Bochum. Eine Bochumer Rentnerin streitet mit der Bogestra. Sie sei in einer Straßenbahntür eingeklemmt worden. Das sei unmöglich, entgegnet die Bogestra.
Ist das Ein- und Aussteigen in der Straßenbahn gefährlich? „Ja!“, sagten 2014 zahlreiche WAZ-Leser und schilderten mitunter haarsträubende Erlebnisse. „Nein!“, entgegnete die Bogestra und bekräftigte: „Die Tür-Technik ist sicher.“ Mehr als fünf Jahre später gibt es einen neuen Fall. Wie damals ist es eine Bochumer Rentnerin, die beteuert, in einer Straßenbahntür eingeklemmt und verletzt worden zu sein. Wie damals widerspricht die Bogestra: Das kann nicht sein.
Es ist der Morgen des 31. Oktober, als sich Brigitte Habbecke daheim in Stiepel auf den Weg zu ihrer Freundin an der Castroper Straße macht. Mit der Linie 318 fährt sie bis zur Haltestelle Planetarium. „Vor mir verließen zwei Fahrgäste ganz normal die Bahn“, berichtet die 70-Jährige. „Ich war mit meinem rechten Bein schon draußen, als sich plötzlich die Tür bewegte. Sie ging ruckartig auf und zu. Ich steckte in dem Spalt fest. Immer wieder rammte die Tür gegen meinen Körper, auch gegen meinen Kopf.“
Bochumer Bahn-Unfall: Arzt diagnostiziert mehrere Prellungen
Aus eigener Kraft habe sie sich nicht befreien können. „Zum Glück schafften es einige junge Leute schließlich, die Tür aufzudrücken. Mir tat alles weh“, erzählt Brigitte Habbecke. Sie ließ sich erst bei ihrem Hausarzt, dann bei einem niedergelassenen Chirurgen untersuchen. Dessen Diagnose, die der WAZ vorliegt, weist multiple Prellungen des Schädels, der linken Schulter und des linken Knies aus. „Mit einer Rückbildung der Beschwerden ist zwei bis vier Wochen nach dem Unfall zu rechnen“, heißt es im Attest.
Schon 2014 gab es heftige Diskussionen
Der Streit zwischen Brigitte Habbecke und der Bogestra erinnert an eine wochenlange Diskussion 2014. Damals hatte eine 81-jährige Bochumerin erklärt, dass sich in Höntrop beim Einsteigen in die Straßenbahn 310 plötzlich die Tür geschlossen habe. Sie sei rückwärts auf den Gehweg geschleudert und schwer verletzt worden.
Das Amtsgericht wies ihre Klage auf Schmerzensgeld zurück und gab der Bogestra Recht. Wie auch jetzt führte das Nahverkehrsunternehmen an, die Lichtschranken-Technik sei einwandfrei und werde regelmäßig kontrolliert. Eigens für die WAZ wurde dies in der Bogestra-Werkstatt demonstriert.
Zahlreiche Leser zogen diese Darstellung dennoch in Zweifel und berichteten, gleichfalls in Bahn-Türen eingeklemmt worden zu sein.
„Wochenlang kam ich nicht ohne Schmerztabletten aus“, sagt Brigitte Habbecke und zeigt sich „tief enttäuscht“ über die Bogestra. In einem Unfallbericht hatte sie die Geschehnisse vom 31. Oktober aufgeschrieben. „Auch das ärztliche Attest liegt dort vor. Aber was macht die Bogestra? Weist alles zurück und tut so, als sei nichts geschehen.“
Rechtsabteilung weist Haftung zurück
In der Tat heißt es in einem Schreiben der Bogestra-Rechtsabteilung an die Rentnerin: „Ein technischer Defekt konnte an unserem Triebwagen nicht festgestellt werden (...) Eine Haftung unsererseits können wir Ihnen bedauerlicherweise nicht in Aussicht stellen.“
Auf WAZ-Anfrage untermauert Bogestra-Pressesprecher Christoph Kollmann die Ablehnung. Die Straßenbahntüren seien sicher. „Beim Öffnen werden Lichtschranken aktiviert. Werden sie durch ein- beziehungsweise aussteigende Personen unterbrochen, verhindert der damit verbundene Mechanismus das Schließen der Türen.“
Rentnerin: Mir geht es nicht ums Geld
An der Automatiktür selbst gebe es eine Druckleiste. Deren Technik verhindere, die Tür erneut zu öffnen, wenn beim Schließen ein Widerstand festgestellt wird. „Zudem gibt es noch eine Sicherungseinrichtung in der Elektronik“, so die Bogestra. Und: „Der Schließvorgang wir durch ein Warnsignal angekündigt. Sobald dieses Signal ertönt, darf sich im Türbereich nicht mehr aufgehalten werden.“ Darüber informierten auch Aufkleber.
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Für die Bogestra gibt es keinen Zweifel: So wie von Barbara Habbecke dargestellt, könne sich der Unfall nicht ereignet haben. Die 70-Jährige beharrt auf ihrer Schilderung. „Und ein Warnsignal habe ich auch nicht gehört.“ Dabei gehe es ihr nicht ums Geld, sagt die Stiepelerin. „Ich würde mich zumindest über eine Entschuldigung freuen. So geht man nicht mit Kunden um.“
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