Bochum. Die 26-jährige Frau aus Bochum, die ohne Lizenz Lippen aufgespritzt hatte, ist nach sieben Monaten wieder frei. Sie zahlte 100.000 Euro.
Die 26-jährige Frau aus Bochum, die wegen illegaler aufgespritzter Lippen seit April in U-Haft saß, ist seit kurzem wieder auf freiem Fuß.
Sie hatte jetzt während ihres Prozesses wegen gefährlicher Körperverletzung und Steuerhinterziehung 100.000 Euro an den Fiskus überwiesen – genau die Summe, die sie während ihre jahrelangen Behandlungen an Umsatzsteuern nicht abgeführt haben soll.
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Die weiteren Verhandlungstage – wie auch an diesem Donnerstag – sitzt sie nun ohne Wachtmeisterinnen im Rücken im Sitzungssaal. Rund sieben Monate lag hatte die ehemalige Jura-Studentin (kein Abschluss) im Gefängnis gesessen.
Die 2. Strafkammer hörte am Donnerstag weitere Zeuginnen, die sich von ihr bis zur Festnahme Anfang April Lippen, Nase und Kinn haben aufspritzen lassen, um schöner zu wirken. Die Angeklagte hatte aber gar keine Lizenz und Ausbildung zum Lippenaufspritzen. Die Anwerbung erfolgte immer über ihren extrem erfolgreichen Instagram-Auftritt; sie hatte eine sechsstellige Anzahl an Followern.
„Es sah schrecklich aus, überall blau“
„Sie war sehr bekannt“, sagte eine ehemalige Kundin (23), eine Romanistik-Studentin aus dem Rheinland, am Donnerstag den Richtern. „Überall“ habe es Werbung gegeben, „dass sie das so gut kann“. Und positive Kommentare im Internet. Deshalb sei auch sie nach Bochum gekommen, um sich die Lippen auffüllen zu lassen. Für 300 Euro in bar. Danach war sie aber entsetzt. „Es sah schrecklich aus, überall blau“, sagte sie. Sie habe sich später einen Schal um den Mund gewickelt, weil sie sich sonst nicht getraut habe, „so auf die Straße zu gehen“. Auch Schmerzen habe sie gehabt. Nach 15 Einstichen.
Oberstaatsanwalt Andreas Bachmann fragte, ob sie sich auch hätte behandeln lassen, wenn sie gewusst hätte, dass die Angeklagte gar keine Heilpraktikerin sei. Antwort: „Nee, das hätte ich auf keinen Fall in Kauf genommen.“
„Ich war nur noch am Heulen“
Ähnlich äußerten sich auch weitere junge Zeuginnen am Donnerstag. Eine sagte: „Es war alles dick und blau. Ich war nur noch am Heulen.“ Sie habe sich „nicht mehr rausgetraut“. Die überwiegende Mehrzahl aller Kundinnen war aber offenbar sehr zufrieden. Trotzdem sind 34 Fälle der gefährlichen Körperverletzung angeklagt.
Bereits vor kurzem wurde ihre Cousine (29) wegen gleichgelagerter Taten zu vier Jahren Haft verurteilt. Auch der 26-Jährigen droht eine mehrjährige Haftstrafe.