Bochum. Anderswo hat die Feuerwehr Personalsorgen, in Bochum aber nicht. Es wurden bereits viele junge Führungskräfte für die Zukunft angeworben.
Bei der Nachbar-Feuerwehr in Witten herrschen größere Sorgen wegen der personellen Aussichten in den nächsten zehn Jahren; zu viele gehen in Pension, zu wenige kommen nach. Bei der Berufsfeuerwehr Bochum sieht die Situation anders aus. „Ich habe keine Angst, dass wir in einen Personalmangel laufen“, bekräftigt Feuerwehrchef Simon Heußen (40) in einem WAZ-Gespräch.
Vor wenigen Tagen liefen in der Hauptwache intensive Gespräche zu den Personalplanungen. Dabei kam heraus, dass 32 Prozent der insgesamt 387 Einsatzkräfte in den nächsten zehn Jahren in den Ruhestand gehen. Von den jetzt 40 Führungskräften sind es sogar fast 50 Prozent (19 Leute), die sich verabschieden werden. Trotzdem sieht Heußen eine „strukturell gute Ausgangslage“ für die Zukunft. Und dies, obwohl mit der geplanten vierten Feuerwehrwache in Weitmar ab 2023 weitere 30 Stellen besetzt werden müssen.
Das liegt an zwei Faktoren: an vielen bereits erfolgten Neueinstellungen im gehobenen Dienst und an gutem Nachwuchs im mittleren Dienst.
Viele Bewerber in Bochum mit guten Niveau
14 junge Führungskräfte sind vor kurzem bereits von anderen Feuerwehren in Deutschland abgeworben worden, teils aus Eckernförde. Ihr Alter liegt zwischen Mitte 20 und Mitte 30. Zusätzlich bildet die Bochumer Feuerwehr zurzeit weitere elf Führungskräfte aus.
Gleichzeitig freut sich die Feuerwehr Bochum über hohe Bewerberzahlen jedes Jahr: mehrere Hundert. Davon werden aber nur 20 bis 24 pro Jahr angenommen, mehr werden nicht benötigt. Das qualitative Niveau sei in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Feuerwehr-Personalleiter Markus Wendelberger: „Wir haben früher oft lange diskutiert, welchen Bewerber wir noch nehmen können. Jetzt diskutieren wir, welchen geeigneten Bewerber wir auf die Reserveliste setzen müssen.“
Aufnahmebedingungen wurden entschärft
Der Anstieg der Bewerberniveaus liegt laut Wendelberger auch daran, dass die Azubis, die Brandmeisteranwärter, seit einiger Zeit fast das Doppelte verdienen als früher. Außerdem wurde die sportliche Aufnahmeprüfung, die die meisten Bewerber überfordert hatte, ein bisschen entschärft. Mit dem Ausscheiden wegen der Sportprüfung wurden leider auch andere, vielleicht viel wichtigere Fähigkeiten mit aussortiert – eine potenzielle Verschwendung.
Neu ist auch, dass Bewerber zwar eine abgeschlossene Berufsausbildung haben müssen, nicht aber unbedingt wie früher eine Handwerkslehre, bevor man sich bewirbt. Lediglich handwerkliche und räumliche Grundfähigkeiten müssen nachgewiesen werden. Wenn zum Beispiel ein Bewerber ein 200-Liter-Fass für ein 50-Liter-Fass hält, muss er befürchten, dass die Jury sofort abwinkt. Durch die Öffnung in den Anforderungen sollen auch mehr Frauen angeworben werden; jetzt wurde zum Beispiel eine Erzieherin eingestellt.
Nicht nur das Gewinnen von guten Mitarbeitern sei wichtig, auch das Halten
Auch die Aufstiegschancen bei der Feuerwehr hätten sich verbessert, sagt Feuerwehrchef Heußen. Zusätzlich verweist er auf modernere Arbeitsbedingungen wie die Möglichkeit, bestimmte Arbeiten außerhalb des Alarmdienstes von zu Hause aus zu erledigen. „Gerade bei der Gewinnung von Führungskräften spielen Dinge wie flexible Arbeitszeiten und Zufriedenheit mit den Arbeitsbedingungen eine größere Rolle als 100 Euro beim Gehalt.“ Nicht nur das Gewinnen von guten Mitarbeitern sei wichtig, auch das Halten.