jährige Tim, der kurz zuvor an einem Krebsleiden verstorben ist, den diabolischen Plan als Neu-Engel verhindern?
Fortsetzung folgt in Linden
Nach den beiden Aufführungen in evangelischen Kirche Werne schwebt der „kleine Engel“ am kommenden Wochenende nach Linden. Auch die beiden Termine in der Christuskirche (14. und 15.. Dezember) sind ausverkauft.
Somit werden in diesem Advent insgesamt 1500 Besucher das Weihnachtsmärchen gesehen haben.
Bereits fest steht: Für Rudy und seine Freunde wird es 2020 eine Fortsetzung in Werne geben.
Alsbald wird klar: Tim ist im wahren Leben Emil Schmidt. 2016 war der Weitmarer Schüler an Leukämie erkrankt. Die Hilfsaktion „Emil, du bist nicht allein“ löste stadtweit große Anteilnahme aus. 2017 war es Emils Schwester Josephine, die für ihren Bruder Knochenmark spendete. Emil schien nach einer Transplantation gerettet, kehrte nach Hause und in die Heinrich-Böll-Gesamtschule zurück, schmiedete Zukunftspläne. Doch der Krebs kehrte zurück. Unbarmherzig. Tödlich. Im Februar starb Emil, mit 17 Jahren, so wie Tim beim „kleinen Engel“, bei dem zu Emils Ehren Elton Johns „Candle in the Wind“ erklang.
Dreieinhalb Stunden Emotionen und Herzenswärme
Am kommenden Wochenende will Familie Schmidt bei der Aufführung in der Christuskirche dabei sein. Nicht nur deshalb können sich auch die 800 Besucher in Linden auf dreieinhalb hochemotionale Stunden freuen. Fröhlichkeit und Herzenswärme, Trauer und Trost, Mitgefühl, Nächstenliebe und wahre Besinnlichkeit: So, genau so, muss Weihnachten sein.